Kommunikative Leistungen und Eigenschaften von Coaches

Welche Aspekte erachten Klienten als wichtig?

Kommunikative Leistungen und Eigenschaften von Coaches
© Foto: pathdoc/Shutterstock.com

Eine tragfähige Arbeitsbeziehung zwischen Coach und Klient gilt als wichtige Voraussetzung erfolgreicher Coachings. Coaching-Forschung stützt sich häufig auf Befragungen von Coaches. Die vorliegende Arbeit befasst sich hingegen mit der zweiten Hälfte der dyadischen Beziehung und geht der Frage nach, welche kommunikativen Leistungen und Eigenschaften sich (potenzielle) Klienten von ihren Coaches wünschen.

Ausgangslage

Die Anzahl an Menschen, die mit dem Themenkomplex Coaching mittelbar oder unmittelbar in Berührung gekommen sind, hat über die vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich und signifikant zugenommen (Bresser, 2016). Nichtsdestotrotz bleibt der Coaching-Prozess für Beobachter außerhalb der Coach-Klient-Dyade intransparent. Erfolg und Steuerbarkeit von Coaching sind eng an Vertraulichkeit innerhalb der Arbeitsbeziehung geknüpft (Mannhardt & De Haan, 2018). Während aus wissenschaftlicher – respektive professioneller – Sicht bereits Kompetenz- bzw. Anforderungsprofile für Coaches (z.B. Rauen & Steinke, 2019) sowie konkrete Rollenerwartungen (z.B. Schreyögg, 2015) formuliert worden sind, ist dies aus der Klientenperspektive vergleichsweise selten geschehen. Aufgrund dieser Forschungslücke lautet die übergeordnete Forschungsfrage der vorliegenden Untersuchung: Welche kommunikativen Leistungen und Eigenschaften des Coachs werden von (potenziellen) Klienten als besonders relevant erachtet?

Die Datenerhebung und Literaturrecherche zum Projekt vollzog sich im Rahmen einer Masterarbeit im Fach Medien und Kommunikation an der Universität Passau. Sie war in einen umfangreichen kommunikationswissenschaftlichen Forschungskontext zum Thema „Gratifikationen, kommunikative Leistungen und (Online-)Coaching-Formate“ eingebettet. In der Literatur besteht weitgehend Konsens darüber, dass erfolgreiches Coaching mannigfaltigen Faktoren unterliegt und bestimmte allgemeine Wirkfaktoren Prädiktoren erfolgreicher Coaching-Outcomes sind (Mannhardt & De Haan, 2018). Die Beschreibung der Charakteristika erfolgreicher Coaches erfolgte bisher, ähnlich wie in Bezug auf deren Rollenbild, teilweise theoretisch, anekdotisch oder stark qualitativ (Dagley, 2010). Bezüglich der Erfolgs- bzw. allgemeinen Wirkfaktoren haben Behrendt und Greif (2018) drei gängige Modelle zusammengefasst – in allen drei gelten die Coaching-Beziehung und Ressourcenaktivierung als essenziell.

Empirische Studien

Die einschlägigen Metaanalysen (siehe Kotte et al., 2018) fokussieren die Wirkfaktoren Coaching-Beziehungsqualität, Prozess- und Setting-Variablen wie Dauer und Feedback sowie den fachlichen Hintergrund des Coachs und seine Expertise. Sonesh und Kollegen gelingt es in diesem Zuge auf Basis zweier Primärstudien, den signifikanten Einfluss der Arbeitsbeziehung auf den Coaching-Erfolg empirisch nachzuweisen (Sonesh et al., 2015). Die von einer Vielzahl an Autoren als zentraler Wirkfaktor benannte Coaching-Beziehung laviert stets im Spannungsfeld zwischen Führen und Folgen und ist im Falle kompetenter Coaches von starker Wertesensitivität geprägt (Behrendt & Greif, 2018). Realitätskonstruktion erfolgt innerhalb der Coaching-Beziehung gemeinsam, sozial und intersubjektiv (Böhm, 2016).

De Haan und Page (2013) kommen in ihrer Studie zu folgenden Erkenntnissen: (1) Die Coaching-Beziehung ist der zuverlässigste Prädiktor des Coaching-Outcomes. (2) Die Selbstwirksamkeit des Klienten ist ein maßgeblicher Faktor bezüglich des Coaching-Erfolgs. Demnach sind die Persönlichkeiten der Coaching-Partner sowie die daraus (potenziell) resultierenden Differenzen die relevanten Input-Variablen. Statistische Grundlage dieser Erkenntnisse sind erhobene Daten aus 1.895 Coaching-Beziehungen. Im Zentrum der Ergebnisse steht die Erkenntnis, wie stark die Coaching-Beziehung auf die Effektivität und den Erfolg des gesamten Prozesses Einfluss nimmt: Besteht eine nur schwache Arbeitsallianz, kann keiner der anderen Wirkfaktoren dieses Defizit ausgleichen. Damit wird die essenzielle Bedeutung der Coaching-Beziehung für einen erfolgreichen Prozess empirisch bewiesen.

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