6. ESMT/KDVI Kolloquium: aktuelle Themen und bereichernde Präzedenzfälle

16.01.2015

Einmal im Jahr organisiert das Center for Leadership Development Research (CLDR) der European School of Management and Technology (ESMT) und das Kets de Vries Institute (KDVI) das „ESMT/KDVI Coaching Kolloquium”. Ein Teilnehmerbericht von Executive-Coach Mona Haug, PhD c.

Bereits zum sechsten Mal lud das ESMT zur zweitägigen, in englischer Sprache stattfindenden Veranstaltung „ESMT/KDVI Coaching-Colloquium“ Mitte Dezember 2014 nach Berlin ein. Das Thema des aktuellen Kolloquiums hieß „Transitions: Getting through ‚neither here nor there‘ moments“ und wurde unter der Leitung des CLDR-Direktors, Prof. Konstantin Korotov, und des Programmdirektors der ESMT, Andreas Bernhardt, am 12.12.2014 eröffnet. Den knapp 50 anwesenden Akademikern, Coaches, Personalleitern und Unternehmensberatern wurde ein kurzer Ablauf der folgenden zwei Tage präsentiert, die geprägt sein würden von interaktiven Lerneinheiten und deren praktische Anwendung für Coaches, der Vorstellung eines anonymisierten Präzedenzfalls durch den Direktor des INSEAD Global Leadership Centre (IGLC) der Business Schule INSEAD, Prof. Dr. Manfred Kets de Vries, der Präsentation der besten durch die Teilnehmer eingereichten Fallstudien und natürlich vielen Gelegenheiten zum Aufbau und zur Vertiefung sozialer Netzwerke.

Prof. Dr. Manfred Kets de Vries ist einer der bekanntesten Experten für Motivation, Führung und Organisationspsychologie, der u.a. an der Harvard Business School doziert. Zusammen mit der Programmdirektorin des IGLC, Elisabet Engellau, reflektierte er das Veranstaltungsthema. Kets de Vries glänzte wieder einmal durch sein fundiertes Wissen und seine große Erfahrung auf dem Gebiet der Träume. Bei dem von ihm präsentierten Präzedenzfall und begleitendem kollegialen Team-Coaching forderte er unnachgiebig die Anwesenden zu klärenden Fragen sowie einer gemeinsamen und schlüssigen Analyse auf.

Am Nachmittag des ersten Tages konnten sich die Anwesenden für einen der vier angebotenen Workshops eintragen: 1. „High stakes coaching“ von Andreas Bernhardt, 2. „Lead, Follow or Opt out: Are the Best and Brightest Leaving the Building?” von der stellvertretenden Direktorin des IGLC, Elizabeth Florent-Treacy, 3. „Transitions through Midlife: Happiness & Crisis” von Programmdirektor Dr. Thomas Hellwig (INSEAD) und 4. „Music and Coaching: An Interactive Laboratory. How and why music is a superconductor to the Inner Theater” von Murray Palewsky.

In einem der vier Workshops wurde den Anwesenden durch Moderatorin Elizabeth Florent-Treacy ein ungewöhnlicher Schweizer Präzedenzfall vorgestellt, bei dem die Teilnehmer in oppositionellen Gruppen ihre Argumente für eine Befürwortung oder Ablehnung einer Verfassungsänderung aufbereiten und anschließend vortragen durften. Hier war es für die Gruppenteilnehmer faszinierend zu erleben, welche körperlich erlebten emotionalen Regungen im Umgang mit übereinstimmenden oder ablehnenden Werten einhergingen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Kolloquiums war die interaktive Lerneinheit von Dr. Carol Kauffmann, Institute of Coaching, am Morgen des zweiten Kolloquium-Tages unter dem Titel „Countertransference & Context: How a positive psychologist can be happy in psychoanalytic space“. Dahinter verbarg sich ein sukzessiver Lernprozess für die Anwesenden, die allesamt der Faszination des inspirierend und lehrreich präsentierten Wissens erlagen. In einer ausführlichen Demonstration, die die Teilnehmer persönlich mit einbezog, führte die Moderatorin durch die verschiedenen Lernprozesse und unterstrich dabei selbstkritisch und witzig die Implikationen für Coaches.

Als ein für wertvoll gehaltener Programmpunkt, der in 2012 zum ersten Mal eingeführt wurde, war die Ausstellung von Poster-Präsentationen – von den jeweiligen Autoren oder Verantwortlichen eingehend und individuell erklärt. Hier gab es dann den günstigen Zeitpunkt, die aktuelle Vorstudie der Doktorandin Mona Haug kennenzulernen, die ihr Dissertationsprojekt „Gender quotas for leadership positions: a myth or a mandate?“ (University of the West of England, Bristol) Interessierten näher erläuterte. Das vorläufige Ergebnis der Auswertung der Führungs-Macht- und Genderliteratur weist darauf hin, dass mit Einführung der Frauenquote unterstützende Begleitprogramme für Frauen in Führungspositionen angeboten werden sollten. Hier liegt der Fokus auf strategischen Führungsansätzen und das Vertraut-Sein mit Machtregeln, -dynamiken und -spielen.

Ebenso spannend und aktuell war auch das Poster-Thema von Autor Karsten Drath zum Thema Resilienz. Insbesondere im Angesicht von Veränderungen, Rückschlägen und Krisen brauchen Menschen – und Führungskräfte in besonderem Maße – eine ausgeprägte Kompetenz, sich selbst zu steuern und das emotionale Innenleben konstruktiv zu beeinflussen. Mit seinem Buch „Resilienz in der Unternehmensführung“ hat er ein wissenschaftlich fundiertes Modell vorgestellt, mit dem sich die unterschiedlichen Einflussfaktoren von Resilienz erfassen und systematisch verbessern lassen.

Viele der Teilnehmer stellten fest, dass sie sich mittlerweile zum festen Inventar der Veranstaltung zählen. Einige der Coaches sind von Anfang an dabei, andere kamen zum ersten oder zweiten Mal. In Einem waren sich die Teilnehmer aus Russland, England, Malaysia, Brasilien, Deutschland und anderen Ländern einig: Das Wiederkommen lohnt sich und man hat den neuen Termin (04.–05.12.2015) bereits fest im Kalender vermerkt. (Mona Haug, PhD c.)


Stimmen zum 6. ESMT/KDVI Coaching-Kolloquium


Miriam Ziegler-Floericke, The Boston Consulting Group,
wurde die Veranstaltung von einer ehemaligen Kollegin empfohlen, die der Meinung war, dass das Coaching Kolloquium einer der interessantesten Veranstaltungen im europäischen Raum rund um das Thema Coaching sei. Frau Ziegler-Floericke kam in einer klassischen Teilnehmerfunktion, ohne Einreichung eines Coaching-Beispiels. Auf die Frage, was für Impulse sie mitgenommen hätte, antwortete sie:

„Zum einen den interessanten Einblick in die unterschiedliche Arbeitsweise von Coaches – vor allem auch außerhalb von Deutschland wie z.B. Russland oder im englischsprachigen Raum hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zum anderen die aktive Teilnahme aller Beteiligten auf dieser Konferenz- dadurch wurde diese zu einem wirklichen Kolloquium, also lebhafter und facettenreicher als klassische Messen zu diesem Thema, sowie der interessante Austausch mit den unterschiedlichen Teilnehmern während der Break-Out Sessions oder beim Abendessen. Außerdem, Menschen, die sich intensiv mit dem Thema Coaching auseinandersetzen, sei es, indem sie selber coachen oder in einer entsprechenden Verwaltungsfunktion eines Coaching-Bereichs / Abteilung innerhalb einer Firma tätig sind und darüber hinaus ein Interesse an wissenschaftlichen Studien zu diesem Themenfeld haben.“

Bärbel Kress, Kress Coaching und Consulting, meinte zur Veranstaltung:

„Das Coaching Kolloquium der ESMT war für mich ein besonderes Highlight im Jahr 2014. Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde klar, hier geht es tatsächlich um einen möglichst engen kollegialen Austausch mit den anderen Teilnehmern. Durch die sehr interaktive und inspirierende Gestaltung der Vorträge oder Workshops waren wir permanent im Gespräch. Viele neue Ideen, Eindrücke und auch nette persönliche Kontakte haben sich daraus ergeben. Ein großer Unterschied zu anderen Coaching Kongressen bestand in der Fallsupervision in Kleingruppen. Durch die kollegiale Beratung konnte die Supervision sehr strukturiert durchgeführt werden. Jeder Fall war zudem schon im Vorfeld von einem anderen Coach kommentiert worden. Dadurch hatte sich jeder sehr intensiv damit beschäftigt. Ich konnte so von dem sehr kompetenten und erfahrenen Blick einer Kollegin profitieren. Die Teilnehmer meiner Gruppe haben ihre Sicht auf den Fall dann ganz offen diskutiert, während ich als Fallgeberin nur gespannt zuhören durfte. Ich habe diese Fallbesprechungen als sehr wertschätzend und zugleich tiefgehend erlebt. Das Coaching Colloquium ermöglichte Lernen und Vernetzung auf hohem Niveau in sehr persönlicher Atmosphäre. Es war eine Freude, dabei sein zu dürfen.“

Die langjährige Teilnehmerin Dr. Sabine von Oesterreich fasste ihre Eindrücke der zwei Tage folgendermaßen zusammen:

„Es geht beim ESMT Kolloquium um Entwicklung und es ist interessant festzustellen, dass dies auch für das Format selbst gilt. Es wird immer interaktiver und internationaler. Besonders ist immer der Samstagnachmittag, an dem die Feedback Session zwischen Coaches und ihren Fällen stattfindet. Es ist eine unglaubliche Bereicherung das zu erleben, weil auch die Zusammensetzung der Teilnehmer so inspirierend ist. ESMT entwickelt sich aber auch selbst als Format. So gibt es vielmehr interaktive Momente, die spannend sind. Es ist ein gegenseitiges Lernen und Diskutieren, umso schöner auch, dass die Teilnehmer aus so unterschiedlichen Ländern kommen und somit eine interkulturelle Sicht gegeben wird. Eine wirklich unglaubliche Bereicherung“.

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