Beruf und Arbeit sind wichtige Bestandteile unseres Lebens. Der Wechsel in ein neues Arbeitsverhältnis oder in die Selbständigkeit zählt zu den bedeutungsvollsten persönlichen Entscheidungen. Eine berufliche Neuausrichtung vollziehen deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchschnittlich nach knapp elf Jahren (Hove & Kaufmann, 2017). Ein Jobwechsel ist also eine wichtige, seltene und ungewohnte Angelegenheit. Klar, dass diese bei vielen Bewerberinnen und Bewerbern Stress, Unsicherheit oder auch das Bedürfnis nach Orientierung auslöst.
Karriere-Coaching beim Jobwechsel beginnt mit der Entscheidung, eine Neuorientierung anzustreben, und endet mit Antritt der neuen Position. Ein Missverständnis ist, dass Karriere-Coaching mit Arbeitsvermittlung oder mit Präsentation offener Positionen gleichzusetzen ist.
Ja, der Coach muss sich bewusst sein, dass er beide Rollen inne hat. Er berät zu operativen Bewerbungsfragen wie Anschreiben, Lebenslauf oder virtueller Gesprächsführung. Zu persönlichkeitsentwickelnden Fragestellungen coacht er.
Ich bin der festen Meinung: Corona wird zum Musterbrecher. Coach und Klient haben folgende Job-Umfeld-Veränderung zu verstehen und zu berücksichtigen:
Dies lässt sich anhand von drei „Check-Stationen“ zusammenfassen, die im Coaching reflektiert bzw. durchlaufen werden sollten:
Check-Station 1 – Persönliche Positionsbestimmung
Verfügen Kandidatinnen und Kandidaten über die notwendige persönliche Stärke, gibt es genügend finanziellen Spielraum und unterstützt die Familie einen so herausfordernden Veränderungsprozess? Bedeutend ist auch, ob der Klient oder die Klientin schon häufiger Veränderungen durchlebt hat und auf ausreichende Resilienz aufbauen kann.
Check-Station 2 – Aufbruch aus der Komfortzone
Wie hoch ist die Attraktivität der sicheren Komfortzone im Vergleich zur möglichen Zukunft? Folgende Checkfrage ist im besten Fall positiv zu beantworten, soll der Weg der Neuorientierung fortgesetzt werden: Sind die Vorteile der Komfortzone kleiner als die Vorteile der Zukunft inklusive des steinigen Wegs bis zum neuen Job?
Check-Station 3 – Z-Z-Z-Z-Ansatz
Coach und Klient spielen gemeinsam den für das Karriere-Coaching entwickelten Z-Z-Z-Z-Ansatz (Abb. 1) durch:
Ziel glasklar formulieren
Die Antizipation des Zielbilds heißt für Bewerberinnen und Bewerber: Visualisierung des neuen Jobs. Das hilft bei der konkreten Beschreibung, welche Aufgaben ausgeführt und welche Kompetenzen ergänzend eingesetzt werden und mit welchen Akteuren sich Zusammenarbeit und neue Arbeitsweise und Kultur gestalten. Dabei werden auch Gefühle und Stimmungen beschrieben.
Zweck der Tätigkeit vergegenwärtigen
Um wirklich gute Arbeitsergebnisse zu liefern, braucht es intrinsische Motivation. Nur so entsteht der Flow, in dem wir die Extra-Meile gehen. Die Kernfrage lautet: Besteht der persönliche Wunsch darin, HIN zu einem neuen oder WEG vom bisherigen Job zu gehen? Sind Sicherheit, Gehalt, Status oder andere externe Faktoren die größere Motivation?
Zuversicht bei Hindernissen und Rückschlägen
Manchmal laufen die Dinge nicht so, wie wir es uns wünschen. Auf dem Weg zum Ziel gibt es unabdingbare Herausforderungen, Hindernisse und Rückschläge. Im Coaching sind diese zu erkunden. Dabei kann es sich um äußere Umstände oder auch persönliche Aspekte wie Emotionen, Überzeugungen oder Angewohnheiten handeln. Angst und Aktionismus sind in all diesen Situationen schlechte Ratgeber.
Der Coach kann seinem Klienten/seiner Klientin dann verdeutlichen, dass ein kühler Kopf wichtig ist. Es ist entscheidend, bewusst zu bleiben und nicht in die Rolle des verzweifelten Bittstellers zu rutschen. Die Konzentration auf die eigenen Stärken und Erfolge unterstützt diese Haltung.
Zukunft gestalten
Um den Lieblingsjob zu bekommen, braucht es zu guter Letzt einen Plan, wie die Herausforderungen und Hindernisse auf dem Weg zum Ziel zu meistern sind. Die Chance, das Ziel zu erreichen, ist nachweislich größer, wenn konkrete Handlungsanweisungen zu den Herausforderungen definiert werden.