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Andreas Steffen

Menschen und Organisationen im Wandel. Ein interdisziplinärer Werkzeugkasten für Veränderungsprozesse.

Rezension von Günther Mohr

3 Min.

Andreas Steffen legt mit "Menschen und Organisationen im Wandel" ein sehr umfangreiches Buch vor und trägt viele Aspekte aktueller Methodiken zusammen. In 21 Kapiteln werden Themen beleuchtet wie Prozessmanagement, Design Thinking, Storytelling, User Experience, Employer Branding, Kanban, Balanced Scorecard und New Work. Man erfährt auch etwas über Life Hacks, UX, Value Proposition Canvas uvm. Es handelt sich aber nicht um ein Toolbuch, sondern vielmehr um eine Analyse der Methoden.

Der Autor ist ein Verbindungsdenker. Er beschreibt den Entstehungsprozess des Buches mit "Systemischer Coach, Betriebswirt und Innovationsmanager treffen sich an einer Bar". Nach Intervention ("Eingreifen") komme Invention ("die Erfindung") und dann die Innovation. Als Beispiel für eine Innovation nennt er die Wiederherstellung von Ruhe und Gelassenheit bei einem Menschen.

Steffen verbindet Worte und Welten, sieht Parallelen, Ähnlichkeiten und Analogien. Und er schafft es gut, Themen zu verbinden, welche sauber recherchiert und mit Literatur sowie mit Filmszenen schön erklärt sind. Interviews mit Experten zu den einzelnen Themen runden jeweils die Kapitel ab. Diese lesen sich sehr kreativ und begleiten den Leser in seinem Reflektionsprozess. So befragt er die Expertin zum Design Thinking beispielsweise nach ihrer eigenen individuellen "Persona" und veranschaulicht so den Fachbegriff. Mit ausführlichen Betrachtungen zu Algorithmen, Künstlicher Intelligenz, Robotern und einer Art Ausblick auf die Zukunft endet das Buch.

Im Verlauf des Buches wechseln meinungsstarke Passagen mit nachdenklichen. Ob Coaching als zielgerichteter Prozess wie ein Geschäftsprozess zu verstehen sei, kann man bei manchen Coachings sicher so sehen. Managementlogik kann man aber auch als fundamental anders als Beratungslogik begreifen. Coaching im Sinne einer Begegnung zwischen Menschen, die weit über den Einsatz von Tools hinausgeht, steht bei Steffen weniger im Vordergrund, vielmehr ein funktionelles Verständnis des Coachs als Dienstleister mit Prozesskompetenz. "Die grundlegenden Fähigkeiten zur Veränderung sind schnell aufgelistet: Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, Reflektionskompetenz und Resilienz, ein Verständnis der eigenen Ressourcen sowie der Wille zur Veränderung als entscheidende Grundlage – und schließlich Selbstwirksamkeit als  Resultat.“ (S. 5) So schreibt Steffen z.T. mit spitzer Feder. Manchmal fordern die assoziativen Ketten auch heraus: Design Thinking, Zürcher Ressourcenmodell, Kanban, Johari-Fenster, somatische Marker, Scrum, inneres Team, Improvisationstheater, transaktionsanalytische Spieltheorie.

Fazit: Der Autor stellt sein umfangreiches, erarbeitetes und durchaus kraftvoll zu nennendes Wissen zur Verfügung. So ist insgesamt ein Buch mit vielen Anregungen und Substanz herausgekommen.

Günther Mohr

Hofheim
www.mohr-coaching.de