In Europa arbeiten die Deutschen am längsten

15.09.2008

Eurostat: Deutschland ist bei der tatsächlichen Wochenarbeitszeit, aber auch beim Urlaub Spitze.

Die Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten immer länger. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit lag im vergangenen Jahr bei 41,1 Stunden, und betrug damit 3,3 Stunden mehr als 2003. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit den vierten Platz. Dies geht aus einer neuen EU-Studie für die 27 Mitgliedstaaten hervor, die „Die Welt“ vorstellt.

Die tarifliche Wochenarbeitszeit in der Europäischen Union betrug im Jahr 2007 durchschnittlich 38,6 Stunden. Das folgt aus der jährlichen Aktualisierung zur Entwicklung der Arbeitszeit der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (European Industrial Relations Observatory - EIRO) von Eurofound. Seit 2003, als EIRO begann, Daten in den neuen Mitgliedsstaaten zu erfassen, ist die 40-Stunden-Arbeitswoche in den meisten dieser Länder nach wie vor Standard.

Zwischen den „alten“ EU15-Staaten und den meisten neuen EU-Mitgliedsstaaten bestehen in Bezug auf Arbeitszeiten noch beträchtliche Diskrepanzen. Der Durchschnitt in den alten EU-Ländern beträgt im Jahr 2007 37,9 Stunden, in den 12 neuen dagegen 39,6 Stunden - ein Unterschied von 1,7 Stunden oder 4,5 Prozent.

Dabei liegt Deutschland laut der Studie der EU-Agentur bei den tariflich vereinbarten Arbeitszeiten unter dem europäischen Durchschnitt. Die in den Tarifverträgen festgelegte Arbeitszeit beträgt in Deutschland 37,6 Stunden in der Woche – immerhin eine Stunde weniger als der EU-Durchschnitt. Allerdings arbeiten die Arbeitnehmer in Deutschland tatsächlich deutlich mehr als in den Tarifverträgen vereinbart wurde. Das liegt an der hohen Zahl von Überstunden. Außerdem orientieren sich immer weniger Unternehmen am Tarifvertrag. Innerhalb der Europäischen Union werden die meisten realen Wochenstunden, in Bulgarien und Rumänien (jeweils 41,7 Stunden) sowie dem Vereinigten Königreich (41,4) – und dann eben in Deutschland (41,1) geleistet. Am wenigsten arbeitet man durchschnittlich in Frankreich (37,7), Italien (38,4) und Dänemark (38,6). Die tatsächliche Wochenarbeitszeit in den EU-Staaten liegt bei durchschnittlichen 40 Stunden.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die Entwicklung prompt und erwartungsgemäß scharf: „Der Trend zu immer längeren Arbeitszeiten muss umgekehrt werden. Er behindert den Beschäftigungsaufbau, ist familienfeindlich und gesundheitsschädlich“, zitiert welt-online.de DGB-Chef Michael Sommer.

Der EU-Bericht vergleicht aber nicht nur die Arbeitszeit, sondern auch den Urlaub. Der Durchschnitt der voll bezahlten Urlaubstage in Europa beträgt demnach 25,2 Tage pro Jahr. Der Durchschnitt in den EU15-Staaten und in Norwegen liegt bei 26,7 Tagen, wobei große Unterschiede zwischen Schweden (33) und Estland sowie Zypern (20) bestehen. Deutschland befindet sich mit 30 bezahlten Urlaubstagen in der Spitzengruppe. Die Arbeitnehmer in Frankreich und Österreich (25) sowie Großbritannien (24,6) müssen mit deutlich weniger Urlaubstagen vorlieb nehmen. (tw)

Weitere Informationen:
www.eurofound.europa.eu
ec.europa.eu/eurostat

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