Beruf Coach

Fragen an Sabine Sluyter

Sabine Sluyter beantwortet Fragen zum Thema Burn-out

4 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 4 | 2022 am 16.11.2022

Welche Phänomene deuten auf einen Burn-out hin?

Durchgehender Stress, Verlust der Motivation und fehlende Energie können einen Burn-out anzeigen. Betroffene verlieren oftmals ihre Ziele aus dem Blick und sind depressiv verstimmt. Sie fühlen sich unverstanden, allein gelassen, sind handlungsunfähig und haben nur noch ein geringes Selbstbewusstsein. Um nach überwundenem Burn-out den Wiedereinstieg in den Beruf zu meistern, ohne dabei erneut in eine Negativspirale zu geraten, kann ein Coaching sinnvoll sein.

Was sollte ein Wiedereinstiegs-Coaching, das nach dem Burn-out ansetzt, bieten?

Das Coaching sollte von Vertrauen, Wertschätzung und Diskretion geprägt sein. In einem solchen geschützten Rahmen können Betroffene offen über ihre Gefühle sprechen und gemeinsam mit dem Coach die Ereignisse ausfindig machen, die den vorangegangenen Burn-out verursacht haben, um ein Bewusstsein für die Falle zu schaffen, in die sie bereits einmal getappt sind. Es gilt, sich auf die eigenen Stärken, Fähigkeiten und Erfahrungen zu besinnen, um den Wiedereinstieg in einem ressourcenvollen Zustand und mit Zuversicht anzugehen. Im Coaching-Prozess können verschiedene Methoden eingesetzt werden: Stress- und Resilienzmanagement, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken; Ressourcenaufbau und Reframing, also die Neurahmung der Situation; Selbstfürsorge und Entspannungstraining, um wieder Kraft zu schöpfen. Darüber hinaus sollten Betroffene vom Coach ehrliches Feedback erhalten. Auf dieser Basis können sie eine neue Perspektive entwickeln. Zu klären ist für sie dabei, wo sie gerade stehen und was sie in Zukunft daraus machen möchten. Dies ist notwendig, um in den privaten und beruflichen Alltag zurückzufinden. Abrupt kann die Rückkehr in den Job jedoch nicht gelingen. Vielmehr sollte sie in dem Maße erfolgen, wie sie für die Betroffenen gut und verträglich ist. Mit vier bis acht Wochen müssen die Rückkehrer, Vorgesetzten und Kollegen erfahrungsgemäß rechnen, bis Wiedereinsteiger voll einsatzfähig sind.

Welche Hürden und Fallstricke sind beim Wiedereinstieg zu überwinden?

Druck sollte tunlichst vermieden werden. Im Idealfall gibt es Sondervereinbarungen, die zwischen dem Betroffenen, dem Coach, der Führungskraft, der Personalabteilung, dem Betriebsrat und ggf. dem Betriebsarzt abgestimmt sind. Gut möglich und üblich ist es, dass die Betroffenen zunächst stundenweise an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Es wird dann versucht, die Belastbarkeit kontinuierlich zu steigern, um eine erneute Überlastung zu vermeiden. Eine der größten Sorgen, die Wiedereinsteiger nach einem Burn-out mit sich tragen, besteht darin, dass Vorgesetzte und ihr Team ihnen nichts mehr zutrauen. Deshalb ist es bereits vor dem Beginn der Wiedereingliederung wichtig, klar und deutlich zu kommunizieren. Möchten Betroffene dauerhaft Stunden reduzieren, gewisse Aufgaben nicht mehr übernehmen oder weniger Kunden betreuen, sollten sie dies mit ihrer Führungskraft und ggf. mit der Personalabteilung absprechen. Der Coach kann hier eine Vermittlerrolle einnehmen oder den Klienten auf die Gespräche vorbereiten. Der Rückkehrer muss sein Arbeitsumfeld für sich passend gestalten und lernen, zu Aufgaben auch mal „nein“ zu sagen.

Welche Rolle spielt die Kommunikation am Arbeitsplatz?

Die Kommunikation im Umfeld des Rückkehrers ist entscheidend. Vorgesetzte müssen im Team verständlich erklären, welche Vereinbarungen für den Prozess und den Betroffenen gelten. Eine transparente Kommunikation über die Vorgehensweise der Wiedereingliederung beugt Gerüchten vor. Ist das Team im Bilde, ist es für alle leichter, den Betroffenen wieder gut zu integrieren – wenn auch vielleicht mit einem auf Dauer anderen Aufgabenbereich als vorher. Denn gerade eine Umstrukturierung des Arbeitsalltags und eine Verhaltensänderung können dabei helfen, einen erneuten Burn-out zu vermeiden. Waren Betroffene vor der ersten Erkrankung beispielsweise einem hohen Stresspotenzial ausgesetzt, war dieses sicherlich eine Ursache des ersten Burn-outs – und könnte auch schnell zu einem Rückfall beitragen. Einige Betroffene entscheiden sich daher gar für einen beruflichen Wechsel.

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