Cover: Methoden-ABC im Coaching. Praktisches Handwerkszeug für den erfolgreichen Coach. (6., akt. u. erw. Aufl.). Neuwied: Luchterhand.
Werner Vogelauer

Methoden-ABC im Coaching. Praktisches Handwerkszeug für den erfolgreichen Coach. (6., akt. u. erw. Aufl.). Neuwied: Luchterhand.

Rezension von Thomas Webers

4 Min.

Der Autor gehört zu den Pionieren des Coachings in Europa. Seit Mitte der 1990er-Jahre bildet er Coaches aus und pflegt seitdem seinen methodischen Fundus, den er erstmalig im Jahre 2000 auf 159 Seiten als "Methoden- ABC" veröffentlichte. Seitdem wächst das Werk (2004: 278 S.), wird erweitert und überarbeitet. Mit der 6., aktualisierten und erweiterten Auflage hält der Leser 373 gebundene Seiten und kondensierte Kompetenz in Händen.
Das ist nicht nur für Coach-Kollegen, sondern auch für Coaching-Klienten interessant, weil der Autor sein Vorgehen transparent macht; doch warnt er zugleich: "Allerdings wird es für den Gecoachten nicht reichen, einfach nur die Methoden auszuprobieren und davon auszugehen, dass es dann schon klappen wird - à la Self-Coaching. Ein/e professionelle/r Partner/in sieht nicht nur mehr …" (S. 5). Womit Vogelauer bei seinem "goldenen Dreieck der Coaching-Arbeit" angekommen ist: "Dabei geht es darum, aus einer ethischen und partnerschaftlichen Grundhaltung heraus, eine auf den Kunden bezogene und dem Kunden dienende Ganzheitlichkeit kognitiver, emotionaler wie auch wertbezogener Aspekte sicherzustellen" (ebd.).
Neben dem 140 Methoden enthaltenden, zweiten Kapitel beschreibt der Autor im ersten Kapitel über etwa 30 Seiten die wichtigsten Rahmenbedingungen fürs Coaching, liefert einen Leitfaden für die Verwendung der Instrumente, erläutert den Coaching-Verlauf und stellt zentrale Gedanken zu den emotionalen Seiten und der Ganzheitlichkeit (Kompetenzen-Modell) im Coaching dar. Das abschließende dritte Kapitel listet Abbildungen, Arbeitsblätter und Darstellungen auf.
Die Darstellung der Methoden erfolgt alphabetisch in tabellarischer Form. Neben dem Titel erscheint jeweils ein Buchstabe, der auf eins der insgesamt zehn Arbeitsfelder (Analyse, Transfer, Evaluation etc.) verweist. Leider findet sich die Aufschlüsselung nur "unterwegs" (auf S. 16) und nicht zentral greifbar im Buch, beispielsweise auf der Buchdeckelinnenseite oder als ausklappbarer Thesaurus, das hätte den Nutzwert des Buchs erhöht. Gleiches lässt sich von der die Zusammenhänge der Methoden im gesamten Coaching-Prozess darstellenden Abbildung 2 (S. 17) sagen. Warum hat der Verlag hier nicht geschaltet?
Es folgen Angaben zu (sachlichen oder konzeptionellen) "Voraussetzungen", zu "Zielen", zu möglichen "Ausgangssituationen" und "Indikatoren" (verbale oder körperliche Statements). Unter "Vorgehen" werden nun ein oder mehrere Abläufe beschrieben, die sich beim Einsatz der Methoden bewährt haben. Teilweise werden Hinweise zum Zeitaufwand gegeben oder auf Abbildungen oder weitere Materialien (bspw. Checklisten) verwiesen, die sich an die tabellarische Darstellung anschließen. Unter "Autor" wird der Urheber der Methode genannt und unter "Weiterführende Literatur" werden wichtige Quellen aufgelistet.
Der Autor unterscheidet den anglikanisch-amerikanischen vom europäischen Ansatz im Coaching. Während der ersterer mehr den arbeitsmethodischen und fachlichen Instrumenten verbunden sei, würde im (mittel-)europäischen Ansatz die psychologische Seite in Verbindung mit dem fachlichen Teil betont und genutzt. Eine interessante Notiz, wandelt der Autor doch selbst zwischen den Welten, ist sowohl ICF- als auch ACC- und DBVC-Mitglied. Damit zeigt der Autor auch seinen Lesern, wo die berühmte "Latte" liegt: "Tool-Klempner" zu sein, reicht in seinen Augen - nach dem Motto: Denn sie wissen nicht, was sie tun - nicht aus, um professionell als Coach zu arbeiten. Und er legt noch ein Päckchen obendrauf: Die Ethik-Standards von ICF und DBVC.
Vergleicht man das "Methoden-ABC" mit ähnlichen Methodensammlungen, beispielsweise mit den Rauen’schen Coaching-Tools, fällt auf, dass die chronologische (Rauen) der alphabethischen (Vogelauer) Sortierung aufgrund der intuitiven Orientierungsfunktion überlegen ist. Den Thesaurus, den Vogelauer, dies zu "heilen", nun einführt, finden wir bei Rauen schon früh (2004). Gegenüberstellen ließe sich auch der Schriftsatz: Tabelle versus gegliederter Fließtext mit Randkolumnen. Der Rezensent will hier gerne einräumen, dass solches Geschmackssache ist, obwohl er natürlich seinerseits eine Präferenz hegt. Eines können beide Darstellungen nicht leisten: die dritte Dimension. Weiterführendes Material muss konsekutiv präsentiert werden, das Printprodukt lässt eine Hypertextstruktur nicht zu.
Werner Vogelauer gebührt Respekt für seine schöne Sammlung an Methoden, die er bewusst - sollen wir old fashioned, oder bodenständig sagen? - nicht Tools nennt. Die Nachfrage nach seinem Buch zeigt, dass er über Jahre eine lebhafte Nachfrage bedient hat und dass die Aufmerksamkeit nicht geringer geworden ist. Sein Buch ist also anschlussfähig und relevant. Ihm seien viele zufriedene Leser gewünscht.
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