Jeder fünfte Bundesbürger ist hochreligiös

17.12.2007

Bertelsmann-Stiftung: Rund 70 Prozent der Menschen hierzulande sind religiös, nahezu jeder Fünfte sogar hochreligiös. Lediglich 28 Prozent sind nicht religiös.

Dies ist das Fazit des neuen Religionsmonitors der Bertelsmann Stiftung, die die bislang detaillierteste weltweite repräsentative Erhebung zu diesem Thema vorgenommen hat, und nun - passend zur Weihnachtszeit - publiziert. Eine oft postulierte anhaltende Säkularisierung breiter Bevölkerungsschichten könne demnach nicht festgestellt werden.

Danach gehören in Deutschland über 70 Prozent der Bevölkerung einer der zahlreichen Religionsgemeinschaften an. Anhand der Erhebung können ebenfalls etwa 70 Prozent der Bevölkerung anhand ihrer Aussagen als religiös eingestuft werden. Unter den Kirchenmitgliedern steigt dieser Anteil auf 79 bis 84 Prozent. Gleichzeitig aber ist unter den Mitgliedern der beiden großen christlichen Kirchen jeder sechste nicht religiös. Umgekehrt findet sich unter den Personen ohne konfessionelle Bindung mit 33 Prozent ein hoher Anteil religiöser Menschen. Und selbst unter den dezidiert Nichtreligiösen glauben immerhin noch 12 Prozent an die Existenz eines Gottes, ein göttliches Prinzip oder etwa die Unsterblichkeit der Seele. Überraschend groß ist auch die Zahl hochreligiöser Menschen in Deutschland. Nach den differenzierten Kriterien dieser Erhebung haben danach für etwa jeden fünften Bundesbürger Religion und Glaube einen enorm hohen Stellenwert für seine persönliche Identität und Lebensgestaltung.

Dabei ist nach wie vor eine scharfe Zweiteilung der bundesdeutschen Gesellschaft nach alten und neuen Bundesländern festzustellen. So liegt der Anteil der Religiösen in den alten Ländern bei 78 Prozent, darunter 21 Prozent Hochreligiöse, in den neuen Ländern sind lediglich 36 Prozent Religiöse festzustellen, darunter aber immerhin acht Prozent Hochreligiöse.

Beim Vergleich der Generationen ergibt sich zunächst das Bild einer religiösen älteren Generation gegenüber einer weniger religiösen jüngeren Generation. Religion spielt in der Generation der unter 30-Jährigen generell für die meisten im Vergleich zu anderen Lebensbereichen wie Partnerschaft, Arbeitswelt oder Politik nur eine untergeordnete Rolle. Als eine der wesentlichsten Erkenntnisse folgert Dr. Martin Rieger, Projektleiter der Bertelsmann Stiftung: "Wir können ein langfristiges Aussterben der Religion in Deutschland, wie es immer wieder behauptet wird, definitiv nicht bestätigen. Aber ob es umgekehrt auch eine Renaissance des Glaubens z.B. in der Jugend gibt, können wir ebenfalls nicht sagen.“

Die Befragung der Bundesbürger war eingebettet in eine internationale Erhebung unter 21.000 Menschen in 21 Staaten und unter Angehörigen aller Hochreligionen. Anhand von über 100 Befragungsitems wurden insgesamt sechs Kerndimensionen von Religion und Glauben wie religiöse Überzeugungen, Alltagserfahrungen, öffentliche und private Praxis oder die allgemeine Alltagsrelevanz von Religion untersucht. Studienleiter ist Paul M. Zulehner, katholischer Professor für Pastoraltheologie in Wien.

Die Haltung der Deutschen entspricht demzufolge einem westeuropäischen Trend. Deutlich mehr religiöse Menschen als hierzulande finden sich danach durchschnittlich in der Schweiz, in Italien oder Polen, weniger dagegen in Frankreich und Großbritannien. Europäer unterscheiden sich aber fundamental von US-Amerikanern. Dort können 89 Prozent der Befragten als religiös eingestuft werden, unter ihnen sogar 62 Prozent als hochreligiös. Zu den religiösesten Ländern der Welt gehören im Rahmen dieser Erhebung Nigeria, Brasilien, Indien und Marokko. Hier konnte der internationale Teil des Religionsmonitors über 96 Prozent Gläubige identifizieren.

Die international durchgeführten Erhebungen finden eine fortlaufende Ergänzung im Internet. In der Online-Befragung kann sich der User sein individuelles Religiositätsprofil erstellen lassen und mit dem Durchschnittswert in seinem Land vergleichen. (tw)

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