Fragt man Business-Coaches nach ihren inhaltlichen Themenschwerpunkten oder den häufigsten Anliegen ihrer Klienten, so gehört „Trauerbewältigung“ mit Sicherheit nicht in die Top 10 der häufigsten Antworten. Das ist auf den ersten Blick selbstverständlich, da es im Business-Coaching um Ziele und Herausforderungen aus dem Arbeitskontext gehen soll und Trauer als etwas angesehen wird, das im Privatleben stattfindet. In der Realität stellen Coaches jedoch immer wieder fest, dass es Themen gibt, die eine so gravierende Auswirkung auf alle Lebensbereiche ihres Klienten haben, dass sie nicht ausgeblendet werden können. Schwere Verluste und die damit verbundene Trauer gehören zu diesen unausweichlichen Konstanten des Lebens, da sie das soziale, körperliche und emotionale System des Klienten nachhaltig erschüttern und verändern. Viele Coaches werden an dieser Stelle unsicher, inwieweit sie auf die Trauer ihrer Klienten eingehen können und sollen. Die Unsicherheit ist durchaus angemessen: (Business-)Coaching und Trauerbegleitung sind aus gutem Grund unterschiedliche Professionen mit distinkter Zielsetzung und Prozessgestaltung. Dies bedeutet jedoch nicht zwingend, dass beide Formen der Begleitung sich kategorisch ausschließen. Dieser Artikel soll insbesondere aufzeigen, wie Coaching im Arbeitskontext ein Unterstützungsangebot für Trauernde darstellen kann, das eine traditionelle Lücke im inhaltlichen und methodischen Repertoire der klassischen Trauerbegleitung schließt – ohne sie dabei zu ersetzen.
Coaching beschreibt eine spezielle Form der personzentrierten Beratung, bei der der Klient im Austausch mit dem Coach dazu angeregt wird, individuelle Lösungen und Umsetzungsstrategien für seine Anliegen zu entwickeln. Im Business-Coaching konzentrieren sich die behandelten Themen und Zielsetzungen dabei auf den beruflichen Bereich, z.B. den Ausbau oder den Erhalt von Kompetenzen, Leistungsfähigkeit und das Erreichen beruflicher Meilensteine. Grundsätzlich wird im Coaching sehr lösungs- und zielgerichtet gearbeitet (Migge, 2023). Hierzu wird bereits zu Beginn des gemeinsamen Coaching-Prozesses eine möglichst konkrete Zielvereinbarung getroffen, die im Verlauf der Zusammenarbeit zwar angepasst werden kann, jedoch über die gesamte Zeitspanne der Zusammenarbeit verfolgt wird und als wichtiger Qualitätsmaßstab für den Erfolg der Maßnahme dient. Coach und Klient arbeiten dabei als gleichwertige Partner zusammen, wobei der Coach die Verantwortung für die professionelle Prozessgestaltung übernimmt. Die letztendliche Erreichung und die Qualität des Ergebnisses liegen jedoch maßgeblich in der Hand des Klienten. Auch wenn die Reflexion vergangener Ereignisse und Entscheidungen wichtige Ressourcen und Ansatzpunkte für Veränderung sichtbar machen kann, ist der Blick im Coaching eher auf die aktuelle Realität des Klienten und die Zukunft gerichtet.
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