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Margit Kühne-Eisendle, Jimmy Gut

Grenzen gestalten - Bildbar-KartenSet II: 50 Karten zum Arbeiten mit Bildern im Coaching, Training, in der Aus- und Weiterbildung, Therapie und Supervision.

Rezension von Björn Rohde-Liebenau

3 Min.

Die Metapher transportiert Sinn, wo uns zunächst die Worte fehlen. Wer ist noch nicht dem Berg voll Problemen begegnet, vor dem wir wie angewurzelt stehen bleiben. Als bildkräftige Analogie ist die Metapher in jedem Coaching wirksam, etwa, wenn im Bild neue Optionen erkennbar werden oder aus dem Bild heraus neue Bewegung entstehen kann. Metaphern bringen die Klienten meist selbst mit, auf Nachfragen bekommen wir sie zu hören.
Diese Erkenntnis zugrunde gelegt, haben Jimmy Gut und Marit Kühne-Eisendle 2014 100 Methoden zum Arbeiten mit Bildern und Fotos im Coaching, in der Aus- und Weiterbildung, Therapie und Supervision herausgebracht. Nach einem begleitenden, ersten KartenSet mit 50 völlig unterschiedlichen, abstrakt-konkret offenen Fotokarten ist 2015 ein zweites Set unter dem Titel „Grenzen gestalten“ erschienen. Im Begleitheft werden fünf Einstiegsmethoden beschrieben, wie die Karten in unterschiedlicher Weise bei der Arbeit mit dem Klienten eingesetzt werden können.
Grenzen zu gestalten, ist sicher nicht der einzige Beweggrund für Coaching. Einen Anlass darüber zu sprechen, könnte es dennoch in jedem Coaching geben. Sämtliche Motive der vorliegenden Bildkarten sind in ihrer Aussage völlig offen. Während eine Hand voll von ihnen eher plakativ ist, überlassen es andere dem Betrachter zu entscheiden, wo für ihn die Grenze liegt und ob diese eher Barriere, Abgrenzung oder Schutz bedeutet. Die Bilder lassen sich folglich nicht trennscharf in Kategorien einteilen. Allerdings sind sie zumeist kontrastreich, farbig (jedenfalls nicht schwarz-weiß), eher unpersönlich und „wie von unterwegs“ - also stilistisch passend zum Thema „Grenzen gestalten.“
Im Unterschied zum eventuellen Einsatz eigener Materialien ist bei den Set-Karten klar, dass es nicht um die Themensetzung des Coachs geht. Klienten können schauen, wie einzelne dieser Karten oder eine Auswahl sie ansprechen, was sie durch sie entdecken und wie sie begleitet vom Coach damit weiter umgehen wollen. Die Karten sind im künstlerischen Sinne genial: auf eine denkbare erste Reaktion: „das könnte ich auch“ - folgt schnell die Erkenntnis, dass es eine Kunst ist, solche Fotos zu machen und daraus wiederum Bildkarten zu produzieren.
Die erfahrenen Coaches, Gut und Kühne-Eisendle, haben die Motive tatsächlich selbst gefunden und fotografiert. Box und Karten sind so gestaltet, dass man achtsam mit ihnen umgehen möchte. Gleichzeitig sind sie von einer angenehmen Größe und stabil genug, um einige Generationen von Klienten zu überstehen; Dies schränkt jedoch den Einsatz der Karten bei größeren Gruppen ein. Vielleicht setzt die methodische Arbeit mit diesem Set am ehesten dort etwas in Bewegung, wo ein Klient allein mit Worten nicht mehr weiter kommt und sich dann über diese ausdrucksstarken und dabei offenen Bilder vorsichtig seinen eigenen Grenzen und seinem eigenen Umgang mit ihnen annähern möchte. 
Fazit: Das Bildkarten Set „Grenzen gestalten“ und die zugehörige Methodensammlung sei allen Coaches und Veränderungsbegleitern empfohlen, die ihre Arbeit mit Metaphern erweitern wollen, weil die Bilder ein breites Spektrum offener Assoziations-und Projektionsmöglichkeiten erschließen und dabei immer einen Ausstieg und eine Weiterentwicklung erlauben.

Björn Rohde-Liebenau

Ombudsmann, Mediator und Coach
RCC@risk-communication.de