Sven Kaufel

Verhaltensentwicklung bei Führungskräften: Empirische Untersuchungen zur Wirkung von Coaching. Saarbrücken: SVH.

Rezension von Prof. Dr. Frank Strikker

3 Min.

Der vorliegende Band ist die Dissertation des Autors, die an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg angenommen worden ist. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Coaching und/oder 360°-Feedback bei Führungskräften Verhaltensänderungen bewirken können.
Im ersten, theoretischen Teil der Arbeit werden vielfältige Untersuchungen über 360°-Feedback und damit verbundenen Verhaltensfortschritten präsentiert, analysiert und inhaltlich ausführlich kommentiert. Der Leser erhält einen breiten und vor allem empirisch begründeten Überblick zur bisherigen Forschung über 360°-Feedback. Ergänzend wird die Effektivität von Coaching untersucht, um zu eruieren, welche Faktoren im Coaching zielführend wirken. In diesem Teil der Arbeit werden zudem insbesondere zwei psychologische Konzepte sehr detailliert analysiert: Selbstaufmerksamkeit und Selbstregulation. Beide Ansätze werden vor allem unter dem Aspekt der Verhaltensänderung untersucht. Dem Autor ist zu danken, dass er neben deutschen auch internationale Studien berücksichtigt und somit ein umfassendes Bild über die bis dato erstellten Studien zusammenfasst, wobei in erster Linie empirisch belegte Studien referiert werden. Da die Daten der Studien sehr differenziert präsentiert werden, vermittelt die Analyse insgesamt eine hohe Transparenz.
Im Anschluss an die für eine Dissertation übliche Darstellung des methodischen Ansatzes für die Untersuchung werden die Rahmenbedingungen der eigenen Forschung erläutert. In einer quasi-experimentellen Feldstudie wird das Führungsverhalten von 108 militärischen Führungskräften einen Monat vor und zwei Monate nach einer zweiwöchigen Coaching-Maßnahme mit Hilfe eines in das Verfahren integrierten 360°-Feedbacks gemessen. Die Coaching-Maßnahme wird als Führungsbegleitung in militärischen Organisationen beschrieben und weist daraufhin, dass es sich um Offiziere innerhalb der Bundeswehr handelt. Die Aussagekraft der Untersuchung wird verstärkt durch den Einsatz einer Kontrollgruppe von 35 Offizieren, die zwar in derselben Einheit angesiedelt sind, die aber keine Coaching-Maßnahme erhalten haben. Untersucht werden in diesem Zusammenhang vor allem die Auswirkungen unterschiedlicher Ausgangsniveaus von Selbst-Fremdbild-Differenzen der Führungskräfte auf deren Entwicklungspotenzial. Die Hypothesen der Untersuchung werden präzise hergeleitet und inhaltlich begründet.
Bei den Ergebnissen kann die Studie präzise belegen, dass der größte Einfluss auf die Wirksamkeit von Coaching durch Nachhaltigkeit erreicht wird. Diese Nachricht wird Personalentwickler und Coachs freuen, dennoch hebt der Autor hervor: Nachhaltigkeit muss unbedingt mit einer entsprechenden Qualität verknüpft sein. Im Ausblick diskutiert der Autor seine Ergebnisse sehr reflektiert und weist zu Recht auf die (relative) Begrenztheit seiner Aussagen hin, da die Stichprobe sich auf ausschließlich männliche Probanden in einer spezifischen Organisation (Militär) konzentriert. Trotz dieser Einschränkung ist die Studie als ein bemerkenswerter und empirisch ausgesprochen detailliert belegter Schritt in die Diskussion um Evidence-based-Coaching sehr zu begrüßen.

Prof. Dr. Frank Strikker

Frank.Strikker@Euro-FH.de

 

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