Nach oben
Holger Lindemann

Systemisch-lösungsorientierte Gesprächsführung in Beratung, Coaching, Supervision und Therapie. Ein Lehr-, Lern- und Arbeitsbuch für Ausbildung und Praxis.

Rezension von Björn Rohde-Liebenau

3 Min.

Auf den ersten Blick erhält der Leser mit „Systemisch-lösungsorientierte Gesprächsführung in Beratung, Coaching, Supervision und Therapie“ ein Standardwerk zum günstigen Preis. Tatsächlich deckt Holger Lindemann in seinem Buch Beratung, Coaching, Supervision und Therapie thematisch ab. Dass es sich nicht um das letzte Buch handeln muss, das man zu einem dieser Themen kauft, zeigt ein Blick ins Literaturverzeichnis, in dem sich die Titel „Systemisch-lösungsorientierte Gesprächsführung für Führungskräfte“ sowie „Systemisch-lösungsorientierte Gesprächsführung für Medizin, Therapie und Pflege“ finden – jeweils als „Lehr-, Lern- und Arbeitsbuch für Ausbildung und Praxis“ ausgelegt.

Mit dem vorliegenden Buch erhalten Leser einen ausgesprochen prozessorientierten Überblick über einige systemische bzw. lösungsorientierte Methoden. Zu ihrer praktischen Erprobung schlägt der Autor zahlreiche Übungen vor, überwiegend für die Leser selbst, oft auch für die Arbeit mit Klienten. Eine Umsetzung bietet Lindemann im gut 100-seitigen Hauptteil an, den er „ein Ablaufplan für Beratungsgespräche“ überschreibt. Die systematische Darstellung eines solchen Prozesses ist sehr gut gelungen. Dem Buch ist ein mehrfarbiger Karton mit der Gliederung der 16-phasigen „Gesprächsführung in Beratung, Coaching, Supervision und Therapie“ beigefügt. Im Internet werden zusätzlich einige wenige Karten für die mediale Begleitung solcher Gespräche bereitgestellt.

Neben dieser umfangreichen Darstellung der Struktur eines Beratungsgesprächs zeichnet sich dieses Buch durch einen Abschnitt von mehr als 50 Seiten mit Definitionen und rund 200 Seiten Darstellung verschiedener Basistechniken und Modelle aus. Hier darf jedoch kein enzyklopädischer Überblick erwartet werden. Der Fokus liegt auf dem, was als systemisch bzw. lösungsorientiert verstanden werden kann. Darunter wird das Modell der gewaltfreien Kommunikation besonders prominent herausgestellt. Der Strukturierungseffekt – bei der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg sind es vier Schritte – ist dabei ein hilfreiches Angebot an den Leser.

Diese Betonung von Strukturen, die zwischen einzelnen Interventionsmodellen – Beratung, Coaching, Supervision und Therapie – gleichermaßen wirksam sein mögen, führt dazu, dass Leser die Strukturen immer wieder erkennen werden und so leichter in ihre Praxis integrieren können. Die daraus hoffentlich folgende Methodenkompetenz ist in einigen bekannten Studien als Qualitätsmerkmal etwa von Coaching identifiziert worden. Leser werden für sich selbst entscheiden, ob sie den eher direktiven Modellen von Lindemann folgen oder auf diesen aufbauend einen eigenen Rapport mit ihren Klienten entwickeln wollen. Letztlich ist der erkennbare Fokus auf Beratung in diesem Buch stimmig.

Fazit: Ein gelungener Überblick über systemische Beratungsmodelle, der erkennen lässt, wie die vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg modellübergreifend wirksam werden können. Ein Buch, das ahnen lässt, wie das Modell für Führungskräfte bzw. auch in Medizin und Pflege besonders wirksam werden könnte. Was als Beratungsmodell beschrieben wird, kann auch als Moderation bezeichnet werden.

Björn Rohde-Liebenau

Ombudsmann, Mediator und Coach
RCC@risk-communication.de