Würden Sie auf ein Schiff steigen, bei dem der Kapitän nicht genau weiß, ob er zum Ziel kommt? Die Mannschaft von Christoph Kolumbus hat es getan. Sie begaben sich ins Unbekannte, ohne Gewissheit, was sie erwartet. Genau diese Offenheit führte zu einer der größten Entdeckungen der Geschichte.
Coaches stehen manchmal vor ähnlichen Situationen: keine klaren Wege, keine vordefinierten Ziele – nur den Willen, gemeinsam mit dem Klienten Neues zu erkunden. Dieses bewusste Nicht-Wissen ist eine Chance. Es schafft den Raum, in dem unerwartete Möglichkeiten entstehen können, die mit starren Plänen und Konzepten selten zum Vorschein kämen.
Coaches stehen häufig vor der Herausforderung, Orientierung bieten zu wollen – und betreten dabei zugleich mit dem Klienten unbekanntes Terrain. Der Wunsch nach Sicherheit führt leicht dazu, auf bewährte Konzepte, Tools und Diagnosen zurückzugreifen. Doch gerade dieser Griff ins Bekannte kann den Blick für das Wesentliche verstellen. Wer jede Situation mit vorhandenem Wissen durchdringen will, riskiert, die Dynamik des Moments zu übersehen.
Zhuangzi, einer der bedeutendsten Philosophen des antiken China und Wegbereiter des Daoismus, war kein Freund klarer Definitionen oder absoluter Gewissheiten. Für ihn war Wissen nicht notwendigerweise der Schlüssel zur Erkenntnis – oftmals betrachtete er es sogar als ihr Hindernis. Denn wer glaubt, etwas zu wissen, hört oft auf, genauer hinzusehen.
Ein bekanntes Beispiel dafür findet sich in einer Anekdote aus seinem Werk (Zhuangzi, 2008): Sein Freund Huizi berichtet von riesigen Kürbissen, die er für nutzlos hält, weil sie zu schwer für den Alltag waren und zu zerbrechlich für praktischen Gebrauch. Zhuangzi erwidert sinngemäß zusammengefasst: „Wenn du solche Kürbisse hast, warum nicht ein Floß daraus bauen und auf den Flüssen segeln?“ Diese Antwort bringt sein Denken auf den Punkt: Nicht der vorgegebene Nutzen zählt, sondern die Fähigkeit, Dinge mit frischem Blick zu betrachten – jenseits vertrauter Kategorien.
Coaches kennen das: der Drang, noch eine Methode zu lernen, noch ein Modell zu verstehen. Doch wie viel trägt das neue Wissen tatsächlich zum Prozess bei? Kann man wirklich unbegrenzt Informationen in sich aufnehmen? Zhuangzi formuliert es an anderer Stelle so: „Unser Leben ist begrenzt, doch das Wissen ist grenzenlos. Gefährlich ist's, dem Grenzenlosen nachzugehen mit dem, was Grenzen hat.“ (ebd., S. 65) Daher ist es wichtig, klug zu filtern und sich bewusst dafür zu entscheiden, etwas nicht zu wissen.
Zweifellos bringt mangelndes Wissen erhebliche Risiken mit sich: Wer nicht genügend informiert ist, tappt leicht im Dunkeln, läuft in Fallen und übersieht wesentliche Fakten. Entscheidungen können voreilig oder unvollständig getroffen werden – mit weitreichenden Folgen.
Im Coaching äußert sich diese Problematik besonders deutlich: Ohne ausreichendes Verständnis der Situation des Klienten besteht die Gefahr, Zusammenhänge falsch einzuschätzen oder ungeeignete Methoden anzuwenden, die mehr verdecken als lösen. Auch die Beziehung zwischen Coach und Klient kann unter Wissensdefiziten leiden. Wenn zentrale Begriffe missverstanden oder branchenspezifische Herausforderungen unterschätzt werden, entsteht schnell der Eindruck, nicht ernst genommen oder falsch verstanden zu werden. Das schadet nicht nur der Atmosphäre, sondern auch der Glaubwürdigkeit des Coachs.
Zudem fehlt ohne eine solide Basis an Theorie und Erfahrung oft das nötige Urteilsvermögen. Es bleibt unklar, wann eine Intervention wirklich sinnvoll ist und wann sie besser unterbleibt. Ohne Orientierung gerät das Coaching leicht ins Beliebige oder wirkt sogar kontraproduktiv.
Wissen ist ein scharfes Werkzeug, dessen Umgang Vorsicht und Besonnenheit verlangt. Wer viel weiß, hat viele Optionen – doch jede dieser Möglichkeiten verlangt Prüfung. Am Ende steht man wie gelähmt vor lauter Türen, ohne sich entscheiden zu können.
Zhuangzi würde wahrscheinlich etwas sagen wie: „Wer ständig nach dem besten Wind sucht, verpasst die Strömung.“ In der Vielzahl der Wege geht oft die Bewegung verloren. Wissen kann tatsächlich geistig lähmen. Wer glaubt, alles wissen zu müssen, zögert, zweifelt, rechnet unablässig mit Risiken. Statt ins Handeln zu kommen, versinkt man in Abwägungen, die immer neue Zweifel nähren.
Mehr noch: Die Folgen beschränken sich nicht auf das Geistige. Zu viel Wissen, zu viel Grübeln belastet auch den Körper. Wer den Kopf übermäßig füllt, bringt Geist und Körper aus dem Gleichgewicht. Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, tiefe Verunsicherung und Erschöpfung sind mögliche Begleiterscheinungen. Der Geist braucht nicht nur Nahrung – er braucht auch Platz.
Ein Musiker muss sein Instrument beherrschen – doch erst wer Bach und Mozart bewusst temporär vergisst, kann frei improvisieren und Neues schaffen. Ähnlich sieht Zhuangzi das Verhältnis von Wissen und Nicht-Wissen: nicht als Gegensatz, sondern als Wechselverhältnis. Er plädiert für das „Vergessen“ von erworbenem Wissen, um im „natürlichen Fluss“ – der Intuition, Gefühl und die Reaktion auf die aktuelle Situation zulässt – handeln zu können.
Coaching ist kein Entweder-oder. Wissen gibt Struktur, Orientierung und eine gemeinsame Sprache. Nicht-Wissen hingegen öffnet Räume, ermöglicht den Einsatz von Intuition, hält Überraschungen aus und lässt Neues entstehen. Beide Pole bedingen einander: Wer nur weiß, riskiert Dogmatismus und verhärtetes Denken. Wer nur nicht weiß, verliert Halt und Perspektive. Zhuangzi sucht nicht die Mitte – er sucht das bewegliche Gleichgewicht. Doch wer war dieser Zhuangzi eigentlich?
Zhuangzi lebte vor rund 2.300 Jahren im alten China – mitten in einer Zeit intensiver geistiger Auseinandersetzung, in der sich verschiedene philosophische Schulen formierten. Anders als Konfuzius, der auf klare Normen, eine strenge gesellschaftliche Ordnung und moralische Pflichten setzte, verstand sich Zhuangzi eher als Wanderer zwischen den Welten. Er war ein Meister des Spiels mit Gegensätzen und des Hinterfragens fester Wahrheiten.
Seine Schriften sind weniger Lehrbücher denn poetische Erzählungen, reich an Gleichnissen, manchmal humorvoll, oftmals rätselhaft. Dieser spielerische Umgang mit Sprache und Sinn regt dazu an, starre Denkmuster aufzubrechen und offen zu bleiben für das Ungewisse, das Unbekannte.
Im Zentrum seiner Philosophie steht das Dao – der „Weg“, die natürliche Ordnung aller Dinge. Doch dieses Dao ist kein fester Plan, kein vorgezeichnetes Ziel. Es ist ein Fluss, der alles verbindet und in ständiger Bewegung bleibt. Es zeigt sich im Wechsel der Gegensätze: Tag und Nacht, Ruhe und Aktivität, Leben und Tod. Zhuangzi lehrt: Wahres Glück und tiefe Freiheit entstehen, wenn wir diesem Fluss folgen – wenn wir mit dem Leben gleiten statt gegen es anzukämpfen.
Sein Einfluss auf die chinesische Kultur ist enorm und im Alltagsleben durchaus präsent: Von Literatur und Kunst bis zu Politik prägt seine Philosophie das Verständnis von Natur, Mensch und Gesellschaft bis heute. Und nicht zuletzt hält er auch für die moderne Beratungs- und Coaching-Welt wertvolle Impulse bereit: Nicht das Aufpfropfen fester Konzepte, sondern Flexibilität, spielerische Offenheit und das Vertrauen in den Prozess selbst stehen im Vordergrund. Gerade für Menschen, die Neuland betreten – sei es in der Unternehmensführung, bei der Entwicklung neuer Märkte oder in persönlichen Transformationsprozessen, ist Zhuangzis Haltung besonders hilfreich.
Zhuangzi gibt uns keine festen Regeln oder starren Vorschriften an die Hand. Er weigert sich, den Menschen und seinen Weg festzulegen oder in ein starres System zu pressen. Seine Ethik ist eine des Nicht-Eingreifens, des Respekts vor der Eigenbewegung der Dinge. Zhuangzi vertraut darauf, dass alles eine eigene natürliche Ordnung findet – wenn man es nur lässt und nicht mit starren Vorstellungen oder übertriebener Kontrolle stört. Auch mahnt er, vorschnelle Urteile zu vermeiden und nicht sofort eingreifen zu wollen, nur weil man glaubt, etwas besser zu wissen oder zu können.
Ethik aus dieser Perspektive heißt vor allem: Raum lassen. Zuhören ohne vorgefasste Meinung. Nicht dominieren, sondern begleiten. Sich selbst zurücknehmen, ohne die eigene Kraft aufzugeben. Es ist eine Haltung, die auf Respekt, Demut und Vertrauen beruht – Vertrauen in den Menschen und in das, was sich entfalten will.
Zhuangzi entwirft kein starres Idealbild vom Menschen, sondern beschreibt den „wahren Menschen“ als jemanden, der in tiefem Einklang mit dem Dao lebt. Der wahre Mensch ist frei von festgefahrenen Vorstellungen, gesellschaftlichen Zwängen und Ängsten. Er lässt sich nicht von Kontrolle, Verstandeszwang oder äußeren Erwartungen bestimmen, er bleibt offen, beweglich und gelassen. Er lebt nicht gegen das Leben, sondern mit ihm – wie ein Blatt im Wind, das sich den Strömungen anvertraut, ohne sich dagegen zu stemmen. Dies bedeutet eine tiefe Haltung des Vertrauens in den Prozess des Werdens, in die Weisheit des Augenblicks.
Der wahre Mensch urteilt nicht vorschnell, versucht nicht, alles begreifen oder lenken zu müssen. Stattdessen nimmt er das Leben an, so wie es ist: voller Überraschungen, Widersprüche und Ungewissheiten. Seine Freiheit liegt darin, dass er sich immer neu auf die Gegebenheiten des Moments einlassen kann, ohne sich an Vorstellungen oder Ergebnissen festzuklammern.
Im Coaching wird das Unbekannte allzu oft als Problem wahrgenommen. Man sucht nach Klarheit, Struktur und konkreten nächsten Schritten – als müsse man nur genug wissen, um die richtige Richtung zu finden. Doch das Unbekannte ist kein Defizit, keine Lücke, die es zu füllen gilt. Es ist vielmehr ein freier Raum voller Möglichkeiten, ein Feld der Potenziale, das darauf wartet, entdeckt zu werden.
Wahre Einsichten entstehen selten im Terrain des Bekannten. Sie erwachsen dort, wo wir uns für das Unerwartete öffnen und uns überraschen lassen vom Leben, von unserem Gegenüber, von uns selbst. Genau dort beginnt echte Veränderung: Nicht da, wo alles klar ist, sondern da, wo sich Unsicherheit zeigt und Raum für Neues entsteht. So wie Kolumbus nicht wusste, was er finden würde – aber wusste, dass man nichts findet, wenn man nur die bekannten Küsten ansteuert. Wer nur Sicherheiten sucht, bleibt in vertrauten Mustern gefangen. Wer hingegen bereit ist, ins Ungewisse aufzubrechen, erschließt neue Horizonte.
Ein Coaching, das das Unbekannte zulässt, wirkt nicht weniger professionell – es wirkt lebendig, authentisch, menschlich. Es ist der Unterschied zwischen einem Tourguide, der routiniert Standardpfade abgeht, und einem Begleiter, der gemeinsam mit seinem Klienten eine wirkliche Entdeckungsreise unternimmt – ohne festgelegtes Ziel, aber mit offenen Sinnen für das, was unterwegs entsteht.
Ein Pauschaltourist folgt dem Plan: Abflugzeit, Hotel, Ausflugsprogramm – alles festgelegt, Überraschungen ausgeschlossen. Sicher, bequem – aber auch begrenzt. Er reist nicht in die Welt hinaus, sondern bleibt innerhalb vorgegebener Bahnen. Ein Crewmitglied auf Kolumbus’ Schiff hatte das nicht, sondern ein Ziel in unbekannten Gewässern, ohne Rückfahrtstermin. Hinaus ins Unbekannte. Mit Risiko, Ungewissheit – und mit der Möglichkeit echter Entdeckung.
Coaching kann beides sein. Es gibt Phasen, da braucht es Struktur, Klarheit, Schritt-für-Schritt-Pläne. Aber wenn Unternehmen an Wendepunkten stehen – in Veränderungsprozessen, neuen Phasen oder bei tiefen Zerwürfnissen – dann braucht es mehr als Methoden: Es braucht Mut, Offenheit und Vertrauen in den Prozess selbst.
In einer Welt voller Unsicherheit ist der Coach kein Steuermann mit festem Kursplan, er ist eher ein Navigator: Jemand, der die Bedingungen liest – Wind, Strömung, Wetter – und daraus ableitet, was möglich ist. Wie ein erfahrener Seefahrer nicht gegen das Meer kämpft, sondern mit ihm arbeitet, so begleitet ein Coach nicht gegen die Realität des Klienten. Er verlässt sich nicht auf Kontrolle, jedoch auf achtsame Orientierung.
Ein Navigator hat keine absolute Gewissheit, aber ein geschultes Auge. Er bringt Erfahrung, Gelassenheit und Haltung mit – und vor allem: Vertrauen in die Reise. Das bedeutet, Umwege zuzulassen, das Ziel nicht zu erzwingen und den Kurs wenn nötig immer wieder neu zu bestimmen.
In dieser Rolle verlässt der Coach die Vorstellung, alles wissen zu müssen. Stattdessen wird er zum aufmerksamen Begleiter, der Impulse setzt, Fragen stellt, Zusammenhänge aufzeigt – aber nicht lenkt. Ein solches Coaching erkennt an: Nicht jede Bewegung ist planbar. Doch jede kann sinnvoll sein, wenn man bereit ist, wirklich hinzuschauen. Der Coach als Navigator steht damit für eine Ethik der Orientierung statt Kontrolle – und für ein tiefes Vertrauen in das Veränderungspotenzial, das gerade im Unbekannten liegt.
Wenn man als Coach eine Session betritt mit der Gewissheit, dass man nicht alles kontrollieren kann, aber weiß, was man mitbringt – die eigene Präsenz, Erfahrung, Haltung –, dann entsteht echtes Momentum. Echte Begegnung. Raum für Entwicklung. Der Versuch, alles unter Kontrolle zu halten, hemmt oft mehr, als dass er weiterbringt.
Die Kontrolle aufzugeben, bedeutet nicht, in Passivität oder Resignation zu verfallen. Ganz im Gegenteil: Es geht darum, sich bewusst zu öffnen – für den Moment. Im Coaching heißt das, präsent und flexibel auf das einzugehen, was sich gerade zeigt. Kontrolle wird ersetzt durch Vertrauen – in den Prozess, in den Klienten und in die eigene Begleitkompetenz.
Spontane Einsichten, überraschende Ideen, unerwartete Wendungen – sie entstehen selten unter Druck, sondern in einem Raum, der Freiheit zulässt. Zhuangzi legt keinen festen Weg vor – gerade deshalb wird in seinem Denken Spontanität zur Methode.
Coaching, das sich am Geist des Nicht-Wissens orientiert, schafft genau diesen Möglichkeitsraum: einen Kontext, in dem nicht alles durchgeplant ist und Offenheit herrscht für das, was sich zeigt. Dafür braucht es die Fähigkeit, das Gefühl des Nicht-Wissens auszuhalten. Wer sich selbst erlaubt, nicht alles zu wissen, sendet ein Signal an den Klienten: Hier darf Neues entstehen. Hier darf gedacht, gezweifelt, gelacht und auch sich geirrt werden – ohne sofortige Bewertung. In solchen Momenten wird Spontanität zur Ressource. Und genau dort geschieht oft das Unerwartete, die eigentliche Bewegung im Coaching-Prozess. Für die Praxis heißt das:
Beispiel: Ein Coach, der vor einer Sitzung nicht alle Antworten parat hat, öffnet sich bewusst für den Moment. Statt vorgefertigte Lösungen anzubieten, hört er genau zu und reagiert auf das, was wirklich wichtig ist. Das stärkt das Vertrauen und fördert echte Veränderungen.
Beispiel: In einem Team-Coaching entsteht plötzlich ein Thema, das vorher niemand auf dem Schirm hatte. Ein Coach, der loslässt, reagiert flexibel, statt stur an der Agenda festzuhalten. Das ermöglicht neue Einsichten und kreative Lösungen.
Beispiel: Ein Coach spürt, dass ein Klient mehr braucht als eine klassische Technik. Statt automatisch die „Standardmethode“ einzusetzen, fragt er nach und entdeckt so die eigentliche Herausforderung.
Beispiel: Ein Klient mit sehr engen Vorstellungen über seine Möglichkeiten wird durch gezielte Fragen eingeladen, weiterzudenken und neue Perspektiven zu entdecken.
Beispiel: Ein Coach nutzt Modelle und Methoden, sieht sie aber nur als Karten, da er weiß, dass echte Bewegung aus dem Kontakt mit dem Klienten entsteht, nicht aus starren Konzepten.
Der Klient ist ein Tech-Unternehmen in einer schwierigen Marktlage – sinkende Umsätze, harter Wettbewerb, kaum Spielraum für Investitionen. Der Coach war zum Strategiemeeting eingeladen. Die Stimmung war ratlos und gedrückt. Niemand wusste weiter – auch der Coach nicht, aber er blieb präsent. Mitten im Gespräch kam ihm ein Impuls. Keine große Idee, nur ein kleiner Gedanke. Er sprach ihn aus, ohne Gewissheit. Der CEO überlegte kurz, dann ein wissendes Lächeln.
Wochen später: Die Atmosphäre hatte sich gewandelt. Die Idee des Coachs war nicht die Lösung, aber der Auslöser. Sie setzte Denkprozesse in Gang, brachte das Team in Bewegung. Neue Schritte wurden umgesetzt – mit spürbarem Effekt. Diese Erfahrung zeigt: Coaching heißt nicht, fertige Antworten zu liefern. Sondern Räume zu öffnen, in denen neue Lösungen überhaupt erst entstehen können.
Coaching nach Zhuangzi heißt, den Mut zu haben, in eine Session zu gehen, ohne alles wissen zu müssen. Es ist die Kunst, im Unbekannten gelassen zu bleiben, den Prozess zu vertrauen und sich selbst als Navigator zu sehen. Das Unbekannte ist kein Feind, sondern ein Ort voller Möglichkeiten. Wer diesen Raum öffnet, schenkt Klienten nicht nur Antworten, sondern echte Entdeckungen.
Vielleicht ist das die größte Gabe, die Coaches mitbringen können: Nicht die fertige Lösung, sondern den Mut, gemeinsam loszusegeln – mit offenem Geist, ganz wie die Mannschaft von Christoph Kolumbus.
Wer tiefer in die Welt von Zhuangzi eintauchen und sein Werk selbst erleben möchte, dem seien zwei Übersetzungen ans Herz gelegt:
Dabei gilt: Jede Übersetzung ist zugleich Interpretation. Die altchinesischen Urtexte sind sprachlich vielschichtig, voller Bilder, Wortspiele und kultureller Anspielungen. Ähnlich wie bei althochdeutschen Texten lassen sie sich nicht einfach wortwörtlich ins heutige Deutsch übertragen. Wer mehrere Übersetzungen vergleicht, entdeckt daher immer neue Bedeutungsnuancen – und erlebt Zhuangzi nicht als fertige Lehre, sondern als offene Einladung zum eigenen Denken.