Ethik
Das Pandemie-Geschehen stellt auch Coaches vor neue Herausforderungen. War Online-Coaching bereits vor Covid durchaus ein Thema, so stellt die Pandemie einen massiven Beschleuniger für diese Art des Coachings dar. Welche moralischen Aspekte es in diesem Zusammenhang zu beachten gibt, erläutert dieser Artikel.
Die Zahl der Online-Coachings ist in der Coronazeit stark gewachsen. Nach den Ergebnissen der Coaching-Marktanalyse 2021 (Rauen, 2021) stieg der Anteil der Coachings, die via Videokonferenz erfolgten, gegenüber der Vorjahreserhebung von 7,7 auf 37,11 Prozent an. Im Gegenzug sank der Anteil der persönlichen Gespräche in Präsenz von 75,71 auf 45,07 Prozent. Im Rahmen der Folgeerhebung konnte das Online-Coaching nochmals zulegen. Der Anteil via Videokonferenz durchgeführter Coachings fällt nun mit 45,00 Prozent gar höher aus als jener des Präsenz-Coachings, der auf 44,01 Prozent gefallen ist (Rauen & Ebermann, 2022).
Viele Coachings erfolgten aufgrund der Kontaktbeschränkungen online und ein Ende dieses Zustandes ist auch nach der Pandemie nicht abzusehen. Zu hoch sind die monetären Einsparungen und auch jene hinsichtlich des Zeitaufwandes (An- und Abreise sowie Raumbuchungen etc.). Coaches können aus dem Büro heraus weltweit ihrer Tätigkeit nachkommen. Aber auch für die Klienten ist dies natürlich von Vorteil, denn die Anzahl der wählbaren Coaches ist damit höher und die Möglichkeit, einen zu finden, der sehr gut passt, wächst ebenfalls. Verwendet werden die bekannten, zumeist kostenlosen Videokonferenzsysteme, die unter Namen wie Teams, Zoom, Cisco Webex oder Skype – um nur einige zu nennen – auf dem Markt erhältlich sind. Auch Chat-Apps wie beispielsweise WhatsApp oder Signal bieten die Möglichkeit zu coachen.
Grundsätzlich unterscheidet man beim Online-Coaching zwischen einem synchronen und dem asynchronen Coaching. Beim synchronen Coaching, das per Videoübertragung erfolgt, hat der Coach die Möglichkeit, sein Gegenüber direkt in seinem Verhalten zu beobachten. Die visuelle Komponente ist ein Vorteil gegenüber dem ebenfalls synchronen Coaching per Telefon. Die asynchrone Methode lässt dem Klienten die Möglichkeit, länger über seine Reaktion und Äußerung nachzudenken. Zu nennen wären hier beispielsweise der Chat oder Sprachnachrichten.
Egal welche Form des Online-Coachings man nutzt, es sollte einem dabei bewusst sein, dass die Informationen, und dabei ist es egal, ob es sich um Geschriebenes, Gesprochenes oder ein Video handelt, über den Übertragungsweg des Anbieters also der entsprechenden App läuft. Dabei kommt es oft vor, dass die übermittelnden und (zwischen)speichernden Server sich im Ausland befinden und die beim Coaching entstandenen Informationen, trotz aller Verschlüsselung, durchaus von Dritten mitgelesen werden könnten.
Dieser Zustand mag vielleicht bei privaten Gesprächen akzeptabel sein, aber wie sieht es bei den vertraulichen Themen im Coaching aus? Wie klar sind den Beteiligten diese Vorgänge und welche Probleme können daraus entstehen? Dieses Thema hat auch rechtliche Aspekte und allzu oft tangiert diese rechtliche Seite die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Jedoch soll in diesem Artikel vornehmlich beleuchtet werden, welche moralischen Normen hier eine Rolle spielen. Dazu ist es notwendig, sich zunächst die relevanten Ethik-Begriffe einmal näher anzuschauen.
Es gibt eine Vielzahl ethischer Argumentationen und Philosophen denken schon seit Jahrtausenden über die Bewertungsgrundlage des Guten nach. Jedoch wurde bis heute keine abgeschlossene Definition gefunden und ein Ende der Suche nach den richtigen Argumentationen ist nicht in Sicht. Die meistgenannten Definitionen werden im Folgenden vorgestellt. Die Gesinnungs-, Pflichten-, und die Folgenethik sind Argumentationen bezüglich der Bewertungsgrundlage ethischen Handelns. (Göbel, 2016)
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