Ein vermeintlich harmloser Witz im Instagram-Reel sorgt für Ärger: Sie fühle sich „nicht abgeholt“, schreibt eine Userin in den Kommentaren und cancelt erbost das Abonnement des Profils. Der Autor ärgert sich zunächst über diese Empfindlichkeit – und bemerkt im nächsten Moment seine eigene. Solche Situationen sind längst Alltag: Der digitale Raum, einst als Ort der Verbindung gefeiert, ist zum Schauplatz von Glaubenskriegen und Empörungswellen geworden. Ein beiläufiger Kommentar genügt, um starke Emotionen auszulösen.
Doch es bleibt nicht bei leichter Reizbarkeit. Auch extremere Formen wie Beleidigungen und Verunglimpfungen sind keine Einzelfälle. Eine Studie des „Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz“ zeigt, dass fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten in Deutschland persönlich Hass im Netz erfahren hat, wobei ein Viertel sogar mit körperlicher Gewalt bedroht wurde (vgl. Ferber, 2024). Bei jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren haben bereits 73 Prozent Hassrede online miterlebt, wie aus einer Studie des „Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft“ (Geschke et al., 2019) hervorgeht. Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, dass Hass im Netz kein Randthema von extremistischen Gruppen ist, sondern als ernstzunehmendes Problem die gesamte Breite und Schichten der Gesellschaft durchzieht, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.
Weiterlesen mit dem Digital-Abonnement
Unser Anspruch – Ihre Unterstützung: Erfahren Sie mehr über die Philosophie des Coaching-Magazins.