24.09.2007
Der Narzissmus sei die Leitneurose der Gegenwart, so wie es zu Zeiten Sigmund Freuds die Hysterie war. Deshalb haben in den letzten Jahren viele große, global geführte Unternehmen nach einer Art Messias gesucht, der von außen kommt und die Firma rettet, so Dammann, dessen Buch über Psychopathen in den Chefetagen in diesen Tagen erscheint.
Narzissten brächten zwar viele Stärken mit: Engagement, Durchsetzungskraft, Belastbarkeit. Auf der anderen Seite vermisse man bei ihnen aber Teamfähigkeit und Einfühlungsvermögen in die Mitarbeiter, sie seien oft taub für Kritik. Am erfolgreichsten sei der narzisstische Typ dann, wenn es gelte, ein Unternehmen, das in einer massiven Krise stecke, grundlegend umzugestalten. Doch bestehe die Gefahr, dass der neue Chef nur ein kurz aufloderndes Strohfeuer entzündet.
Der Narzisst sei zudem nicht nur gegen andere hart, auch gegenüber sich selbst würden hochriskante Manöver gefahren. In der Psychologie sei dies als Sensation Seeking bekannt. Dahinter stecke der tief sitzende und kaum stillbare Wunsch nach Anerkennung. (tw)