Cornelia Seewald

Storytelling im Coaching: Der rabenschwarze Rucksack und andere Geschichten für Coach und Cochee

Rezension von Torsten Ferge

3 Min.

Statt mit „Es war einmal ...“ beginnen die Coaching-Storys von Cornelia Seewald mit „Da braut sich etwas zusammen, denkt Karla ...“, „Isabella spielt seit ihrem dritten Lebensjahr Geige“ oder „Einmal pro Jahr besucht der Guru, ansässig in Kalifornien, die europäischen Metropolen.“ Jahrhundertelang erzählten sich Menschen abends am Feuer Geschichten. Die uralte Kulturform feiert Renaissance. Und die Autorin und Erzählerin Cornelia Seewald macht mit ihrem Buch „Storytelling im Coaching. ‚Der rabenschwarze Rucksack‘ und andere Geschichten für Coach und Coachee“ ein Angebot in der Nachfolge von Jorge Bucay.

Die Düsseldorfer Diplom-Psychologin Seewald bringt in ihr Buch ihre mehr als 20-jährige Erfahrung ein. Sie war im Management von Kommunalverwaltung, mittelständischer Industrie sowie in Großkonzernen im Personalmanagement tätig. Seit 1996 coacht sie als selbständige Beraterin Organisationen in Change-Management-Prozessen, Kommunikation und Kulturentwicklung. Weitere Publikationen und Lehrtätigkeiten runden ihr Portfolio ab. 

Auf 200 Seiten versammelt das Taschenbuch 18 Geschichten. Das Vorwort hat der renommierte Coach, Organisationsberater und Personalentwickler Wolfgang Looss beigetragen. Er reflektiert vorab die Spannung zwischen wissenschaftlich messbaren Zahlen, Daten und Fakten und dem ebenfalls punktgenauen Wahrheitsmoment aus der Narration heraus. Auf kurzgefassten zehn Einleitungsseiten stellt Seewald das systemisch-konstruktivistische Programm für ihr Buch vor. Kernstück sind die „Zehn Thesen zum Nutzen von Storytelling als Coaching Tool". Neben dem Wissenserwerb geht es immer auch um die Korrelation zwischen der Situation und Frage des Klienten mit der erzählten Geschichte. In den Plots stecken psychologische Konzepte, ohne sie explizit zu benennen. Sprachlich und inhaltlich sind die Geschichten auf der Höhe der Zeit. Der Klient soll sich durch die passende Geschichte selbst besser reflektieren können, Zugang zu verschütteten Ressourcen wiederfinden oder eigene Handlungsmuster erkennen. Darüber hinaus stehen all diese Ziele im Dienst einer verbesserten Selbststeuerungskompetenz des Klienten. 

Das dünne Buch kommt unschuldig einladend daher. Und doch wird es den Coach herausfordern. Jede Geschichte braucht ihre Entfaltung. Und Entfaltung bedeutet hier: Inszenierung, Betonung, die Pause im richtigen Moment. Ein monotones Vorlesen ließe die Wirkmacht verpuffen. Daher Achtung: Haben Sie als Coach Spaß an gekonnter Erzählung? Dann lohnt der Einsatz auf jeden Fall. Und es empfiehlt sich, die Geschichten vorab aufmerksam zu lesen. Erst dann bekommt man eine Idee davon, wann welche Geschichte sinnvoll platziert wird. Eine kurze Einleitung oder Erzählintention als „Regieanweisung“ vor jeder Geschichte fehlt leider. 

Fazit: Geschichten zu hören, ist tief im Menschen angelegt. Im Coaching bietet das Storytelling einen spannenden, ja überraschenden Ansatz. Darüber hinaus regt das Buch an, eigene Geschichten für das jeweilige Coaching zu erfinden.

Torsten Ferge

Coach und Supervisor
www.ferge-coaching.de 

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