Martina Nohl

Übergangscoaching: Berufliche Veränderungen kompetent und erfolgreich gestalten. Paderborn: Junfermann.

Rezension von Thomas Webers

3 Min.

Übergänge im Leben sind anstrengend. Trällerte es nicht in den 80ern schon in einem Werbespot: "Ich will so bleiben wie ich bin …"? Die Tiefe Dialektik von Festhalten und Loslassen rahmt die Autorin, eine promovierte Berufspädagogin, gleich zu Anfang mit einem positiven Bild: Dem Stein, den man ins Wasser wirft, der Kreise zieht und dessen Wellen mit denen anderer Kreise ziehenden Steinen Interferenzen bildet. So weckt sie die Lust an der Veränderung und dem lebenslangen Lernen.
Das Buch gliedert sich in fünf Teile. Zunächst steht eine persönliche Bestandsaufnahme an. Arten von Umbrüchen werden sodann erläutert, ehe das wichtige Thema Kompetenzen ausgebreitet wird. Der Leser erstellt eine umfangreichere Kompetenzbilanz und lernt sogleich, er hat es hier mit einem Arbeitsbuch zu tun. Übungen und kurze konzeptionelle Inputs wechseln sich ab. Wobei der Schwerpunkt deutlich auf den Übungen liegt. So wird überhaupt kein Kompetenzmodell eingeführt - wie man es von anderen Veröffentlichungen, beispielsweise dem ProfilPASS (DIE, 2006), her kennt.
Das zweite Kapitel ist dem Abschied vom Alten gewidmet. In acht Übungen und über zirka 30 Seiten geht es rund ums Loslassen, also beispielsweise um Stress, aber auch ums Gewinnen (Ressourcen, Anpassung, Mut). Das dritte Kapitel beleuchtet die "Zwischenzeit". Es geht darum, den Übergang, die Veränderung zu bewältigen, man muss sie sich erarbeiten, geschenkt bekommt man sie nicht. Daher muss sie mit der Biografie abgeglichen werden und in Einklang kommen, sonst wird sie nicht nachhaltig gelingen. Was sind die typischen eigenen Bewältigungsstrategien? Was gibt Sinn? Wie hält man die Balance, findet den roten Faden? Wie kann man schrittweise Neues ausprobieren, sich neue Gestaltungsmöglichkeiten, neue Rollen erarbeiten und sich so kontinuierlich entwickeln - ohne überstürzt das Alte einfach umzuwerfen? Auch für diesen Part hat die Autorin wieder zirka 30 Seiten reserviert und bietet 16 Übungen an.
Im vierten Kapitel geht es um den Neustart. Hier bündeln sich die Energien und richten sich nach vorne aus. Das Treffen von Entscheidungen steht da natürlich im Fokus. Und dazu gehört auch das Thema Selbstmanagement. Auch für diese Phase hat die Autorin wieder 16 Übungen ausgesucht, die sie auf zirka 30 Seiten ausbreitet, eingebettet in wissenswerte Informationen. Das fünfte Kapitel dient dazu, den berühmten "Sack" zuzumachen. Hier wird der Blick zurück geworfen und gleich wieder nach vorne gerichtet. Und dann wird Bilanz gezogen. Zum Schluss wird der Fokus auf das eigene Sicherheitsnetz gerichtet. Eine wichtige Maßnahme, wie der serienmäßige Einsatz dieses Konzepts im Projektmanagement belegt.
Ein kurzes Literaturverzeichnis und ein knapper Anmerkungsapparat beschließen das Buch, das man sich auch gut als Karteikasten mit Begleitbroschüre oder auch als programmierten, webbasierten Kurs hätte vorstellen können. Das Konzept ist maximal pragmatisch. Da stören - jedenfalls die Zielgruppe - auch kleine Ungenauigkeiten oder fehlende Quellen nicht. Ob sich das Buch als Selbst-Coaching-Buch bewährt, ist letztlich eine schwierig zu beantwortende Frage, steht und fällt dies doch mit der Ehrlichkeit, dem Mut und der Disziplin des Lesers. Die Begleitung durch einen Coach wäre vermutlich eine hilfreiche Sache - aber diese Kritik betrifft ja alle Selbst-Coaching-Bücher gleichermaßen. Der Coach dürfte nicht nur den Überblick behalten, sondern auch bei der Auswahl helfen können; vielleicht verfügt er eben auch über weitere Alternativübungen. Bei all dem ist die Übungsübersicht hilfreich, die der Verlag diesem Buch vorangestellt hat.
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