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Riskantes Coaching

22.04.2010

Dr. Michael Loebbert: Warum Coaching Forschung für die Praxis braucht.

Coaching ist die bedeutsamste Innovation der letzten 25 Jahre für die Unterstützung von persönlichen und organisatorischen Veränderungen: Individuell, persönlich, leistungsorientiert, hohe Passung, effizient – so Dr. Michael Loebbert in seinem monatlich erscheinenden Newsletter „Change Short Cut“ (04/10).

Dr. Loebbert, Studienleiter des Master of Advanced Studies (MAS) Coaching an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Olten und verantwortlich für den „Think Tank“ auf dem dort im Juni stattfindenden Forschungskongress „Coaching-meets-research“ (wir berichteten), lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Erfolg von Coaching für Kunden und professionelle Coachs derzeit mit Risiken verbunden ist:

  • Esoterik. Coaching-Ansätze werden wie Sekten gehandelt. Individuelle Ansätze und Formate verlieren den Bezug zu den Wirkungen des Coaching: Dogmatik, Unterordnung und Missionierung werden zu Arbeitsformaten. Auch mit der Anti-Scientology-Erklärung wird dann eher Glauben eingefordert als die sorgfältige Wahrnehmung der Wirklichkeit.
  • Guru- und Abhängigkeitsbeziehungen, der Coach wird zum Scharlatan. Coachs erleben sich selbst in ihrer persönlichen Wirkung, erfolgreiche Veränderungen schreiben sie sich selbst zu, statt der Anstrengung ihrer Klienten.
  • Strohfeuer ohne Nachhaltigkeit: Ohne die Bearbeitung des Organisationskontexts und der persönlichen Entwicklung des Klienten bringt Leistung als alleiniger Fokus nur kurzfristige Erfolge.
  • Verführung durch Wirksamkeit: Die Anwendungen von Tools sind wirksame Interventionen. Die Bedingungen für ihre Anwendung werden nicht mehr hinterfragt, der Theoriehintergrund nicht beachtet. So wird für einen guten Hammer jede Fragestellung zum Nagel.
  • Das falsche Rezept verschlimmert die Situation. Denn Rezepte funktionieren nur bedingt. Ein Beruf, der seine Ansätze und Werkzeuge nicht wissenschaftlich reflektiert und überprüft, verliert seine Berechtigung.

Sein Fazit: Coaching braucht Forschung für die Praxis. Wirkungsforschung, weil Auftraggeber nach „Beweisen“ fragen. Praxisforschung in der Evaluation von Theoriebildungen und wissenschaftlichen Ansätzen für die Praxis. Anwendungsforschung für die Weiterentwicklung von Vorgehensweisen und Werkzeugen in ihren jeweiligen Kontexten. (tw)

Weitere Informationen:
www.mloebbert.com/de/publications/d_short_cut.html
www.coaching-studies.ch/mas-coaching
www.coaching-meets-research.ch

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