Regina Mahlmann

Führungsstile und -methoden gezielt einsetzen. Situativ und verantwortungsvoll führen.

Rezension von Michael Wutzler

3 Min.

Publikationen zur Führung von Mitarbeitenden gibt es zahlreich. Regina Mahlmann bringt in ihrem Buch auf Basis ihrer praktischen Erfahrung theoretische und praktische Erkenntnisse zu Führungsstilen zusammen. Sie greift Traditionen der Führung auf, verknüpft aktuelle Themen und ergänzt diese mit praktischen Tipps. Unterschiedliche Führungsstile werden jeweils kontextuell eingeordnet, konzeptionelle Hintergründe und Erfolgsfaktoren aufgezeigt, Auswirkungen der Führungsstile auf Mitarbeitende herausgearbeitet und das damit einhergehende Selbstbild als Führungskraft rekonstruiert. Die Kapitel bereichert die Autorin darüber hinaus mit einem Blick auf Herausforderungen, reflexive Übungen sowie Anregungen für Beratungsprozesse.

Mahlmann arbeitet als Coach und Beraterin mit Führungskräften und Unternehmen zu Fragen der Führung, Prozessgestaltung und Unternehmenskultur. Das Buch basiert auf ihren praktischen Erfahrungen und richtet sich neben Führungskräften auch an Berater, Coaches und Trainer.

Um über die sieben Kapitel hinweg die Führungsstile zu ordnen, greift sie als Ausgangspunkt die metaphorische Unterscheidung von Kapitän und Gärtner auf. Bestimmt ein Kapitän mit Überblick, wohin es gehen soll, gibt Ziele vor und versteht Mitarbeitende als ausführendes Personal, so agiert ein Gärtner informierend, fördernd und verhilft zur individuellen Entwicklung der Mitarbeitenden. Diesen beiden Typen, die quasi von außen führen, stellt sie den Steuernden an die Seite, welcher von innen als Teil des Systems agiert. Weniger auf Personen gerichtet, in einem zirkulären Prozess ist dabei das Einwirken auf Strukturen und Prozesse des Arbeitens zentral. Das agile Führen kennzeichne darüber hinaus eine Einstellung des innovativen Experimentierens.

Die Ausführungen zu den einzelnen Führungsstilen werden mit Infoboxen, Praxisbeispielen und Übungen ergänzt. Diese dienen als einprägsame Wiederholung, ermöglichen Selbstreflexion und somit Überlegungen dazu, welcher Stil für die eigene Führung passend ist. Über das Buch hinweg werden zudem essenzielle Begriffe nachvollziehbar in den Text eingewoben (bspw. Menschbilder oder Rollen im Team).

Kapitel sieben steht etwas für sich und bespricht aktuelle Trends des Arbeitens und der Unternehmensleitung (z.B. New Work). Es beginnt mit allgemeinen Begriffsklärungen zu Führungstheorien und -stilen, die einordnend schon am Beginn des Buches hilfreich gewesen wären. Außerdem werden neuere Konzepte wie z.B. Agilität, Digital Leadership und Ambidextrie aufgearbeitet. Dabei verlässt Mahlmann den Fokus Personalführung zugunsten des Unternehmensmanagements. Anknüpfend werden weitere Stile und Methoden erläutert. Insgesamt schlussfolgert sie: Für eine zeitgemäße Führung müsse die Methodengläubigkeit durch eine „weise Führung“ (S. 206) der flexiblen, kontext- und situationsabhängigen Anwendung von Strategien und Methoden verdrängt werden (S. 204).

Im Kapitel sieben wird die übersichtliche Struktur auf Kosten der Kohärenz des Buches nicht gleichermaßen fortgeführt. Die Vielzahl der verhandelten Themen lassen Lesende im besten Fall vielseitig angeregt, im schlimmsten Fall etwas ratlos zurück. Der weitreichende Anspruch des Buches ermöglicht gleichwohl Einblicke in zahlreiche Aspekte der Führung, die anschaulich in einer gelingenden Abwechslung zwischen theoretischen Inputs, Übungen und Einblicken in praktische Erfahrung aufgearbeitet sind. 

Fazit: Wer einen Überblick über Führungsstile sowie Anregungen für das eigene Führungshandeln sucht und diese selbstreflexiv für sich erkunden möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Die Vielfältigkeit des Buches zeigt jedoch dessen Grenzen auf: Für Coaches hätte die konzeptionelle Fundierung der Führungsstile durchaus noch weiter ins Detail gehen können. Die Erfahrungsberichte sind für Neulinge hilfreich, für erfahrene Berater und Coaches eher bekannte Szenarien.

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