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Siegfried Greif, Heidi Möller, Wolfgang Scholl

Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching.

Rezension von Thomas Webers

3 Min.

Der Blick auf Veröffentlichungen zum Thema Coaching, das offenbart die Inspektion der Top-Ten-Listen des Online-Versandhandels schnell, wird durch Praktikerliteratur dominiert. Wissenschaftliche Titel sind eindeutig in der Minderheit. Manche Marktbeobachter sprechen gar von einer ausgeprägten Theoriephobie im Feld, andere von fröhlichem Dilettieren. Die Gründe für diese Theorie-Praxis-Kluft wird man auf beiden Seiten lokalisieren können: Wissenschaftler lassen sich ungerne vor den Rechtfertigungskarren einer Branche spannen, Praktiker suchen schnelle Lösungen und meiden oft die Mühen kritischen Denkens und Forschens.

Drei etablierte psychologische Fachexperten haben sich zusammengefunden, um ein Handbuch zu produzieren, das den Anspruch hat, diesen Graben zu überbrücken. Siegfried Greif und Wolfgang Scholl sind pensionierte, aber weiterhin aktive Hochschullehrer. Heidi Möller ist Professorin für Theorie und Methodik der Beratung an der Universität Kassel. Sie haben 102 Autorinnen und Autoren gewonnen, die 70 Artikel zum Handbuch beigesteuert haben.

Dieses Handbuch widmet sich den wissenschaftlichen Grundlagen des Coachings – insbesondere den psychologischen Basics – und zeigt deren Anwendungsmöglichkeiten anhand praktischer Beispiele auf. Die Beiträge haben in der Regel einen Umfang von zehn Seiten. Sie starten mit einem Fallbeispiel und legen dann die konzeptionellen Hintergründe und Forschungsstände dar. Die Leserschaft kann sich folglich extrem schnell und aktuell schlau machen.

Daher ist das Buch die erste Anlaufstelle für Studierende, die sich mit Coaching beschäftigen. Aber es liefert ebenso etablierten Coaches den unverzichtbaren theoretischen Hintergrund, den man sich sonst teilweise mühsam zusammensuchen müsste. Gleichfalls sollte es als Fundament in Coaching-Ausbildungen dienen, damit angehende Coaches von Anfang an professionell eingestimmt und vorbereitet werden.

Damit eröffnet dieses Handbuch auch ein potenzielles Spannungsfeld zu den beliebten Tool-Books: Leichtsinnige „Toolklempner“ sollten sich in der Rechenschaftspflicht gegenüber der wissenschaftlichen Fundierung sehen. Wissenschaftler sollten sich wiederum nicht zu fein sein, die Praxis zu erforschen und anzuregen. Die beiden ersten Beiträge im Handbuch aus der Feder der Herausgeber zielen daher auch sogleich in diese Richtung: So entscheiden sie sich im „Definitionskapitel“ dafür, Coaching als übergreifende Profession zu verstehen und nicht der Beratung zu subsumieren. Und sie erläutern die unterschiedlichen Interessen von Wissenschaftlern und Praktikern. Das Fazit lautet daher auch versöhnlich: Teamwork.

Das Handbuch erscheint zugleich in der Reihe „Springer Reference Psychologie“ und bietet zusätzlich eine um dynamische Komponenten erweiterte Online-Präsenz, womit die fortlaufende Erweiterung und Aktualisierung sichergestellt wird.

Fazit: Ein Meilenstein für die Professionalisierung der Coaching-Branche. Es sollte in Hochschulbibliotheken, aber auch bei Coaching-Weiterbildungsinstituten im Regal stehen.