Wie das Gehirn bei Vertrauensbruch reagiert

23.05.2008

Wissenschaftler der Universität Zürich entdecken die gehirnphysiologischen Grundlagen des menschlichen Vertrauens.

Das menschliche Zusammenleben beruht auf Vertrauen. Vor drei Jahren entdecken Forscher der Universität Zürich, dass Oxytocin das Vertrauen fördert. Oxytocin ist ein Neuropeptid, das im Hypothalamus, gebildet wird. Es hat nicht nur eine wichtige Bedeutung beim Geburtsprozess. Es beeinflusst auch das Verhalten zwischen Mutter und Kind, zwischen Geschlechtspartnern und auch ganz allgemein die soziale Interaktionen. Unbekannt blieb allerdings bislang, warum Oxytocin das Vertrauen erhöht und welche gehirnphysiologischen Effekte stattfinden. Offen war auch die Frage, ob Oxytocin das Vertrauensverhalten auch nach einem Vertrauensbruch beeinflussen kann.

Ein Forschungsteam der Universität Zürich mit dem Neurowissenschaftler Thomas Baumgartner, dem Neuroökonomen Ernst Fehr und dem Psychologen Markus Heinrichs hat nun herausgefunden, dass Oxytocin einen Einfluss darauf ausübt, wie Menschen mit einem Vertrauensbruch umgehen. Probanden, die ein Placebo erhalten hatten, reagierten auf einen Vertrauensbruch mit einer Reduktion ihres Vertrauensverhaltens. Dagegen veränderten Probanden, denen mittels Nasenspray Oxytocin verabreicht wurde, ihr Vertrauensverhalten nicht. Die Studie erschien nun in der Wissenschaftszeitschrift „Neuron“.

Die Aktivierungsmuster im Gehirn deuten darauf hin, dass Oxytocin die Aktivierung in denjenigen Gehirnstrukturen reduziert, die sowohl in die Verarbeitung von Angst involviert sind als auch in die Verhaltensanpassung nach einem negativen Erlebnis wie zum Beispiel einem Vertrauensbruch.

Diese neuen Befunde können den Klinischen Psychologen dabei helfen, tiefere Erkenntnisse über psychische Störungen zu gewinnen, bei denen soziale Defizite im Vordergrund stehen (sozialen Phobie und Borderline-Persönlichkeitsstörung). Der Neuroökonom Ernst Fehr denkt schon weiter: „Wir haben wichtige Elemente der neuronalen Grundlage von Vertrauen nach erfolgtem Vertrauensbruch entdeckt. Im Lichte der Bedeutung von Vertrauen im zwischenmenschlichen Zusammenleben eröffnen uns dieses Ergebnis die Aussicht, die gehirnphysiologische Basis von prosozialem Verhalten im Allgemeinen besser ergründen und verstehen zu können." (tw)

Weitere Informationen:
www.neuron.org

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