Gehirndoping

05.12.2008

BMBF fördert deutsch-kanadisches Forschungsprojekt zu ethischen, soziokulturellen und neuropsychiatrischen Aspekten von „Cognitive Enhancement“.

Die geistigen Fähigkeiten eines Menschen spielen in den modernen Wissensgesellschaften eine immer größere Rolle. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Möglichkeit zunehmend an Interesse, die eigene geistige Leistungsfähigkeit mithilfe von Psychopharmaka oder anderen Verfahren über das normale Maß hinaus zu steigern.

Zwar können die Neurowissenschaften immer besser erklären, wie unser Gehirn arbeitet und damit auch, ob es statistisch gesehen „normal“ funktioniert. Wie es zu solchen Beurteilungen kommt, was genau als normal betrachtet wird und ob, beziehungsweise inwieweit eine Verbesserung mit unseren Werten und ethischen Vorstellungen übereinstimmt, untersucht ein neues Forschungsprojekt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Das Projekt bündelt Forschungsanstrengungen in Philosophie, Psychiatrie, Neurowissenschaften und Medizinethik. Drei Arbeitsgruppen der Universität Mainz und des Universitätsklinikums sowie ein Team der University of British Columbia in Vancouver (Kanada) sind beteiligt.

Cognitive Enhancement (CE) wirft die die Frage auf, welcher Grad von Intelligenz und kognitiver Leistungsfähigkeit – und auch welches Ausmaß der Beeinträchtigung geistiger Fähigkeiten im Verlauf des natürlichen Alterungsprozesses – eigentlich als „normal“ anzusehen sind, und zwar nicht nur in einem objektiven, statistischen Sinn, sondern eben auch in einem normativen, unsere Wertvorstellungen widerspiegelnden Sinn. Dabei geht es zunächst um Fragen der begrifflichen Abgrenzung (Was genau ist ein krankhafter Leistungsabfall, ab wann ist zum Beispiel eine beginnende altersbedingte Demenz behandlungsbedürftig? Was ist der Unterschied zwischen Therapie und kosmetischer Psychopharmakologie?), aber auch konkrete ethische Fragestellungen, die zum Beispiel die militärische Anwendung des CE, Probleme der Verteilungsgerechtigkeit oder allgemeine gesellschaftliche Konsequenzen betreffen.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von 2008 bis 2011 mit rund 500.000 Euro gefördert. (tw)

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