Wie funktioniert unsere Selbstwahrnehmung?

Das gab es bislang nur im Film: Zwei Seelen tauschen ihre Körper – „Body Switch“. Henrik Ehrsson und Valeria Petkova, zwei Wissenschaftler des schwedischen Karolinska-Instituts in Stockholm, haben Menschen die Illusion verschafft, in einem anderen Körper zu stecken als dem eigenen. Darüber berichtet nun die Süddeutsche Zeitung.

In einem ersten Versuch trugen die Versuchspersonen Spezialbrillen mit einer Kamera. Eine weitere Kamera war am Kopf einer Schaufensterpuppe befestigt und zeigte deren nackten Körper so. Schaute die Versuchsperson auf den eigenen Bauch, erblickte sie dort, wo sie ihren Körper erwartete, den fremden, künstlichen Leib. Die Versuchsleiterin stupste nun beide Körper mit einem Stäbchen an. Sahen und spürten die Versuchspersonen dies gleichzeitig, hatten sie innerhalb von zwei Minuten das Gefühl, in der Schaufensterpuppe zu stecken.

Eine Variante des Experiments wurde auch statt mit einer Schaufensterpuppe mit einem realen Menschen durchgespielt. Die Illusion trat auch hier ein und war bei Männern und Frauen unabhängig davon, ob es sich bei dem Gegenüber um einen weiblichen oder männlichen Leib handelte.

Auch andere Wissenschaftler wie Olaf Blanke vom Polytechnikum Lausanne und Thomas Metzinger von der Universität Mainz arbeiten an ähnlichen Studien. Die Ergebnisse werden "bahnbrechende Bedeutung für Industrie und Medizin besitzen können", vermuten die schwedischen Wissenschaftler. So hoffen sie, Körperschema-Störungen wie Ess-Brechsucht oder Magersucht oder verzerrte Selbstwahrnehmungen besser erforschen zu können. Aber auch Erfahrungen in der Virtuellen Realität werden möglicherweise realistischer sein können, wenn man den simulierten Körper tatsächlich als den eigenen wahrzunehmen könnte. (tw)

Weitere Informationen:
www.sueddeutsche.de/wissen/474/450196/text
www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0003832