Beruf Coach

Fragen an Benjamin Koch

Coach Benjamin Koch beantwortet Fragen aus der Praxis

3 Min.

Erschienen im Coaching-Magazin in der Ausgabe 4 | 2018 am 21.11.2018

Welche Inhalte kommen im Coaching zur Sprache?

Die Themen, die im Rahmen eines Coachings bearbeitet werden, können sowohl fachlicher als auch sozialer oder persönlicher Natur sein; so kann es u.a. um Krisenbewältigung, Work-Life-Balance, persönliche oder berufliche Neuorientierung, Führungskompetenz oder Kommunikation gehen. Über die einzelnen Sitzungen eines Coachings hinweg werden unabhängig vom Thema mehrere Phasen durchlaufen. Am Anfang steht eine Kennenlernphase, die besonders wichtig für den Beziehungsaufbau zwischen Coach und Klient ist. Anschließend wird die aktuelle Situation des Klienten erfasst und das Hauptanliegen für den Coaching-Prozess formuliert, woraufhin die Phase der tatsächlichen Veränderungen folgt. Schließlich endet das Coaching mit einer Abschlussphase mit Fokus auf Transfersicherung.

Wie kann Transfersicherung im Coaching gewährleistet werden?

Das Problem ist bekannt: Im Einzel-Coaching werden scheinbar wesentliche Fortschritte erzielt, aber sobald der Klient in sein gewohntes Umfeld zurückkehrt, fällt er ins alte Muster zurück. Es geht also um die Frage, wie Veränderungen aus dem Coaching im alten System, das sich nicht verändert hat, umgesetzt werden können. Einerseits ist es dafür nötig, schon im Einzel-Coaching auch das soziale Umfeld und die Struktur des Unternehmens bzw. der Abteilung zu betrachten, was der im Coaching weit verbreiteten systemischen Perspektive entspricht. Andererseits können gezielt auf den Transfer bezogene Aufgaben ins Coaching einbezogen werden. Während des Coachings können Zustandswerte in skalierter Form erhoben werden, was ein Bewusstsein für Fortschritte und Veränderungen während des Coachings auf der Grundlage kontinuierlich erfasster Daten schaffen kann. Auch die Arbeit mit Hypnose kann transfersichernd wirken, da an praxisnahen emotionalen Zuständen gearbeitet werden kann.

Muss sich der Coach auch mit den Inhalten des Klienten auskennen?

Ein guter Coach benötigt Schnittstellenkompetenz: Er sollte im Arbeitsfeld des Klienten Erfahrungen haben, sich wichtiger Regeln und Normen bewusst sein, typische Motive von Menschen im entsprechenden Umfeld kennen und verstehen können. Dafür ist es aber nicht nötig, dass der Coach selbst den Beruf des Klienten ausgeübt hat, denn am Ende liefert nicht der Coach eine Lösung für den Klienten, sondern er hilft dem Klienten, selbst eine Lösung zu finden. So ist es beispielsweise beim Coaching von Leistungssportlern hilfreich, wenn er die typischen Themen und Probleme kennt, die die Sportler beschäftigen, und eine Vorstellung von deren allgemeiner Situation hat. Ein Sportpsychologe kann diese Voraussetzungen erfüllen, auch ohne selbst Leistungssportler gewesen zu sein. Dabei erleichtert eine wahrgenommene Nähe zur Lebenssituation des Klienten den Beziehungsaufbau.

Welche Beratung ist zielführend?

Es gibt zwei grundlegende Ausrichtungen professioneller Beratung, die Prozess- und die Expertenberatung. In der Prozessberatung wird dem Klienten kein Wissen vermittelt, sondern seine Reflexionsfähigkeit wird angeregt, er bekommt Hilfe zur Selbsthilfe. Bei der Expertenberatung dagegen wird der Berater als Fachexperte konsultiert, der selbst konkrete Lösungsvorschläge macht. Letzteres ist vor allem bei fachlichen Problemen sinnvoll, während bei komplexen Fragen der Kompetenzerweiterung die Prozessberatung zielführender ist. Im Ansatz des Situativen Coachings (Coaching-Magazin 1/2015) werden diese beiden Richtungen integriert, sodass sich ein darauf aufbauendes Coaching flexibel an situative Gegebenheiten anpassen kann. Individuelle Anpassung an den Klienten ist grundsätzlich ein wichtiger Bestandteil eines erfolgreichen Coachings. Nicht jede Technik ist für jede Fragestellung geeignet. Deshalb muss ein Coach über ein ausreichend großes Repertoire an Interventionen verfügen.

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