Tobias Seibel

Leadership. 82 Methoden für die Arbeit mit Führungskräften

Rezension von Torsten Ferge

4 Min.

Ende der 80er-Jahre war eine Serie sehr beliebt, in der der Protagonist mit einfachen Mitteln und Wissen Probleme löste. Oft reichten ihm ein Kaugummi, ein Schweizer Taschenmesser und etwas Physik, um sich aus einer misslichen Lage zu befreien. Der Name der Serie ist „MacGyver“. Wenn ein Coach das Äquivalent eines Schweizer Taschenmessers für ein Problem benötigt, könnte sie oder er im Buch von Tobias Seibel fündig werden: „Leadership: 82 Methoden für die Arbeit mit Führungskräften. Workbook für Training, Coaching und Facilitation“. Seibels pfiffige Coaching-Methoden eröffnen neue Problemzugänge.

Aufgemerkt, die Grafiken und Visualisierungen zu seinem Leadership-Buch steuert der gelernte Ökotrophologe Seibel selbst bei. Er kann auf 22 Jahre Erfahrung als Trainer, Coach und Facilitator in der Personal- und Organisationsentwicklung zurückblicken. In seine Coachings bringt er Führungserfahrung im Gesundheitsbereich, im Qualitätsmanagement und in der Personalentwicklung ein. Stationen seiner Coaching-Qualifikation hatten Grundlegungen in der Teamdynamik, in systemischer Prozessberatung und in der Organisationsberatung. Das Portfolio seiner Coaching-Tätigkeit umfasst Change-Prozesse, Team-Coachings, die Entwicklung von Führungskräften und Workshops zur Visualisierung. 

Verlegt von managerSeminare kommt das Buch im mattierten, farbigen Umschlag daher. Der Inhalt von 304 Seiten wird vom Vorwort „Bevor es losgeht“ und dem Abschluss „Was ich noch zu sagen hätte“ gerahmt. Ein Inhalts- sowie das Stichwortverzeichnis erleichtern die Suche und eröffnen einen anlassbezogenen Zugang zum Buch. Jedes Kapitel ist zu Beginn mit einer begleitenden Erläuterung versehen. Das farbige Buch ist wie ein Workshop aufgebaut. Folgerichtig startet Kapitel eins mit dem „Workshop-Einstieg“ und schließt Kapitel drei mit dem „Workshop-Ausstieg“. In Kapitel zwei liegt mit 182 Seiten der Fokus des Buches. Hier geht es um „Führungsthemen gestalten“, „Die Situation klären“ oder „Performance entwickeln“. Unter jeden Kapitelabschnitt sortieren sich vier bis neun Methoden ein. Und schließlich stellt der Autor im vierten Kapitel Online-Methoden für die Arbeit im digitalen Raum vor. Zu den meisten Ideen gibt es Material zum Download.

Die einzelnen Methoden werden vom Autor in sich strukturiert aufgestellt: Auf die „Kurzbeschreibung“ folgt der „Aufbau“, dann ein „Intro“, das einen Vorschlag für einen möglichen Wortlaut macht. Der Abschnitt „Hintergründe“ hilft beim Einordnen der Methode und meist gibt es zusätzliche „Tipps“. Der Absatz „Material“ schließlich weist darauf hin, was der Coach dabeihaben sollte. Fast jede Methode wird auf einer oder zwei Doppelseiten vorgestellt, wobei links eine Visualisierung, rechts der Inhalt bzw. die Beschreibung abgedruckt ist. Eine Kostprobe: Führungskräfte müssen häufig von sich überzeugt sein. Ein methodischer Vorschlag verbietet den Gebrauch der Worte „ich“ und „mein“. So regt die Methode eine Egobremse inklusive Reflexionsraum an. 

Seibel legt einen spannenden und praxisnahen Titel vor. Sein Fokus liegt auf dem Coaching von Führungskräften. In seinem Bemühen um geschlechtergerechte Sprache ist er auf der Höhe der Zeit. Konsequent folgt er im weiteren Text Werten wie Transparenz und Respekt. Er setzt auf eine bildhafte Sprache und starke Visualisierungen. Insgesamt hilft der Buchaufbau Coaches dabei, einen Workshop methodisch und teilweise auch inhaltlich vorzubereiten. Die Methoden greifen zentrale Führungsthemen auf. Wichtig bei der Umsetzung ist, dass sich der Coach nicht in einem Methodenfeuerwerk verliert, sondern inhaltliche Ziele mit Hilfe der Methoden konsequent verfolgt. 

Struktur und Übersicht aus dem Inhaltsverzeichnis gehen beim Blättern und bei der Beschäftigung mit einzelnen Methoden verloren. Hier würde ein Rückbezug zum Kapitel bzw. Unterkapitel bei der Orientierung helfen. Durch die brauchbaren Visualisierungen ist manch ein Coach herausgefordert, ebenfalls eine gute Ästhetik auf die Flipchart zu bringen. 
Der Zugriff auf die 80 Download-Dateien ist knifflig. Die Dateien sind zwar geordnet, liegen aber lediglich einzeln vor. Sie lassen sich nicht gesammelt z.B. als ZIP abrufen. Das bedeutet bei jeder neuen Arbeit mit dem Buch einen erneuten Zugriff auf die Verlagswebsite. 

Fazit: Spannend, kreativ und auf den Punkt gebracht stellt Tobias Seibel seine Methoden für das Führungs-Coaching vor. Praktisch sind seine hilfreichen Visualisierungsvorschläge. Ein empfehlenswertes Rundumpaket, nicht nur wenn es eng wird. 

Torsten Ferge

Coach und Supervisor
www.ferge-coaching.de 

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