Francine ten Hoedt

Konflikt-Coaching. Ein Praxisleitfaden.

Rezension von Björn Rohde-Liebenau

3 Min.

Der Titel ist 2013 als „Conflicten coachen“ auf Niederländisch erschienen. Die Übertragung ins Deutsche hat sich gelohnt, denn Konflikt-Coaching ist zwar eine klassische Anwendung, erstaunlicherweise gibt es aber kaum eine Handvoll Arbeiten am Markt, die sich monografisch mit dem Thema befassen. Francine Ten Hoedt bringt ihre Erfahrung als Konfliktmittlerin in Organisationen ein und stützt sich zudem auf die Zusammenarbeit mit namentlich genannten Kollegen und Kolleginnen. Mit der zitierten Literatur deckt sie ein breites internationales Spektrum ab.

Ten Hoedts Fokus ist auf Konflikte am Arbeitsplatz gerichtet. Dabei stellt sie ihren Ausführungen zunächst einen Überblick über verschiedene Konfliktarten, deren Entwicklung und Differenzierung voran. Die Frage, was eine Person dazu befähigt, Konflikte zu coachen, beantwortet sie mit einem Verweis auf unterschiedliche Verfahren der Konfliktbearbeitung mit Unterstützung durch Dritte – und Glasls Eskalationsmodell. Konflikt-Coaching sei auf den Stufen eins und zwei nützlich, auf den Stufen drei und vier nötig, aber ab Stufe acht nicht mehr mit allen Konfliktparteien zugleich möglich. Konflikt-Coaching und Mediation werden als sich potentiell ergänzende, parallele Verfahren verstanden. Stehen juristische Folgen im Raum, empfiehlt die Autorin, den Vorrang von Mediation gegenüber dem Konflikt-Coaching zu prüfen. Was sich Konflikt-Coaches von Mediatoren abschauen sollten – und umgekehrt –, wird benannt. Wer die Legende von den Blinden, die den Elefanten erkunden, auf Englisch nachlesen möchte, findet sie mit weiteren praktischen Handreichungen im Anhang. Die im Buch vorgestellte Checkliste zur Erfassung der Konfliktfähigkeit wird vom Verlag auch online bereitgestellt.

Jedes der gut strukturierten Kapitel ist mit einer abschließenden Bemerkung versehen, die als Fazit bzw. Zusammenfassung – wie auch die meisten Abschnitte des Buches – für sich stehen und gelesen werden kann. Das Buch besticht vor allem durch die Darstellung einer großen Bandbreite sich ergänzender Instrumente, die sowohl für die Begleitung der Beteiligten und ihrer Organisationen, wie auch vorab und fortlaufend in der Analyse von Stand, Entwicklung und Anforderungen von Veränderungsprozessen zum Einsatz kommen können.

Ergänzend erscheint von der Autorin in Zusammenarbeit mit Marijke Lingsma die Box „150 Karten für das Konflikt-Coaching“, das dem Ansatz dieses Buches folgt, Konflikte einzuordnen, zu normalisieren und die individuellen Kompetenzen zu stärken. 

Fazit: Coaches, die den Konfliktbeteiligten und vorab sich selbst ein Verständnis für das Prozesshafte in Konflikten sowie die individuellen Anteile bei Entstehung und Lösung geben wollen, finden hier einen guten Überblick sowie Werkzeuge und Checklisten für einen jeweils passenden Einstieg.

Björn Rohde-Liebenau

Ombudsmann, Mediator und Coach
RCC@risk-communication.de
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