Jutta Heller, Bernhard Hauser, Axel Koch, Claas Triebel

Qualität im Coaching. Denkanstöße und neue Ansätze. Wie Coaching mehr Wirkung und Klientenzufriedenheit bringt.

Rezension von Prof. Dr. Corinna von Au

3 Min.

„Jede/r darf sich 'Coach' nennen und als Coach arbeiten und seine/ihre Arbeit als Coaching bezeichnen“ (S. V). Vor diesem Hintergrund und aufgrund der Tatsache, dass Coaching im Bereich der Personal- und insbesondere Führungskräfteentwicklung immer mehr an Bedeutung gewinnt, wird der Ruf nach Qualitätsstandards im Coaching immer lauter. Bislang wurde diesbezüglich – aufbauend auf Grundarbeiten von Avedis Dohabedian sowie Tatjana Heß und Wolfgang L. Roth – auf eine dreidimensionale Qualitätsperspektive fokussiert (siehe Coaching-Report):
  1. Strukturqualität: WAS brauchen wir für das Coaching?
  2. Prozessqualität: WIE machen wir es?
  3. Ergebnisqualität: WAS soll dabei herauskommen?


Im Herausgeberwerk „Qualität im Coaching“ wird die zweifelsfrei „äußerst wesentliche … Beziehungsqualität“ (S. VI) zwischen Coach und Klient aus den bestehenden Qualitätsdimensionen herausgelöst und einer eigenen vierten Dimension zugeordnet.
Im Werk von Claas Triebel, Jutta Heller, Bernhard Hauser und Axel Koch, allesamt Professoren der den jährlichen Coaching-Kongress veranstaltenden Hochschule für angewandtes Management in Erding, finden sich spannende Beiträge von vornehmlich bereits als Referenten in Erscheinung getretenen Autoren. Nach einem einführenden Kapitel 1 „Thesen über Königswege und Irrwege im Coaching“ werden die 17 Beiträge den o. g. vier Dimensionen der Qualität im Coaching zugeordnet.
  • Strukturqualität: Aus- und Weiterbildung von Coaches, Coaching des Topmanagements bzw. von Gruppen und Organisationen sowie Coaching im Vergleich zu anderen Beratungsformen.
  • Beziehungsqualität: grundlegende bzw. interkulturelle Kompetenzen des Coachs, das Lernverhalten von Klienten, Reflexion und Management von Fehlern im Coaching-Prozess und Erfolgsdeterminanten im Topmanagement-Coaching.
  • (Inhaltliche) Prozessqualität: Diagnostik als Ausgangspunkt für die Prozessgestaltung von Coaching, Hermeneutik im Coaching, Passung zwischen Verpackung und Inhalten von Coaching und ein Ampelmodell zur Steuerung von Coaching-Prozessen.
  • Ergebnisqualität: Zielklärung und Zielerreichung, Transferstärke-Coaching und negative Effekte des Coachings.

Die Mischung zwischen wissenschaftlichen und anwendungsorientierten Beiträgen gibt neue und äußerst interessante Impulse zum Thema Qualität im Coaching. Die Herausgeber betonen dabei explizit, keinen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, sondern laden vielmehr ein, sich gemeinsam „auf das spannende Thema Qualität im Coaching einzulassen“ (S. VII). In diesem Sinne könnten – neben einer (tieferen) Analyse des (interdisziplinären) Zusammenwirkens der unterschiedlichen Qualitätsdimensionen – vor dem Hintergrund der z. T. recht unterschiedlich praktizierten Coaching-Ansätze, der zunehmenden Integration sog. intuitiver und körperorientierter Bestandteile im Coaching und der oftmals nicht ganz leichten Abgrenzung von Coaching- und Psychotherapie-„Fällen“ weitere Beiträge in einer hoffentlich erscheinenden zweiten Auflage noch mehr Transparenz bezüglich der Qualität von Coaching-Leistungen schaffen.
Fazit: Die steigende Nachfrage nach Business-Coaching und die fraglichen Angebote für Coaching verlangen nach mehr Qualität im Coaching. Das vorliegende Herausgeberwerk gibt mit seinen insgesamt 17 wissenschaftlichen und anwendungsorientierten Beiträgen neue und äußerst interessante Impulse zu den vier Qualitätsdimensionen Struktur, Beziehung, Prozess und Ergebnis. Entsprechend sollte dieses Werk zu einer Pflichtlektüre für Coaches werden.

Prof. Dr. Corinna von Au

Institutsleitung InLeaVe® – Institut für Leadership & Veränderung
Zertifizierter systemischer Berater, Business und Executive Coach sowie Mediatorin
corinna.vonau@inleave.de
www.inleave.de
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