Werner Vogelauer

Coaching-Praxis: Das Trigon-Modell: Konzept und Methoden.

Rezension von Dr. Michael Loebbert

3 Min.

Werner Vogelauer verantwortet seit 20 Jahren die Coaching-Lehrgänge des österreichischen Weiterbildungs- und Beratungsunternehmens Trigon. Im Untertitel versteht sich das aus dem "Nederlands Pedagogisch Instituut" (NPI) mit seinen anthroposophischen Wurzeln hervorgegangene Unternehmen als "Entwicklungsberatung". Dieser pädagogische Ethos des Entwickelns von Menschen - Coaching als "Entwicklungsarbeit" (S. 9) - durchzieht den Sammelband der in der Trigon Coaching Weiterbildung tätigen Lehrenden. Da hat sich in 20 Jahren natürlich einiges an (didaktischen) Modellen, thematischen Schwerpunktsetzungen und auch grundsätzlichen Überlegungen angesammelt. In gewisser Weise ist dieses Buch eine Fortsetzung und Fokussierung des 2005 vom selben Herausgeber erschienen Titels "Coaching Praxis: Führungskräfte professionell begleiten, beraten und unterstützen". Dabei sind Doppelungen nicht ausgeblieben, die nur durch die Entschiedenheit erklärbar sind, mit der der Herausgeber für die Wichtigkeit ("ganz wichtig", S. 7) der ausgewählten Gesichtspunkte plädiert: (a) Die Vorstellung des Trigon Modells, (b) der Prozessansatz von Trigon, (c) die Persönlichkeit des Coachs, (d) Haltung und Rolle des Coachs, (e) Ziel- und Vertragsarbeit, (f) Problemlösung und Entscheidungsfindung, (g) die entwicklungsorientierte Perspektive, (h) Transfer und Evaluation, (i) Executive Coaching, (j) Merkmale von Coachingprofessionalität, (k) Ergebnisse einer Coachingbefragung.
Für die Praktikerin und den Praktiker am ergiebigsten sind die Darstellungen einiger Highlights der Trigon Ausbildung:

  1. Das Modell des "Beziehungsgefüges" im Coaching (S. 21-26) erweitert das herkömmliche Modell des Kontraktdreiecks systematisch für unterschiedliche Rollen von externen und internen Coaches.

  2. Das von Trigon bekannte Modell der "Lebensphasen" (S. 48ff.) gibt der Vorstellung von Entwicklung im Coaching einen inhaltlichen Rahmen.

  3. Ein Highlight aus Sicht des Rezensenten ist auch das fünfte Kapitel von Werner Vogelauer zur Ziel- und Vertragsarbeit. Es bietet differenzierte Anhaltspunkte dafür, was es heißt einen Kontrakt für Coaching zu vereinbaren und die Stärken dieser Beratungsform zu nutzen.

  4. Die Darstellung der entwicklungsorientierten Perspektive im siebten Kapitel vor dem Hintergrund des "U-Modells" von Claus Otto Scharmer gibt ein gutes Beispiel, wie Modelle aus der Organisationsentwicklung auch im Coaching genutzt werden können.


Andere Teile des Buches, die nicht direkt an den Entwicklungsansatz von Trigon knüpfen, wirken dagegen etwas bemüht und angesetzt. Klar würde eine gründliche Darstellung des hypnosystemischen Ansatzes (Kapitel von Werner A. Leeb, S. 96ff.) den Umfang des Buches überfordern und man kann das anderswo auch besser nachlesen. Die Erwartung des Lesers der Bezugnahme auf eine gemeinsame Entwicklungsvorstellung bzw. Coaching als Entwicklungsarbeit wird allerdings auch enttäuscht. Ähnlich unverbunden bleiben Themen wie Executive Coaching, Evaluation und Professionalität, die als einzelne Artikel genommen eher hinter dem Niveau anderer Veröffentlichungen zurückbleiben.
Fazit: Wer sich für den Trigon Coaching-Ansatz - Coaching als Entwicklungsarbeit - interessiert oder Impulse erfahrener Coaching-Weiterbildner für die eigene Praxis sucht, wird hier fündig.

Dr. Michael Loebbert

Programmleiter Coaching Studies FHNW – Fachhochschule Nordwestschweiz
www.coaching-studies.ch
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