Björn Migge

Schema-Coaching. Einführung und Praxis: Grundlagen, Methoden, Fallbeispiele.

Rezension von Anne Haker

3 Min.

Mit dem ersten Buch zum Schema-Coaching gibt Dr. Björn Migge sein Wissen aus langjähriger Praxis als Therapeut und Coach weiter. Der Autor der Bestseller "Handbuch Coaching und Beratung" und "Handbuch Business-Coaching" gründete nach jahrelanger Tätigkeit als Arzt ein eigenes Coaching- und Beratungsunternehmen, wo er unter anderem eine Ausbildung zum Schema-Coach anbietet.
Zunächst vermittelt Migge seinen Lesern in der ausführlichen theoretischen Einführung Grundlagen der Entstehungsgeschichte des Schema-Coachings und würdigt die Wegbereiter der im Schema-Coaching vereinten Ansätze.
Das Konzept Schema-Coaching wurde aus der Schematherapie von Dr. Jeffrey Young abgeleitet. Diese vereint als integratives Verfahren verschiedene Therapieansätze und bedient sich entsprechend eines breiten Methodenkoffers. So kommen z.B. Aktionsmethoden aus Psychodrama und Gestaltarbeit zum Einsatz. Kern der Schematherapie wie auch des Schema-Coachings ist das Schema-Modell. Ein Schema ist dabei eine maladapitve Verhaltenstendenz, welche sich als Antwort auf nicht erfüllte kindliche Grundbedürfnisse herausbildet. Diese Verhaltenstendenzen können auch im Erwachsenenalter durch äußere oder innere Reize aktiviert werden und schränken unseren Handlungsspielraum oftmals schmerzlich ein.
Nach Young werden 18 Schemata unterschieden, welche Migge im zweiten Teil seines Buches anhand treffender Beispiele veranschaulicht. So kann z.B. das Schema "Unzulänglichkeit" dazu führen, dass selbst sehr erfolgreiche Klienten im Coaching offenbaren, den Eindruck zu haben, nichts wert zu sein. Als Antwort auf ein aktiviertes Schema kann der Klient nun in verschiedene Modi gehen und z.B. überkompensierend reagieren. Hierbei wird zwischen Kind-, Eltern und Erwachsenen-Modus unterschieden.
Migge passte die ursprünglich zur Behandlung schwerer Persönlichkeitsstörungen entwickelte Therapie für Coaching-Zwecke an. Beim Lesen wird allerdings schnell klar, dass die Anwendung von Schema-Coaching einiges an psychologischem Vorwissen, wenn nicht gar eine Therapie-Ausbildung voraussetzt.
Obwohl im theoretischen Anfangsteil eine klare Abgrenzung von Therapie und Coaching vorgenommen wird, verwischen im Laufe des Buches die Grenzen immer wieder, z.B. wird bei einigen Übungen davor gewarnt, diese mit Trauma-Patienten durchzuführen.
Die vorgeschlagenen Übungen, insbesondere im Kapitel "Imagination" werden ausführlich beschrieben, teilweise mit sehr detaillierten Anleitungen versehen. Auch zu tiefen Reflexionen über die eigene Arbeits- und Denkweise regt der Autor seine Leser an.
Sehr praxistauglich ist der von Migge selbst entwickelte Schema-Fragebogen, welcher anhand von zwei kurzen Statements zu jedem der 18 Schemata erfasst, wo im Coaching Handlungsbedarf bestehen könnte. Ein besonderes Plus sind außerdem die umfangreichen, kommentierten Literaturlisten am Ende jedes Kapitels.
Fazit: Ein gelungener Überblick zum Thema Schema-Coaching, der sich vornehmlich an erfahrene Coaches (und Therapeuten) richtet.

Anne Haker

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