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Was Laien über Coaching denken

04.04.2012

Bachelorarbeit: 70 Prozent erwarten vom Coach die Experten-Hilfe.

Coaching ist ein relativ junges Angebot. Entsprechend findet man in der Literatur, aber auch im Internet vielfältige Hinweise darauf, was Coaching „eigentlich“ ist. Kann man also davon ausgehen, dass „der Mann auf der Straße“ im Bilde ist? Oder können auch Missverständnisse weitverbreitet sein? Was denken Laien tatsächlich über Coaching?

Die Wirtschaftspsychologin Melanie Klaes ist dem in ihrer Bachelorarbeit an der Hochschule Fresenius in Köln nachgegangen. Was die Sozialpsychologie im Laufe der Jahrzehnte über das Laienverständnis zutage gefördert hat, ist ernüchternd. Menschen bedienen sich im Alltag vor allem stereotyper Schemata und sogenannter Heuristiken, also sogenannter „Daumenregeln“. Dieses „Pi mal Daumen“ spielt auch für die Beurteilung von Coaching eine Rolle, wenn man es nicht wirklich genau weiß. Menschen suchen dann nach Vergleichen und Ankern, um sich ein Bild zu machen. Wer den Coach nur aus dem Sport kennt, und viele Menschen beziehen relevante Informationen über die Welt aus den Medien, wird in Bezug aufs Wirtschaftsleben hier also zur Metapher greifen: So wie ein Fußballtrainer ... Damit werden dann weitere Attribute, wie so jemand sein muss und wie er arbeitet, aktiviert – denn im Wirtschaftsleben, das ist klar, wird ja nicht Fußball gespielt.

Melanie Klaes hat mit 20 Personen aus dem Köln-Bonner-Raum problemzentrierte Interviews geführt. Sie fragte nicht nur nach deren Coaching-Verständnis, sondern auch danach, wann und wozu man Coaching brauche. Ebenfalls ließ sie sich einen Coach als Person und den Besuch bei ihm beschreiben.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten Laien nicht genau zwischen Coaching und anderen Beratungsformaten differenzieren. Der Hälfte der Befragten ist der Begriff aus dem Sport geläufig. Sie interpretieren Coaching ganz allgemein als eine „Hilfeleistung“. Da liegt es nahe, den Coach auch als „Experten“ zu sehen (70%). Wenn dieser allerdings „Hilfe zur Selbsthilfe“ vertritt, so die geläufige Meinung zum Selbstverständnis des Coachs seitens der Fachliteratur und der -verbände, ergibt sich eine erklärungsbedürftige, und damit kritische Situation.

Wie stellt sich „Otto Normalverbraucher“ nun einen Coach vor? Es ist auf jeden Fall jemand, der Erfahrung besitzt und kompetent ist, sowohl fachlich als auch sozial. Zwei Drittel der Befragten schätzen das Alter des Coachs auf 40 Jahre und älter. Die Hälfte kann sich sowohl männliche als auch weibliche Coaches vorstellen. Werden die Laien allerdings aufgefordert, sich den Coach bildlich vorzustellen, beschreiben doppelt so viele einen Mann als Coach als eine Frau. Ein Befund, der von repräsentativen Untersuchungen wie der Marburger Coaching-Marktstudie eindeutig konterkariert wird: Auf dem Markt überwiegen weibliche Coaches.

Beim Aussehen des Coachs denken knapp die Hälfte der Laien an „normal, aber gepflegt“, für ein Drittel ist der „typische Beraterlook“ (Anzug und Krawatte) angesagt. Die Hälfte der Laien erwartet zudem einen psychologischen, ein weiteres Viertel einen pädagogischen Hintergrund beim Coach. Einen wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildungshintergrund erwarten darüber hinaus ein Viertel der Befragten.

Was genau nun Inhalt der Dienstleistung Coaching sein soll, fällt den Laien allerdings schwer zu beschreiben. Den Besuch beim Coach beschreiben sie mehrheitlich als „Gespräch“. Zu den Methoden zählen für ein Drittel aber auch die Wissensvermittlung. Der Arbeitsansatz sei aber auf jeden Fall praxisorientiert, meinen drei Viertel der Laien. Inhaltlich werden vor allem der Ausbau von sozialen Kompetenzen, aber auch der von Fachwissen genannt. Eine typische Antwort lautet: „Das Problem ist gelöst oder man weiß, was man noch tun muss, um dahin zu gelangen.“ Für drei Viertel der Laien kann ein Coaching mit Blick auf die Ergebnisse Wahrnehmung und Bewusstsein einer Person verändern, insbesondere das Sicherheitsgefühl und das Selbstbewusstsein steigern.

Auch wenn die Ergebnisse nicht als repräsentativ zu werten sind, hat die Branche damit doch einen wichtigen Anknüpfungspunkt, über die Imagepositionieren nachzudenken. (tw)

Weitere Informationen:
http://www.hs-fresenius.de

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