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Vereinbarkeit von Beruf und Familie

08.10.2007

GESIS-Studie: Einstellungen sind in Westdeutschland immer noch überwiegend ablehnend.

In nahezu allen Industriegesellschaften hat in den letzten Jahrzehnten ein nachhaltiger Einstellungswandel zur Erwerbstätigkeit der Frau und der Kinderbetreuung stattgefunden – allerdings in unterschiedlichem Tempo. Die Ostdeutschen sind wie in keinem anderen Land der EU - mit Ausnahme der skandinavischen Länder Dänemark, Finnland und Schweden - von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf überzeugt. In Westdeutschland werden die Konsequenzen der Erwerbstätigkeit der Frau dagegen wesentlich kritischer betrachtet als in vielen anderen europäischen Ländern. Zu diesen Ergebnissen kommt die Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen (GESIS) in ihrer Studie über Einstellungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland und Europa.

Die Bundesregierung hat eine Reihe familienpolitischer Leistungen, wie etwa das Elterngeld oder den Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder, auf den Weg gebracht, um Erwerbstätigkeit und Mutterschaft besser zu vereinbaren. Doch Westdeutsche stehen der Erwerbstätigkeit von Müttern nach wie vor wesentlich skeptischer gegenüber als Ostdeutsche. In Ostdeutschland sieht nur ein Drittel (34 Prozent) in der Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau ein Problem für die Familie, während es in Westdeutschland fast drei Viertel (72 Prozent) - und damit deutlich mehr als im EU-Durchschnitt (63 Prozent) - sind. Der Konflikt zwischen Beruf und Familie kommt verschärft zum Ausdruck, wenn nach den Auswirkungen speziell für kleine Kinder gefragt wird. Auch hier überwiegt europaweit die Skepsis hinsichtlich der Vereinbarkeit: 61 Prozent der Europäer stimmen der Aussage zu, dass ein Vorschulkind unter der Berufstätigkeit der Mutter leidet. Am seltensten wird diese Befürchtung in Ostdeutschland (23 Prozent) gehegt. In Westdeutschland überwiegen wiederum die Skeptiker (60 Prozent).

Zudem offenbart sich bei den Westdeutschen ein gesellschaftlicher Konflikt darüber, ob Mütter arbeiten sollten oder nicht, während die Ostdeutschen dies vergleichsweise einhellig befürworten. Institutionelle Veränderungen sind kaum möglich, ohne Einstellungen und Werthaltungen in der Bevölkerung zu berücksichtigen. Hier bleibt also noch einiges zu tun. (tw)

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