Firmen verbrennen ihre Spitzenkräfte

25.01.2011

Der Spiegel widmet sich – eher wenig differenziert – dem „Massenleiden Burnout“.

„Sie streben nach Perfektion - und scheitern an der Realität: Die Diagnose Burnout trifft vor allem ehrgeizige Leistungsträger“, argumentiert Autorin Maria Marquart in spiegel-online; die Print-Ausgabe (4/11) titelt „Ausgebrannt: Das überforderte Ich“. Das "Videospezial Burnout" fokussiert Einzelschicksale, ohne sie fachlich reflektiert aufzuarbeiten.

Ein Mediziner und eine Gesundheitspsychologin kommen im Beitrag für spiegel-online zu Wort, doch ansonsten mutet die Argumentation recht einseitig an. So wird beispielsweise der Eindruck erweckt, eine Burn-out-Welle suche das Land heim, indem völlig unvermittelt die Information gegeben wird: „Der Gesundheitsreport 2010 der Betriebskrankenkassen (BKK) zeigt, dass 2009 jeder neunte Krankheitstag der BKK-Pflichtmitglieder mit einer psychischen Diagnose begründet wurde. Seit Beginn der neunziger Jahre hat sich demnach der Anteil der psychisch bedingten Ausfalltage verdreifacht.“

Psychisch bedingte Ausfalltage mit Burn-out gleichzusetzen ist eindeutig unangemessen und zeichnet ein erschreckend schiefes Bild. Auf einschlägige Erkenntnisse – wie den aktuellen HTA-Bericht im Auftrag des BMG - wird erst gar kein Bezug genommen.

So kritisiert auch die Deutsche Gesellschaft für Supervision (DGSv), „dass der Artikel – wie die weit übermäßige Zahl aller Medienberichte rund um das Thema – lediglich an der Oberfläche des Problems kratzt und wichtige Fragestellungen außer Acht lässt, so die Frage nach strukturellen Ursachen und vor Allem nach der Verantwortung für die Zunahme der diagnostizierten Überforderung.“ Der Blick auf die „Vorderbühne der Symptome“ reiche nicht aus. Daher unterstütze die DGSv ein langfristig angelegtes Forschungsprojekt des Frankfurter Sigmund-Freud-Instituts und der TU Chemnitz, das diese Hinterbühnen sichtbar machen kann. (tw)

Weitere Informationen:
www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,740853,00.html

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