Ina Hullmann

How to coach. Mit Leichtigkeit Coaching lernen.

Rezension von Anne Haker

4 Min.

Mit ihrem Buch "How to coach" präsentiert Ina Hullmann ihren Lesern ein Coaching-Menü, das die locker-leichter Vermittlung von Coaching-Grundlagen in fünf Gängen verspricht.
Zum Aperitif reicht sie sieben Grundhaltungen, die als Basis für alle Interventionen dienen. Allen voran steht für sie die Zauberformel "ZWAB" - "zum Wohle aller Beteiligten", die als Richtschnur jeglichen Handelns gilt. Alle sieben Prinzipien werden knapp erläutert, teilweise mit Beispielen belebt und schließlich in einer meditativen Übung als Formel einstudiert: "Coaching = Respekt + Wertschätzung + Achtsamkeit + Balance + Leichtigkeit + Präsenz + ZWAB + Gemütlichkeit".
Die Autorin legt einen sehr weit gefassten Coaching-Begriff zugrunde: Für sie sind Coaches "alle Personen und Berufsgruppen, die andere Menschen anleiten möchten, ihr Potenzial zu entfalten und Blockaden zu lösen". Im Folgenden finden sich auch vorrangig Praxisbeispiele aus dem klinischen Bereich, was eine Abgrenzung von Coaching und Therapie gerade für Coaching-Einsteiger erschwert.
Das Menü beginnt klassisch mit dem ersten Gang "Ordnung schaffen". Hullmann nutzt dazu die Kraft von Metaphern und Bildern: Komplexe Probleme werden in kleine leichter verdauliche Häppchen tranchiert und in eine "mentale Kommode" einsortiert. So aufgeräumt, können die Klienten eine Schublade nach der anderen öffnen und werden vom inneren Chaos nicht überwältigt. Auch die Suche nach dem Leid verursachenden Muster wird anschaulich in eine Schneewittchen-Geschichte verpackt. Ziel ist das Finden des roten Apfels, der getarnt als Leckerbissen ganze Lebensbereiche vergiften kann.
Im zweiten Gang geht es um die Zielklärung. Dazu darf die gute Fee Wünschdiwat die Wunderfrage stellen und die Maslowsche Bedürfnispyramide wird erklärt. Mit Hilfe eines vierblättrigen Glücksklees sollen schließlich vier Entwicklungsbereiche beleuchtet und auf unerfüllte Träumen überprüft werden: Persönlichkeit, Körper, Beziehung und Beruf. Das so beschriftete Blättchen wird im Laufe des Kapitels immer weiter ergänzt und bearbeitet.
Um die erkannten Ziele umsetzen zu können, werden im nächsten Gang Ressourcen aktiviert. Hier wird vor allem der Blick zurück in die Kindheit gerichtet: Was hat in Kindertagen Freude bereitet? Wo liegen versteckte Talente und Potenziale? Die Autorin lädt ein zu einem Perlentauchgang ins eigene Unterbewusstsein.
Im vierten und letzten Gang werden mögliche Blockaden angegangen. Hierzu gibt Hullmann leicht verständliche Einblicke in die Neuropsychologie und erklärt den Lesern auf amüsante Art und Weise die Grundlagen der Stressreaktion.
Zum Dessert wird eine Bedienungsanleitung für den Geist gereicht, die Leben verändernde Wirkung verspricht. Ziel ist es, sich von belastenden, negativen Emotionen frei zu machen und sich innerlich ganz und gar auf eine wünschenswerte Zukunftsvision einzustellen.
Die Autorin streut immer wieder Erkenntnisse aus der traditionellen chinesischen Medizin und den Lehren des Buddhismus’ ein und schlägt verschiedene meditative Übungen vor. Im Buch finden sich auch einige leicht verständliche und direkt anwendbare Übungen zur Selbsthypnose, welche zur Stabilisierung und Ressourcen-Aktivierung geeignet sind. Die restlichen Übungen sind vorrangig Rollenspiele oder Aufstellungen, zu deren Erprobung die Autorin ihre Leser einlädt. Dass der Umgang mit teilweise weit reichenden Effekten einer Problem- oder Systemaufstellung sorgfältig erlernt und von einer leichtfertigen Verwendung dieser Methode abgeraten werden sollte, wird allerdings nicht deutlich.
Obwohl die Zusammenstellung der einzelnen Kapitel als Menü etwas konstruiert scheint, sind Aufbau und Struktur des Buches klar und leicht verständlich. Theoretische Hintergründe werden ergänzt durch Beispiele und Übungen und wesentliche Inhalte auf "Spickzetteln" stichwortartig zusammengefasst. Die Autorin erfreut ihre Leser mit einer erfrischenden Sprache und belebender Leichtigkeit. Auch die Aufmachung mit zahlreichen Bildern wirkt locker und erinnert eher an ein Magazin als an so manch trockenes Standardwerk zum Thema.
Fazit: "How to coach" richtet sich an Coaching-Einsteiger, denen die altbekannten Methoden und Hintergründe noch nicht geläufig sind. Erfahrene Coaches finden wenig neue Anregungen, können das Buch aber, dank Hullmanns fröhlich-leichtem Stil als willkommene Auffrischung grundlegender Coaching-Inhalte nutzen. In der Tat ein bekömmlich leichtes Menü - wer jedoch Gehaltvolleres bevorzugt, wird nicht so recht satt werden.

Anne Haker

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