Schweizerischer Beratungs- und Coaching-Tag

10.12.2009

Zum zweiten Mal fand am 18. November 2009 der „Schweizerische Beratungs- und Coachingtag“ im Berner Kursaal statt.

Unter dem Motto „Und jetzt? – Beraten in der Krise“ hatte der Berufsverband für Supervision, Organisationsberatung und Coaching (BSO) und die Beratergruppe reflect-on sowie das Züricher Institut für systemische Impulse eingeladen. Über 70 Teilnehmende aus dem Beratungsumfeld Wirtschaft, Nonprofit-Organisationen und Soziales waren nach Bern gefolgt.

Die Beraterinnen und Berater bemerken die Krise sehr wohl, auf den Fluren und beim Kaffee wurde sich über Geschäftsrückgänge unterhalten. Insbesondere bei großen Unternehmen sind Maßnahmen und Programme offenbar zusammen gestrichen worden. Doch die Beraterzunft war nicht gekommen, nur zu klagen. Sie wollte sich über Ideen und Verbesserungsvorschläge austauschen.

In seinem Eröffnungsvortrag zum Thema „Absichten und Ansichten der nächsten Führungsgeneration“ setzte sich Keynote-Speaker Professor Holger Rust mit der so genannten Dritten Kultur im Management auseinander. Seiner Ansicht nach werde im Management zu viel „Theater gemacht“. Er referierte über Zukunftsvisionen und zeichnete dabei die Parodie eines Bilds der jungen, karrierebewussten Manager mit fragwürdigen Vorbildern. Rust polarisierte in bekannter Manier und aktivierte sein Publikum gehörig.

Im folgenden Vortrag über „Unternehmenskultur in Krisensituationen“ unterschied Professor Sonja Sackmann zwischen endogenen, „hausgemachten“ und exogenen Krisen. Allzu schnell schiebe man derzeit der Wirtschaftskrise die alleinige Schuld zu. Doch eine Krise verschärfe und beschleunige nur, was vorher schon kritisch war, das würde nur allzu leicht übersehen. Krisen kommen zudem zeitverzögert, legte Sackmann in ihrer ruhigen und nüchternen Art dar, und gerade Kennzahlen zeigen meist nur die Vergangenheit. Deshalb müsse man sich vom „Tunnelblick“ der Krise lösen.

Paola Ghillani, im Jahr 2000 vom WEF in Davos zum „Global Leader for Tomorrow“ gewählt, zeigte an konkreten Beispielen aus der Schweizer Wirtschaft auf, dass Nachhaltigkeit und Leadership gerade in Krisensituationen keine Gegensätze sein müssen. In ihrer französisch lockeren Art kam sie beim Publikum sehr gut an. Manager, so Ghillani, seien oft wie Alchimisten, sie verwandelten Situationen – aber leider häufig zum Schlechteren. Wirtschaften diene keinem Selbstzweck, sondern müsse Innovationen ermöglichen. „Wir müssen nicht um Billigprodukte kämpfen, sondern um Innovation,“ so Ghillani. Nachhaltige Entwicklung umfasse die Bereiche „erfolgreich wirtschaften, soziale Entwicklung fördern und ökologische Verantwortung tragen“.

Im abschließenden Referat zeigte Professor Heike Bruch an einem Forschungsprojekt der Uni St. Gallen auf, wie wichtig der Fokus auf die eigene, die organisationale Energie im Unternehmen auch in Krisenzeiten ist. Sie machte deutlich, wie Energie fokussiert und mobilisiert werden kann und gerade bei kollektiven Systemen Energiemangel vorhanden sei. Nicht die Zufriedenheit müsse gemessen werden, sondern Energie und Engagement, so Bruch, denn Zufriedenheit könne auch angenehme Trägheit bedeuten, und verhindere dann Veränderungen.

Nach den beiden Keynotes am Vor- und Nachmittag standen den Teilnehmenden jeweils vier Workshops zur Verfügung, um den individuellen Themen zu „Beraten in der Krise“ vertieft nachzugehen. In kleinen Gruppen wurde dort eine Stunde intensiv gearbeitet. Solches hatten sich die Teilnehmer des letztjährigen Beratungstags explizit gewünscht.

Der Beratungstag war so ein voller Erfolg, auch wenn die Teilnehmerzahl etwas unter dem Vorjahr blieb. Der 3. Schweizerische Beratungs- und Coaching-Tag wird am 5. November 2010 wieder im Berner Kursaal stattfinden. (Peter Hutzler)

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