Studie zur Unternehmenskultur

28.12.2007

Für bis zu 31 Prozent des finanziellen Erfolges ist die Unternehmenskultur verantwortlich. Das Bundesarbeitsministerium fordert Unternehmen auf, mehr in die Mitarbeiter zu investieren.

Nach der groß angelegten Erhebung des Kölner Marktforschungsinstituts Psychonomics in Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln für das Bundesarbeitsministerium können immerhin 40 Prozent der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als umfassend engagiert am Arbeitsplatz gelten. Dieses grundsätzlich vorhandene Potenzial der Mitarbeiter wird in den meisten Unternehmen und Organisationen in Deutschland jedoch nicht ausreichend genutzt. Deshalb sei die Entwicklung einer mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur nötig, heißt es in dem Forschungsbericht, den das „Personalmagazin“ in seiner Januarausgabe veröffentlicht. Solch eine Kultur fördere Engagement, Zufriedenheit und Unternehmenserfolg. Den größten Einfluss auf das Engagement hätten etwa die Schaffung von Teamgeist, das Erleben von Zugehörigkeit, Wertschätzung und gezeigtes Interesse an der Person.

Befragt wurden im Jahr 2006 mehr als 37.000 Beschäftigte in 314 Unternehmen aus den zwölf größten Branchen. Damit sei es die größte repräsentative Untersuchung ihrer Art weltweit, sagte psychonomics-Leiter Frank Hauser der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Die Forscher fanden heraus, dass gut drei Viertel (77 Prozent) der Mitarbeiter im Großen und Ganzen zufrieden mit ihrer Arbeit sind - allerdings mit abnehmender Tendenz im Vergleich zu einer Studie aus dem Jahr 2001. So sank etwa der Anteil derer, die "völlig zufrieden" sind, innerhalb von fünf Jahren von 16 auf 6 Prozent.

Ebenfalls 77 Prozent der Befragten möchten laut der Studie noch mindestens fünf Jahre bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber bleiben. Identifikation mit ihrem Unternehmen sowie eine hohe Einsatzbereitschaft zeigten jeweils knapp zwei Drittel. "Insgesamt können etwa 40 Prozent der Befragten als umfassend engagiert gelten", sagte Hauser. Gestiegen ist der erlebte Arbeitsstress. 62 Prozent stellten eine Zunahme in den vergangenen Jahren fest. 2001 hatten mit 48 Prozent noch deutlich weniger Beschäftigte angegeben, dass der Stress am Arbeitsplatz gestiegen sei.

Erstmals habe man in der Studie den Zusammenhang zwischen dem Engagement der Mitarbeiter und dem Unternehmenserfolg statistisch nachweisen können, betonte Hauser. Demnach ist die Unternehmenskultur für bis zu 31 Prozent des finanziellen Erfolges verantwortlich. Entsprechend bewerteten besonders erfolgreiche Unternehmen am häufigsten das Engagement der Mitarbeiter als den wichtigsten Wettbewerbsfaktor. "Die weniger erfolgreichen Unternehmen setzen vor allem auf den Preis", so Hauser.

Die Abteilungsleiterin für Arbeitsrecht und Arbeitsschutz im Bundesarbeitsministerium, Dr. Cornelia Fischer, forderte in diesem Zusammenhang mehr Investitionen der Unternehmen in bessere Arbeitsbedingungen. "Mitarbeiter verzinsen diese Investitionen durch gutes Engagement“, sagte sie der dpa.

Bei der Studie wurden die Beschäftigten auch danach befragt, wie sie Unternehmenskultur in ihrer Firma erleben. Demnach sind Kundenorientierung und Leistungsorientierung am stärksten ausgeprägt. Aspekte der Mitarbeiterorientierung wie etwa Führungskompetenz, Fairness, Förderung oder Fürsorge fand nur gut die Hälfte der Beschäftigten in ihren Unternehmen wieder. Am kritischsten wurde die Beteiligung an den Gewinnen des Unternehmens bewertet. Nur etwa jeder Vierte fühlt sich angemessen beteiligt.

Die Studie zeigt auch: Kultur ist kein Schicksal, sondern lässt sich bis zu einem gewissen Grad gestalten, verändern und gezielt steuern. Die Personalabteilung spielt dabei eine entscheidende Rolle:

  • Personalauswahl. Personaler sollten darauf achten, dass die persönlichen Werte eines Bewerbers mit den Unternehmenswerten übereinstimmen. Die oben genannte Studie ermittelte einen signifikanten Zusammenhang zwischen der gezielten Auswahl von Mitarbeitern, die sich mit den Unternehmenswerten identifizieren können, und dem Unternehmenserfolg.
  • Personalstruktur. Diese sollten Personaler im Auge behalten, denn einige Faktoren haben sich im Rahmen der Studie als maßgeblich für die Mitarbeiterzufriedenheit und das Engagement herausgestellt. So zeigt beispielsweise die Beschäftigung einer hohen Quote von Zeit- oder Leiharbeitskräften eine negative Korrelation mit der Mitarbeiterzufriedenheit; ein hoher Anteil von Frauen in Führungspositionen wirkt sich dagegen positiv auf Mitarbeiterzufriedenheit und Unternehmenserfolg aus.
  • Kommunikation. Für eine lebendige Unternehmenskultur ist es wichtig, dass Leitbilder und Werte immer wieder über verschiedene Kanäle den Mitarbeitern kommuniziert werden. Einen entscheidenden Beitrag zu dieser Kommunikation kann die Personalabteilung im Rahmen der Maßnahmen zur Integration neuer Mitarbeiter (Begrüßungspakete, systematische Feedback-Gespräche, „Pate" oder „Mentor" als Ansprechpartner) leisten.
  • Personalentwicklung. Weiterbildungsmaßnahmen gelten als wichtiges Merkmal guter Arbeitsplatzqualität - diese Erkenntnis ist nicht neu. Überraschend ist deshalb, dass es der Studie zufolge nicht die Anzahl der Weiterbildungsangebote und auch nicht die Inhalte sind, die für eine gute Unternehmenskultur und zufriedene Mitarbeiter sorgen. Ausschlaggebend ist vielmehr die faire Verteilung der Angebote zwischen Mitarbeitern und Führungskräften.
  • Work-Life-Balance. Unternehmen, die Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf anbieten (flexible Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter in Elternzeit, Betriebskindergarten et cetera) werden als besonderns mitarbeiterorientiert wahrgenommen. Ebenso positiv auf die Unternehmenskultur wirken sich Maßnahmen zur Gesundheitsförderung aus.

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