Christopher Rauen

Coaching-Tools II. Erfolgreiche Coaches präsentieren Interventionstechniken aus ihrer Coaching-Praxis.

Rezension von Dr. Klaus Stulle

3 Min.

Das Buch knüpft an den großen Zuspruch an, den seinerzeit der erste Band der Coaching-Tools erzielt hatte. Schon drei Wochen nach Erscheinen war im September 2004 die gesamte Druckauflage vergriffen. Daraus lässt sich ableiten, dass eine übergreifende Sammlung von Praxiswissen auch weiterhin auf großes Interesse stößt. Vor diesem Hintergrund wurden erneut Beiträge von 52 erfahrenen Coaches gesammelt, in eine durchgängige Struktur gefasst und in dem hier besprochenen Werk veröffentlicht. 

Bereits im Vorwort weist der Herausgeber darauf hin, dass die - oberflächliche - Kenntnis einzelner Coaching-Tools möglicherweise reinen "Coaching-Technikern" Vorschub leisten mag. Diese würden sich dann allein an die hier vorgestellten Methoden klammern, ohne jedoch die ganzheitliche Qualität des Coaching-Geschehens im Auge zu behalten. Doch der Verkauf von Werkzeugkästen allein macht bekanntlich keinen Facharbeiter überflüssig. In diesem Sinne sollen dann auch in dem hier vorgestellten Sammelband diverse Anregungen für die Praxis gegeben werden, die weiterhin behutsam und mit Expertise in den Gesamtprozess einzufügen sind. 

Um den zahlreichen Einzelaufsätzen Struktur zu verleihen, ist das Buch analog dem idealtypischen Verlauf von Coaching-Prozessen gegliedert, den Rauen und Steinhübel 2001 vorgestellt haben: Come together, Orientation, Analyis, Change, Habour (COACH-Modell). Eine Zusammenfassung zu Beginn jedes Hauptabschnittes erleichtert dem Leser den Einstieg in das jeweilige Thema. Auch die Einzelaufsätze sind klar strukturiert nach Einzel-Kategorien wie "Kurz-/Ausführliche Beschreibung", "Anwendungsbereiche", "Voraussetzungen/Kenntnisse", "Quellen" etc. 

Bei insgesamt 53 ausgewählten Interventionstechniken fällt die inhaltliche Beschreibung des Buches nicht leicht. Die Palette reicht vom Fragebogen-basierten "Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP)" über diverse Aufstellungstechniken wie "Dieser Zirkus" oder "Psychodynamische Fallaufstellung", Visualisierungsmethoden wie "Karriere-Chart" oder "Rollenkompass" bis hin zu Abschluss-Interventionen wie "Heldenreise" oder "Die guten Wünsche - Ein Ressourcenkreis". Ebenso hätten auch viele weitere Techniken eine Erwähnung verdient. Insofern dienen die genannten Stichworte allein als "Appetitanreger" für eine intensivierte Beschäftigung. Der Leser profitiert dabei zweifellos von der professionellen Vielfältigkeit der Autoren, wobei die lange Autorenliste durchaus als ein aktuelles "Who-is-who" der momentanen deutschen Coaching-Landschaft angesehen werden kann. 

Positiv ist des Weiteren zu erwähnen, dass keine besondere Coaching-Schule wie "Psychodynamik", "Systemik" oder "NLP" dominieren, sondern vielmehr der Pragmatismus der Anwendbarkeit im Vordergrund steht. Einige Artikel sind mit wenigen Seiten sehr kurz bemessen, andere wiederum fallen etwas umfangreicher aus. Doch trotz oder vielleicht gerade wegen der guten Übersichtlichkeit und Struktur dieses Sammelbandes kann sich aufgrund der Fülle von Einzelartikeln beim Leser womöglich eine gewisse Tendenz zum "Durchblättern" breit machen - man mag dann nicht mehr unbedingt jede Seite von Anfang bis Ende durchlesen. 

Als Zielgruppe des Buches kommen in erster Linie Praktiker in Betracht, die ihr bereits vorhandenes Repertoire an Coaching-Techniken erweitern und von der Vielfalt der vorgestellten Interventionen profitieren möchten. Für echte, durchaus wirtschaftlich denkende Anwender mag sich die Frage stellen, ob sich eine Investition in dieses Buch lohnt. Dazu gilt das klassische Argument, dass sich der Preis rasch amortisiert, wenn sich auf Grund der Lektüre auch nur einige wenige Coaching-Sitzungen als besonders ergiebig und erlebnisreich für Coach und Klient erwiesen haben.

Dr. Klaus Stulle

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