Aufschieberitis – und was dagegen hilft

21.01.2008

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe doch auf Morgen … 45 Wege gegen Prokrastination.

Das gewohnheitsmäßige Vertagen von Aufgaben, die erledigt werden müssen ist eine Krankheit und nennt sich: Prokrastination. Seit Mitte der Achtziger Jahre wird sie von Psychologen aus Deutschland und den USA erforscht. Bei deren Untersuchungen kam heraus, dass weltweit fast jeder Fünfte von diesem Phänomen betroffen ist. Der US-Psychologe Joe Ferrari von der DePaul University in Chicago ist, so berichtet Jochen Mai auf seinem Website karrierebibel.de, einer der führenden Forscher auf diesem Gebiet und sogar der Meinung, dass chronische Aufschieber nur durch eine Verhaltenstherapie geheilt werden. Wobei Wissenschaftler zunächst zwischen zwei Typen unterscheiden:

  • Den Erregungsaufschieber. Er reagiert erst auf den letzten Drücker und genießt den Kick, den der Hochdruck zum Schluss erzeugt. Meist behauptet er, erst dadurch kreativ zu werden.
  • Den Vermeidungsaufschieber. Er leidet unter der Angst zu versagen. Deshalb meidet er den Leistungsdruck, den die Aufgabe erzeugt. Dafür ist er ein Meister der Ausreden.

Aufschieber haben - das ist zumeist ihr Kernproblem – Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen. Zudem leiden sie unter latenten Minderwertigkeitsgefühlen. Das Fatale: Fälschlicherweise setzen sie Erfolg mit Selbstwert gleich. Um dieses Gefühl zu erreichen, brauchen sie häufige und kurzfristige Erfolgserlebnisse. Sie ziehen also kleinere Aufgaben größeren vor (Aufräumen, Abwaschen, …), weil die eine schnelle Belohnung versprechen. Außerdem gibt’s einen sekundären Krankeitsgewinn: Wer über zu viel Arbeit klagt, erntet meistens Mitgefühl.

Aufschieben bringt auch Vorteile: Manche Aufgaben erledigen sich tatsächlich von alleine. Andere erledigen sich nach einiger Zeit leichter, weil man bis dahin bessere Informationen darüber hat. Und wieder andere Beinahe-Entscheidungen stellen sich im Lauf der Zeit als gefährliche Irrtümer heraus. Gut also, dass man nichts unternommen hat! Langfristig aber sorgt das Aufschieben für Frust, weil man nicht mehr schafft, was man sich vornimmt und bald an Leistungsfähigkeit und Selbstwert zweifelt. Dann beginnt ein fataler Teufelskreis aus Aufschieben, Überforderungs- und Minderwertigkeitsgefühlen.

Experten raten zu ganz unterschiedlichen Wegen aus der Aufschieberitis. So finden wir auch in Februar-Heft von "Psychologie heute" einen Beitrag zum Thema. Jochen Mai seinerseits hat 45 hilfreiche Tipps gegen Prokrastination zusammengetragen. Bei der Fülle der Tipps kann man verstehen, weshalb manche Menschen erschöpft abwinken und sich erst einmal anderen Dingen zuwenden wollen… (tw)

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