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Christine Thornton

Gruppen- und Teamcoaching.

Rezension von Andrea Schlösser

3 Min.

Was ist der Unterschied zwischen einer Gruppe und einem Team? Immer wieder taucht diese Frage in der Coaching-Praxis auf. Die englische Autorin Christine Thornton geht in ihrem Buch „Gruppen- und Teamcoaching“ gleich zu Beginn auf diese zentrale Frage ein.

Im zweiten Teil beschreibt die Autorin in Bezug auf das implizite Beziehungswissen kurz die Begriffe Projektion und Übertragung und erläutert ausführlich die von ihr definierten Grundprinzipien für die Arbeit mit Gruppen: das Halten und den Austausch. Außerdem stellt sie neun definierte Gruppenprozesse vor. Sie geht dabei unter anderem auf Kommunikation, Resonanz und Lokation ein. Welche hilfreichen Veränderungsfaktoren sich der Coach bei seiner Arbeit zu Nutze machen kann, beschreibt Thornton im weiteren Verlauf.

Der dritte Teil geht näher auf die systemische Sichtweise ein und erklärt den Zusammenhang von Organisation und Team bzw. Gruppe. Die Autorin weist mehrfach darauf hin, wie wichtig es für den Coach ist, nicht nur die Gruppe oder das Team im Blick zu haben, sondern gleichzeitig auf die gesamte Organisation zu schauen. Thornton erläutert, wie Veränderungen zu Stande kommen und beantwortet die Frage, wieso Paradoxität wichtig ist und wie mit Großgruppen gearbeitet werden kann. In diesem Zusammenhang werden die Methoden World Café und Open Space kurz vorgestellt, wobei die Methodenbeschreibung für eine praktische Umsetzung zu knapp formuliert ist.

Das Thema Team-Coaching ist Gegenstand im vierten Teil des Buches. Hier beschreibt Thornton u.a. die Herausforderungen in der Arbeit mit Teams und gibt einen Einblick in Lerngruppen, Balint-Gruppen und Supervisionsgruppen. Für die praktische Arbeit stellt die Autorin hier Ablaufbeschreibungen, Checklisten und Merkkästen zur Verfügung. Praxisbeispiele von Reflexionsprozessen ergänzen das Kapitel.
    
Das fünfte und gleichzeitig letzte Kapitel befasst sich mit Strategien, die sich für den Umgang mit problematischem Verhalten des Einzelnen oder der gesamten Gruppe bzw. Team eignen. Das Buch schließt mit dem Abschnitt „Kunst des Zeitmanagements“, bei dem der Coach noch einige Hinweise für den optimalen Umgang mit der Zeit während des Coachings erhält.

Besonders hervorzuheben sind die einfache Lesart sowie die zahlreichen Praxisbeispiele, die das zuvor Gelesene verdeutlichen. Hier ist zu erkennen, dass Thornton über eine profunde Praxiserfahrung verfügt und diese mit ihrem Buch gerne weitergeben möchte. Relevante Themen werden von ihr aufgegriffen und kurz umrissen. Offen bleibt die Frage nach einer konkreten Zielgruppe des Buches. Für Personen, die ein Praxishandbuch suchen, fehlt es hier an Methoden. Diejenigen, die an einem Fachbuch interessiert sind, finden hier eher thematische Abrisse und weniger konkretes theoretisches Hintergrundwissen.

Fazit: Dieses Buch bietet einen ersten Einblick in die umfangreichen Aufgaben eines Gruppen- und Team-Coaches und spiegelt die vielfältigen Herausforderungen in der praktischen Arbeit mit Teams und Gruppen wider.

Andrea Schlösser

www.andrea-schloesser.de