Walter Pirzl

Führungskräfte-Coaching. Coaching aus der Perspektive des Personalmanagements und der Führungskraft. Saarbrücken: VDM.

Rezension von Prof. Dr. Frank Strikker

3 Min.

Der eher bescheidene Titel "Führungskräfte-Coaching" verstellt den Blick auf den wahren Gehalt des Buchs: Es geht um den konzentrierten Blick auf die Erfahrungen und Einstellungen von Personalverantwortlichen und Führungskräften zu Coaching.
Eingangs wird eine Bestandsaufnahme erstellt, die zwar einen guten Überblick bietet, aufgrund ihrer Literaturauswahl bis zum Jahr 2003 aber als begrenzt zu betrachten ist. Hier hätten einige aktuellere Titel den Gehalt der Diskussion durchaus erhöhen können.
Im Mittelpunkt des Bands steht eine Studie, bei der Unternehmen des Microelectronic Clusters in Kärnten nach ihrem Stellenwert des Führungskräfte-Coachings befragt werden. Der erste Teil der Studie umfasst die Ergebnisse der Interviews mit Personalverantwortlichen (9 Personen), der zweite Teil die Ergebnisse einer Fragebogenauswertung von Führungskräften (47 Personen). Damit ist der vorliegende Band eine der wenigen Veröffentlichungen, die die Meinungen der Adressaten von Coaching artikuliert. Dieser Umstand macht das Buch bereits zu einer lesenswerten Fundgrube für alle Coaching Interessierten.
Bei den Ergebnissen sollen hier wenige Fakten hervor gehoben werden: Coaching wird von der Mehrzahl der Personalverantwortlichen als positiv eingeschätzt, allerdings oft mit der Beseitigung von Defiziten und Schwächen assoziiert. Als zentrale Auswahlkriterien gelten die "persönliche Chemie" und das Vertrauen zwischen Führungskraft und Coach. Auch von den Führungskräften wird Coaching als sehr positiv und mit einem großen Nutzen für das Unternehmen eingeschätzt. Höchst interessant sind die Barrieren gegenüber dem Einsatz von Coaching, die von den Führungskräften genannt werden: Z.B. Selbstüberschätzung, Stolz, mangelnde Bereitschaft sich zu öffnen, wenig Kenntnis über Coaching. Diese Daten sind für Leser, die Coaching in ihrem Unternehmen platzieren wollen, von größter Bedeutung und bieten viele Hinweise, wie das Marketing für Coaching im Unternehmen aufgebaut werden sollte.
Der letzte Teil des Bands referiert eine Studie, bei der 34 gecoachte Führungskräfte über ihre Erfahrungen mit Coaching berichten. Bei dieser qualitativen Erhebung kommen die "Kunden" von Coaching zu Wort und berichten über ihre Veränderungen, sei es in persönlicher Hinsicht oder unter funktionalen Gesichtspunkten. Insgesamt wird Coaching als nützlich angesehen, wobei einschränkend aufgezeigt wird, dass die Inanspruchnahme von Coaching sehr diskret behandelt wird.
Der Band von Pirzl vermittelt einen guten Eindruck von der Wahrnehmung, den Chancen und Grenzen sowie den Verbesserungsmöglichkeiten beim unternehmensinternen Einsatz von Coaching für Führungskräfte. Für Personalverantwortliche, Wissenschaftler und professionelle Coachs bieten die Ergebnisse einen plastischen Einblick in die Denkweisen und Überlegungen der Kunden. Angesichts des Umfangs des Buches ist allerdings der Preis kritisch anzumerken.

Prof. Dr. Frank Strikker

Frank.Strikker@Euro-FH.de

 

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