Modewort „Burnout“

04.11.2011

Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit fünf Gründen gegen das Label.

Der inflationäre Gebrauch des schwammigen Begriffs „Burnout“ wird aus mehreren Gründen als verwirrungsstiftend, irreführend und längerfristig stigmaverstärkend eingeschätzt, so Professor Dr. Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Leipzig und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe:

  1. Der Begriff ist nicht klar definiert und in den maßgeblichen internationalen Klassifikationssystemen gibt es keine Diagnose „Burnout“.
  2. Ein Großteil der Menschen, die wegen „Burnout“ eine längere Auszeit nehmen, leidet de facto schlicht an einer depressiven Erkrankung.
  3. Problematisch und nicht selten in gefährlicher Weise irreführend ist, dass der Begriff Burnout eine Selbstüberforderung oder Überforderung von außen als Ursache suggeriert. Dies ist jedoch nur bei einer Minderheit der depressiv Erkrankten der Fall. Nicht in Hochleistungsbereichen, sondern bei Rentnern, Studenten oder Nicht-Berufstätigen tritt Depression häufiger auf.
  4. Mit dem Begriff Burnout ist die Vorstellung verbunden, dass langsamer treten, länger schlafen und Urlaub machen gute Bewältigungsstrategien sind. Verbirgt sich hinter diesem Begriff eine depressive Erkrankung, so sind dies jedoch oft keine empfehlenswerten und oft sogar gefährliche Gegenmaßnahmen. Schlafentzug ist stattdessen eine etablierte (stationäre) antidepressive Behandlung.
  5. Eine Vermengung von Stress, Burnout und Depression führt zu einer Verharmlosung der Depression. Stress, gelegentliche Überforderungen, Trauer sind Teil des oft auch bitteren und schwierigen Lebens und müssen nicht medizinisch behandelt werden. Depression dagegen ist eine schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankung, die sich wesentlich von dem Gefühl der Erschöpftheit unterscheidet, dass wohl jeder Mensch bisweilen morgens vor dem Aufstehen und auch nach einem langen Arbeitstag kennt. Die Verharmlosung der Depression verstärkt das Unverständnis gegenüber depressiv Erkrankten und das damit assoziierte Stigma. Der beste Weg zu einem optimalen Umgang mit der Erkrankung Depression ist es eine Depression auch Depression zu nennen. (tw)

Weitere Informationen:
www.deutsche-depressionshilfe.de

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