11.05.2007
Der überwiegende Teil der Frauen fühlt sich gegenüber vergleichbar qualifizierten Männern in den Unternehmen deutlich benachteiligt. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts, die durch die Financial Times Deutschland, "Capital" und den Frankfurter Personalberater Heiner Thorborg im Rahmen der Initiative "Generation CEO" in Auftrag gegeben wurde. Hierfür wurden 501 Managerinnen mit Hochschulabschluss befragt.
Ganze 86 Prozent der Managerinnen haben demnach den Eindruck, dass es für sie schwieriger ist als für Männer, in Toppositionen zu gelangen - insbesondere in großen Unternehmen. Diese Einschätzung korrespondiert einschlägig mit der Realität: Nur eine einzige Frau hat sich bis in die oberste Führungsetage eines Dax-Konzerns vorgekämpft: Bettina von Oesterreich. Im Februar dieses Jahres war die 40-Jährige zum stellvertretenden Vorstandsmitglied des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate ernannt worden. Dort ist sie zuständig für den Bereich Risikomanagement. Deutschland ist in Sachen weibliche Führungskräfte offenbar ein Entwicklungsland. Für ihr eigenes Unternehmen beurteilten die Befragten ihre Karrierechancen hingegen deutlich positiver. Hier sind nur 57 Prozent der Ansicht, dass es für sie schwieriger ist aufzusteigen.
Als das größte Hindernis für die Karriere empfinden die weiblichen Führungskräfte nicht etwa die fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sondern die Dominanz männlicher Netzwerke: So fühlen sich 70 Prozent der Managerinnen durch die Seilschaften der männlichen Konkurrenz benachteiligt. Die Doppelbelastung durch Beruf und Familie bereitet dagegen nur jeder Zwölften Kopfzerbrechen. Viel stärker sorgen sich die Befragten dagegen darum, dass ihnen Vorgesetzte wegen angeblich mangelnder Flexibilität weitere Karriereschritte nicht zutrauen: Knapp zwei Drittel der Befragten sehen dies so. Und 54 Prozent der Managerinnen ärgern sich über die ausgeprägte Ellenbogenmentalität bei den männlichen Kollegen. Andererseits bescheinigt gut jede fünfte Befragte ihren Geschlechtsgenossinnen mangelnden Ehrgeiz.
Mehr als zwei Drittel der weiblichen Führungskräfte sind zuversichtlich, dass der Frauenanteil in deutschen Führungsetagen in den nächsten fünf Jahren steigen wird. 51 Prozent der Befragten rechnen mit einem Anteil von bis zu 15 Prozent, weitere 13 Prozent gehen davon aus, dass der Anteil auf bis zu 20 Prozent ansteigt. 28 Prozent erwarten allerdings eine gleichbleibende Verteilung und nur drei Prozent einen sinkenden Anteil.
Als Lösungsvorschläge führen die Managerinnen an erster Stelle den Wunsch nach einem professionellen Coach an, der ihnen - zumindest befristet - zur Seite steht. Noch wichtiger ist den meisten Befragten (69 Prozent) aber ein größeres Maß an Akzeptanz für Frauen in Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. 49 Prozent würden eine gezielte Förderung von Frauen bei Neueinstellungen und Beförderungen begrüßen. Und 39 Prozent der befragten Frauen wünschen sich die Aufnahme in ein High-Potential-Programm. - Die gute alte Frauenquote, mit der noch immer einige Politiker liebäugeln, wehren die meisten Frauen als völlig ungeeignet ab. Nur 16 Prozent wünschen sie sich von ihrem Unternehmen. (tw)
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