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Hans-Georg Huber

Die Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten. Erfolgsfaktoren in Coaching, Führung und Prozessbegleitung.

Rezension von Björn Rohde-Liebenau

3 Min.

Kann ein Buch, das sich mit der „Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten“ befasst, ein „Praxishandbuch Beratung“ sein? So heißt die Reihe innerhalb der „Edition Training aktuell“, in die der Verlag den Titel von Hans-Georg Huber aufgenommen hat. In dieser Frage kristallisiert sich die Spannung des Werkes und der Weg, auf den der Coach und Prozessbegleiter seine Leser mitnimmt.

Coaching macht sich mit dem Anspruch, hochwirksam und neuartig zu sein, rechenschaftspflichtig. Deshalb beschäftigen sich seit Jahren viele Bücher mit dem Thema, wie die Wirkung und der Erfolg von Coaching gemessen werden können bzw. was besonders wirksam und daher zu vermitteln bzw. direkt umzusetzen sei.Das vorliegende Buch gehört in eine dritte Kategorie: Coaching als „wahre Meisterschaft“ – als Kunst, wie sie der Autor schon im Titel reklamiert – oder gar Zauberei, auf die sein Coaching-Kollege Wolfgang Looss im Vorwort anspielt.

Huber hatte bereits 1982 Prozessbegleitung und Organisationsentwicklung zum Thema seiner mündlichen Diplomprüfung in Psychologie gewählt, erfährt der Leser in der Einleitung, in der Huber seinen Werdegang kurz umreißt. Seit 1992 konzentrierte er sich beruflich auf diese Themen und das aufkeimende Coaching. Eigene Berufserfahrung jenseits des Coachings, und nicht zu wenig davon, versteht der Leser sogleich als eine der Grundlagen seiner Künstlerschaft.

Entwicklungsprozesse nicht nur zu begleiten oder zu unterstützen, sondern zu gestalten – den Gegenstand der Kunst –, lernt der Leser im Folgenden dann als durchaus einlösbaren Führungsanspruch kennen, den ein Coach zuerst an sich selbst geübt haben sollte. In welchem Raum kann und darf ich überhaupt tätig sein? Wie dieser Raum sich für Führungskräfte unterscheidet von dem Raum der Coaches, oder auch von jenem der Psychologen, wird eindringlich dargestellt. Die gelungenen grafischen Darstellungen des Buchs zu einigen Wirkzusammenhängen und Unterscheidungen stellt der Verlag als PDF-Download im Internet zur Verfügung. Selbst-Check, Relativierung, besseres Hinhören, um was es eigentlich geht, und auch sich zu entschuldigen, werden als Leitplanken erkennbar. Mehrfach sogar empfiehlt Huber das Hinzuziehen eines zweiten Coachs, besonders für die Begleitung kritischer Prozesse, der diese Leitplanken bzw. diesen Halt dann verkörpern kann.

Huber reiht die Beispiele aus seiner reichen Erfahrung so elegant aneinander, während er seine Leserschaft durch besondere Herausforderungen des Coachings und der Prozessbegleitung führt, dass wir einem spannenden und völlig überzeugenden Erzählfaden folgen. Die Kunst wird schon in der Darstellung erkennbar – Coaching ist hier die fokussierte Begegnung mit einer verdichteten Wirklichkeit.

Fazit: Kein Fazit, kein abgeschlossener Prozess, aber eine ganz persönliche Zusammenfassung aller Elemente und Schritte, nicht zuletzt in der eigenen Entwicklung, die ein erfahrener Coach, Führer und Prozessbegleiter als erfolgreich und vielversprechend erlebt hat. Zudem explizit ein Dank an diejenigen, die ihn auf dem Weg begleitet haben. Die Leser, die Huber so heute mit auf den Weg nimmt, werden es ihm danken.

Björn Rohde-Liebenau

Ombudsmann, Mediator und Coach
RCC@risk-communication.de