22.04.2009
Moderne Frauen suchen neue Perspektiven und Herausforderungen, das hat „emotion. Das andere Frauenmagazin“ aus dem Hause Gruner+Jahr (u.a. Brigitte, GEO etc.) schon lange begriffen. Und deshalb konzentriert sich das Magazin auch konsequent auf die Themen Persönlichkeit, Partnerschaft und Psychologie – und will ein „Coach zum Glück“ sein. Jeden Monat werden (Stand: Ende 2008) über 126.000 Exemplare des Magazins, mit Tipps und bewegenden Geschichten zu den Themen Karriere, Liebe & Familie, Körper & Seele, verkauft. Eine quartalsweise erscheinende Beilage „women at work“, die sich besonders an berufstätige Frauen richtet, wird über das Heft hinaus auch noch kostenlos über Kooperationspartner (Unternehmen, aber auch Wellness-Hotels oder Yoga-Clubs) verteilt. In einer stolzen Auflage von 330.000 Exemplaren. Neben Beiträgen über die Vor- und Nachteile von Voll- und Teilzeitstellen oder über das Abenteuer Auslandsjob findet die Leserin Anfang 2009 wie gewohnt auch Beauty-Tipps und solche zu „Taschen und Trolleys für jeden Typ“.
All das war dem Verlag nicht genug. Soeben wurde das Life-Coaching-Portal „emotion.coaching” gelaunched. Es soll Frauen dabei unterstützen, sich im Job weiter zu entwickeln. Da ist zunächst das Angebot, sich darüber klar zu werden, wo frau steht: Der „emotion Business Test“ dauert rund 30 Minuten, umfasst 145 Fragen, die sich auf mehr als 20 Persönlichkeitsdimensionen beziehen, und verspricht eine individuelle, wissenschaftlich fundierte Auswertung. Entwickelt wurde das Instrument vom Arbeitspsychologen Dr. Karl Kälin und der Bestsellerautorin Marion Knaths. Die Kurzauswertung ist kostenlos. Eine umfassende Langauswertung (bis zu 40 Seiten) kostet 34 Euro.
Desweiteren bietet das Portal eine Coach-Datenbank. Dort soll frau Experten aus ganz Deutschland finden, die sie direkt kontaktieren kann. Die dort gelisteten Coachs sollen folgende Kriterien erfüllen:
Leider erfährt frau nichts über die genaue Lesart der interpretationsbedürftigen Kriterien. Wer sich hinter besagtem Beirat versteckt, wird bislang ebenso wenig deutlich. Immerhin präsentieren sich aktuell 24 Damen und Herren unterschiedlicher Couleur dort als Coachs. Vom Schauspieler über die Farb- und Stilberaterin, den Coach mit Führungserfahrung bis zum Diplom-Psychologen reicht das Spektrum. Auffällig dabei: Über 80 Prozent dieser Experten sind direkt in einer der Datenbanken des Münchener Coaching-Anbieters Coaching Pool GmbH gelistet: Zufall?
Gegenüber Coaching-Report erklärt Barbara Webinger, Projektleiterin Coaching & Kooperationen bei emotion, Klaus Grieblinger, Geschäftsführer der Coaching Pool GmbH, sei externer Berater des emotion-Beirats. „Für unsere Datenbank kann sich jeder Coach bewerben, der dabei sein möchte. Die Auswahl der Coachs treffen wir anhand der von uns festgelegten Kriterien. Wenn ein Coach sich bewirbt, legt dieser Nachweise seiner Qualifikation vor (…). Die letztliche Entscheidung über eine Aufnahme wird von emotion getroffen.“ Die 80-Prozent-Quote erklärt sie sich damit, dass das Portal erst wenige Tage online sei und es sich noch nicht weit genug herum gesprochen habe. Andererseits hätte man noch etliche Anwärter in der Pipeline und das Bild würde sich sicher noch wandeln. Dabei arbeite emotion.coaching nicht exklusiv mit Verbänden zusammen, sondern verstehe sich als ein neutraler Anbieter. Auch Klaus Grieblinger selbst legt wert auf die Feststellung, dass die bei emotion gelisteten Coachs „freie selbstständige Coachs“ seien. Das Coaching Pool-Netzwerk sei kein Verband.
Rund um Test und Datenbank finden sich redaktionelle Tipps zu allen möglichen Themen: Vom Umgang mit Kritik über Kreativität, dem Stressabbau bis zum Netzwerk spinnen. Weitgehend Life-Coaching-Themen, aber mit erkennbarem Bezug zum Arbeitsleben. Und selbstverständlich hat die emotion-Redaktion auch schon ein Coaching-Buch veröffentlicht. Auch ein erstes Seminar-Angebot findet sich auf der Website. Das muss man den Verlagsstrategen lassen: Hier läuft alles Hand in Hand und verzahnt. Auch eigene Veranstaltungen stehen schon auf dem Plan.
Spannend dürfte die Marktwirkung sein, die der Verlag mit seinem Coaching-Portal im Verbund mit den anderen Medien entfalten kann. Da diskutieren Verbände seit Jahren über Professionalität, Standards und nötige Marktzugangsbarrieren und dann nimmt ein Medienkonzern die Sache in die – eigene – Hand: In jedem Fall beweist dieses Engagement, dass bereits ein Spezialbereich des Coachings – hier die Unterstützung von Frauen im Job – als zukunftsträchtiger Markt angesehen wird. Man darf gespannt sein, wie gut das neue Angebot angenommen wird – die Popularität des Coachings dürfte in jedem Falle gesteigert werden. (tw)
Weitere Informationen:
www.emotion-coaching.de