Giso Weyand

Der richtige Berater. So finden Sie geeignete Trainer, Coachs und Consultants für Ihr Unternehmen. Frankfurt: Campus.

Rezension von Dr. Christine Kaul

3 Min.

Das kann doch eigentlich nur schief gehen, denkt sich der fachlich hinlänglich versierte Leser bei diesem Buchtitel. Die drei genannten beruflichen Rollen haben so wenig gemeinsam, dass es schon schwer fällt, überhaupt einen treffenden gemeinsamen Überbegriff zu finden. "Berater" ist dabei eine sprachliche Krücke, die wenig präzise ist. Der Autor selbst benutzt im Übrigen den Berater-Begriff ungenau, wenn er leider häufiger Consultant mit Berater gleichsetzt.
Wenig gemeinsam und doch in Abgrenzungskonflikten begriffen: Die Grenzen der Aktivitäten sind verschwommen und uneindeutig; es scheint zumindest, als gäbe es im Unternehmensalltag Schnittmengen, Gebiete, in denen jeder der drei Genannten Heimrechte beansprucht. Dies ergibt sich - daran kann kein Zweifel bestehen - aus den übervölkerten Angebotsmärkten dieser Dienstleister. Weyand präsentiert hierzu die aktuellen - horrenden - Zahlen.
Weyand gelingt allerdings das Kunststück, wenn auch nicht ohne Fehlgriffe, dem Leser praxisnah erste Orientierung zu geben, welche Dienstleistung er braucht, und wie dann eine Eingrenzung in der Angebotsvielfalt erfolgen kann. Die Darstellungen der drei verschiedenen externen Unterstützer (Consultants, Trainer, Coachs) folgen einer einheitlichen Struktur, was das Lesen und Vergleichen erleichtert: Bedarfsanalyse, Kernkompetenzen, den Markt scannen, Vorauswahl... - und werden abgerundet und bereichert durch Interviews mit Experten des Themas. Vor allem der Vergleich der strukturierten Interviews gibt hervorragende Einblicke in die je unterschiedlichen Selbstverständnisse der Berufsfelder.
Verschiedene Indikatoren deuten daraufhin, dass der Autor leider auf dem Feld Coaching nicht so versiert ist, wie auf den beiden anderen Feldern. Oder liegt es an Coaching und seinen Vertretern in der Öffentlichkeit, dass der Autor den Eindruck gewinnt , viele Coachs seien primär mit ihrer Selbstreflexion und der Verfertigung von Beiträgen zu ihren internen Tagungsveranstaltungen beschäftigt?
Es ist immerhin auffallend, dass die Leitfragen zur Entscheidung für einen Coach zu großen Teilen zum Ausschlussverfahren führen: "Misstrauen Sie…, verdient Misstrauen…, seien Sie misstrauisch…, misstrauen sollten Sie auch…, Misstrauen Sie auch dem Coach, der…, Vorsicht auch, wenn…, Meiden Sie Coachs, die…" usw. Zweifellos ist es nicht einfach, in der intransparenten Coaching-Szene den richtigen Coach zu finden, aber der Eindruck, der hier und an verschiedenen anderen Stellen des Buchs entsteht, ist wenig hilfreich und schlicht falsch.
Weyand gelingt es bei weitem besser, Ratschläge für die Auswahl von Consultants und Trainern zu formulieren. Die Arbeitsschwerpunkte, die für die drei Dienstleistergruppen benannt werden, verfestigen noch einmal den Eindruck, dass Weyands Ansichten zu Coaching nicht ganz State of the Art sind: "Problembewältigung bis hin zur akuten Krisenintervention sind also die [sic] klassischen Coachinganlässe." Mit solchen Feststellungen erweist er dem Thema Coaching und all denen, die Nutzen von Coaching haben könnten, einen Bärendienst.
Weyand schreibt locker und witzig, seine Analogien und Beispiele sind unterhaltsam, wie etwa die Frage, was zu tun ist, wenn der Absatz von Gummi-Enten einbricht. Das Buch kann damit allen empfohlen werden, die einen ersten Eindruck gewinnen wollen zur Abgrenzung dreier allgegenwärtiger Business-Dienstleistungen. Wer sich allerdings "notgedrungen" beruflich mit der Frage beschäftigt, welche Hilfe er von wem erwarten kann, dem sei das Ende des Buches ans Herz gelegt: Das Buch endet mit einer gut sortierten Liste von Links, Verbänden, Fachzeitschriften und Literatur.

Dr. Christine Kaul

willkommen@kaul-coaching.de
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