Wissenschaft

Team-Coaching zur Förderung der Team-Leistungsfähigkeit?

Erste Hinweise von Entwicklungsteams der Wirtschaftsunternehmen in Taiwan

Die Forschung zur Wirkungsweise des Coachings konzentriert sich vor allem auf die Steigerung der individuellen Leistungsfähigkeit. Der Einsatz des Coachings innerhalb von Teams in der Industrie ist bisher nur wenig erforscht. Wissenschaftliche Mitarbeiter der Technischen Universität und der National Sun Yat-Sen Universität in Taiwan, sowie der Monash Universität in Australien setzen sich in ihrer Studie mit der Frage auseinander, wie sich das Team-Coaching auf die Leistungsfähigkeit der Forschungs-und Entwicklungsteams der Industrie Taiwans auswirkt.

4 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 3 | 2010 am 13.07.2010

Die theoretische Grundlage für die Studie liefert die Team-Coaching [TC-]Theorie von Hackman & Wageman (2005). Demnach werden unter Team-Coaching Führungsverhaltens-weisen subsummiert, die die Teamfähigkeiten und deren Leistung verbessern. Der Fokus liegt besonders auf der Maximierung der Bindung der einzelnen Team-Mitglieder an das Team und seine Aufgabe (motivationale Funktion), die Optimierung der individuellen Beiträge der Mitglieder zur Lösung der Aufgabe und Erhöhung des Wissens der Team-Mitglieder (edukative Funktion), sowie auf der Anregung zu kreativen Innovationsprozessen, dem Generieren neuer Ideen und Problemlösestrategien (beratende Funktion).

Es wird angenommen, dass über die Optimierung der Team-Prozesse durch den Teamleiter die Arbeitszufriedenheit im Team und dadurch die Team-Effektivität erhöht wird. Der Interessens-Schwerpunkt dieser Studie lag in der Überprüfung der grundlegenden Wirkzusammenhänge zwischen Team-Coaching, den Aspekten der Teamleistung (Arbeitseinsatz, Strategiewahl, Wissen und Fähigkeiten) und der Effektivität des Teams.

An der Befragung nahmen 133 Forschungs- und Entwicklungsteams aus verschiedenen Industriesektoren teil (z.B. aus dem Bereich der Energieversorgung, der IT-Branche und Biotechnologie). Für die Aufnahme in die Studie mussten die Teams mindestens 3 Mitglieder und ein Teamleiter aufweisen, und die Teamaufgabe musste Innovation und Verbesserung der Innovation beinhalten. Die Autoren entschieden sich dazu, mehrere Perspektiven einzubeziehen. So wurden die Team-Mitglieder zu den Funktionen des Team-Coachings und zum Ausmaß des Arbeitseinsatzes während der Team-Phase befragt. Der Teamleiter schätzte Aspekte der Teamleistung ein und die Abteilungsleiter bewerteten die Team-Effektivität.

Wie sich in dieser Untersuchung zeigte, ergib sich kein direkter Zusammenhang zwischen dem Team-Coaching und der Team-Effektivität [TE]. Das TC ist eher verbunden mit Teilaspekten der Teamleistung, nämlich einem intensiveren individuellen Arbeitseinsatzes der Team-Mitglieder, sowie mit einer Verbesserung des Wissen und der Fähigkeiten der Team-Mitglieder. Die Entscheidung für die geeignete Problemlösestrategie weist dagegen keinen signifikanten Zusammenhang mit dem TC durch den Teamleiter auf, sondern diese scheint eher indirekt über den gezeigten Arbeitseinsatz und das Ausmaß des Wissens und der Fähigkeiten des Teams vermittelt zu werden. Dies interpretieren die Autoren dahingehend, dass ein höherer Arbeitseinsatz der einzelnen Team-Mitglieder mit einer schnelleren Identifikation und Wahl einer geeigneten Strategie zur Lösung der Arbeitsaufgabe verbunden ist. Die Verbesserung des Wissen und der Fähigkeiten der Team-Mitglieder erhöht die Wirksamkeit der Anwendung der ausgewählten Strategie.

Die Frage, ob das Team-Coaching die Effektivität des Teams steigert, kann für diese Untersuchung mit „ja“ beantwortet werden. Allerdings wird diese Wirkung durch Aspekte des Team-Prozesses vermittelt. Vor allem die Intensivierung des Arbeitseinsatzes der Team-Mitglieder durch ihren Teamleiter steht in einem positiven Zusammenhang mit der durch die Abteilungsleiter eingeschätzten Team-Effektivität. Gleiches gilt für die schnelle und korrekte Entscheidung für eine geeignete Problemlösestrategie im Innovationsprozess. Wie in dem Modell von Hackman und Wagemann (2005) angenommen, besitzen demnach Teilaspekte des Team-Prozess einen moderierenden Einfluss auf die Beziehung zwischen Team-Coaching und Team-Effektivität.

Fazit: Die Studie liefert Hinweise darauf, dass es selbst in dem relativ kurzen Zeitraum der Teamzusammenarbeit von ungefähr 3 Monaten für Teamleiter möglich ist, die Effektivität des Teams durch die Intensivierung des individuellen Arbeitseinsatzes, der Verbesserung des Teamwissens und der optimalen Nutzung der Teamfähigkeiten zu erhöhen. Unklar bleibt leider, welche der einzelnen Funktionen des TC, die Hackman und Wagemann (2005) postulieren, von den Teamleitern effizient eingesetzt wurde und inwieweit sich die Ergebnisse auf europäische Teams übertragen lassen. Unabhängig von dieser eingeschränkten Übertragbarkeit zeichnet sich diese Untersuchung durch den Einbezug einer großen Bandbreite an Entwicklungsteams aus verschiedenen Industriezweigen, sowie einer sorgfältigen Durchführung aus. Wünschenswert für zukünftige Arbeiten zur Wirksamkeit des Team-Coachings wären längsschnittlich angelegte Untersuchungen, die die Coachingprozesse begleiten.

Literatur

Liu, C.-Y., Pierola-Merlo, A., Yang, C.-H., & Huang, C. (2009). Disseminating the functions of Team-Coaching regarding Research and Development Team effectiveness: Evidence from High –Tech Industries in Taiwan. Social Behavior and Personality, 37 (1), 41-58.

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