Jan Mayer, Hans-Dieter Herrmann

Mentales Training: Grundlagen und Anwendung in Sport, Rehabilitation, Arbeit und Wirtschaft. Berlin: Springer.

Rezension von Dr. Mona Haug

4 Min.

In ihrer zweiten Auflage, die bereits zwei Jahre nach der Erstausgabe erscheint, knüpfen Jan Mayer und Hans-Dieter Herrmann an ihre bereits bekannte und bewährte Vorgehensweise an. Das Mentale Training, wie die Autoren es bereits bei ihrem Mentor Hans Eberspächer kennen gelernt haben, soll vertieft durch viele umfangreiche wissenschaftliche Studien in größerem Umfang Anklang und Akzeptanz bei einem breit aufgestelltem Publikum finden. Denn gezieltes Mentales Training ist nach Auffassung der Autoren der Schlüssel zum Erfolg nicht nur im Sport, sondern auch in der Rehabilitation, der Arbeit und der Wirtschaft.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert: Im ersten, sehr gut nachvollziehbaren, informativen und allgemein gehaltenem Teil, wird der Leser mit den Grundlagen des Mentalen Trainings vertraut gemacht, um einen konkreten Eindruck des vielfältigen Einsatz -und Wirkungsbereiches sowie der praktischen Relevanz des Vorstellungstrainings zu erhalten. Im zweiten, an manchen Stellen sehr langatmig anmutenden Teil, konzentrieren sich die Autoren auf eine umfangreiche Bandbreite von "Anwendungsfeldern", untermauert durch spezifische und sehr detaillierte Beschreibungen, die so mancher Leser an der einen oder anderen Stelle, eventuell auf Grund der großen Informationsflut, überspringen möchte.
Auf den ersten knapp 60 Seiten wird dem Leser eine faszinierende und erfolgserprobte Trainingsmethode vorgestellt, die seit nunmehr vielen Jahren ihre Feuertaufe im Leistungssport erfolgreich bestanden hat. Hierzu liefern Mayer und Herrmann nicht nur die psychologischen Grundlagen des Mentalen Trainings, sondern auch den Aufbau und die unterschiedlichen Ansätze zum Erlernen der Bewegungsvorstellungen. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Wirksamkeitsstudien, Wirkmechanismen und neurophysiologischen Erklärungsansätzen.
Diese enorme Konzentration von zahlreichen Studien, die den Autoren scheinbar als wissenschaftlich nachgewiesen und dadurch als fundierte Bestätigung ihrer Trainingsmethode diente, war für die Rezensentin nicht immer nachvollziehbar und erforderte einiges an Nachsicht. So mancher Leser hätte sicher das intensiver gestaltete Erlernen und Anwenden des Vorstellungstrainings zu schätzen gewusst.
Auf den darauf folgenden 150 Seiten wird dem Leser ein fachspezifisches Mentales Training in den Bereichen Leistungssport (60 Seiten), Rehabilitation( 34 Seiten), Arbeit und Wirtschaft (17 Seiten) mit anschließenden Grundlagen und Materialen (8 Seiten) skizziert. Hier findet sich der Leser "zu Hause", der erfahren möchte, wie man die mentalen Vorstellungen entwickelt, an Hand von Knotenpunkten und Bewegungsbeschreibungen erarbeitet und dann in die Praxis umsetzt. Darüber hinaus gibt es einen kurzen Ausflug in die Welt der Einsatzmöglichkeiten und eine strukturierte Auflistung der Anwendungsvielfalt im Leistungssport.
Im Kapitel Rehabilitation nach Sportverletzungen und in der neurologischen und orthopädischen Rehabilitation konzentrieren sich die Experten im Bereich Sportpsychologie auf die Faktoren und Merkmale von erfolgreich rehabilitierten Sportlern und die Praxis des Mentalen Training im Aufbautraining, bei Einzeltechniken und bei sehr komplexen Bewegungsfolgen. Für die Coaching-Welt wurde leider nur ein kurzer, flüchtiger Glanz des Augenblicks der interessant erscheinenden Trainingsmethode im Bereich Arbeit und Wirtschaft auf exakt 17 Seiten reserviert. Die Arbeitsfelder Chirurgie und Zahnmedizin, sowie die Luftfahrt, Musik und Produktion werden kurz und präzise in Bezug auf das Thema erläutert.
Fazit: Eine vielversprechende, erfolgreich anmutende Trainingsmethode, die detailliert und wissenschaftlich auf das Genaueste untermauert, einem neugierigen Publikum präsentiert wird. Die Rezensentin hat sich allerdings bis zum Schluss des Buches gefragt, ob sie der Zielgruppe des Buchs entspricht, da sie sich etwa 50 Seiten weniger Studiennachweise gewünscht hätte und dafür lieber einen praxisrelevanten Transfer für den Coaching-Bereich. Für manchen Coach wäre es sicherlich aufschlussreich gewesen, wenn er erfahren hätte, wie die erlernten und antrainierten Erfolgsmethoden von Leistungssportlern oder von Rehabilitanden das Coaching von Klienten durch dieses mentale Vorstellungstraining, welches sich auch in der bekannten Arbeit mit NLP wiederfindet, unterstützen kann. Bleibt nun zu hoffen übrig, dass die Autoren diesen Ansatz in ihrer dritten Auflage berücksichtigen.

Dr. Mona Haug

www.monahaug.de

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