Monika Treppte

Coaching mit Alien. Roman. Füssen: jyooti.

Rezension von Dorothee Mennicken

3 Min.

Der Titel des Romans stimmt skeptisch: Was haben Coaching und Aliens miteinander zu tun? Aber warum nicht - er macht auch neugierig, es ist schließlich ein Roman, also Fiktion - und da ist doch allerhand erlaubt. So beginnt man gespannt zu lesen.
Roman Koch, Unternehmensberater, befindet sich in einer beruflichen Krise. Er ist ausgebrannt, sein Job stresst ihn, er ist unzufrieden mit sich und allen anderen - und er hat Angst. Angst, seinen Job zu verlieren, der ihm ein komfortables materielles Auskommen sichert. Die Befürchtungen sind begründet, hat er doch aus der Chefetage eindeutige Signale erhalten, dass es so nicht weitergehen kann. Das Angebot: Ein Coaching soll es richten, soll Norbert Koch wieder in die alte Erfolgsspur zurückbringen. Koch betrachtet dies zwar zögerlich als Chance, mutmaßt aber auch über die Hintergründe dieses Angebots, dass dies auch der erste Schritt der Firma sein könnte, um ihn los zu werden. Und dann ist der vorgeschlagene Coach auch noch eine Frau - Koch braucht eine Weile, um dies zu akzeptieren.
Glaubwürdig werden die häufig menschlich fragwürdigen Umstände unserer beruflichen, allzu erfolgsorientierten Welt und die Auswirkungen auf unser Leben - hier am Beispiel Roman Kochs - geschildert. Viele der dargestellten Mechanismen erkennt man wieder, ebenso wie das Gefühl, daran nicht wirklich etwas ändern zu können.
Coach Antjana, eine attraktive und einfühlsame Frau, führt den erfolgsverwöhnten Unternehmensberater behutsam weg von seinen ausgetretenen Pfaden. Das dauert seine Zeit und sie muss einige Widerstände überwinden, bis Koch sich öffnet und sich auf ihre Vorschläge einlässt. Interessant sind hier die Wechsel in der Perspektive - mal wird aus seiner, mal aus ihrer Perspektive erzählt - mal hat ein Erzähler das Wort. So wird die Methode des Coaching für Laien sehr einleuchtend dargestellt. So wie viele Menschen denkt auch Roman Koch zunächst, Antjana würde ihm eine klare Richtung für seine Neuorientierung vorgeben. Doch genau dies ist nicht Sinn und Zweck. Es gelingt der Autorin gut, anhand von ausführlichen Dialogen deutlich zu machen, dass Coaching eine Unterstützung ist, den Weg aber jeder selbst finden muss.
So weit so gut, doch dann wird es abenteuerlich: Warum muss Antjana eine Außerirdische sein, mit natürlich übersinnlichen Fähigkeiten? Dann verlieben die beiden sich auch noch und schließlich stellt sich heraus, dass auch Roman Koch ursprünglich von einem fernen, viel weiterentwickelten Planeten stammt, es sich aber zur Aufgabe gemacht hat, auf der zurückgebliebenen Erde eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und dafür von Antjana bewundert wird. Was soll dem geneigten Leser diese Geschichte sagen: Coaching funktioniert nur mit außerirdischer Hilfe? Der Erdling an sich ist dazu nicht in der Lage? Das kann doch wohl kaum das Ziel der Autorin sein, die selbst Coach ist.
Kurz gesagt: Viele Passagen in dem Buch sind aufschlussreich zu lesen, sie passen gut in unsere Zeit und geben jedem an Coaching Interessierten Hinweise, wie Coaching zur einsichtsvollen Beschäftigung mit der eigenen Geschichte und Gegenwart sowie dem Verhältnis zu anderen Menschen (Freunden und Familie), und damit zu einem neuen Blick auf sich selbst, führen kann. Doch hier wäre wirklich weniger mehr gewesen. Mit dem Kompromiss, das Thema Coaching mit allzu trivialen Elementen - vermutlich für den besseren Verkauf - zu verbinden, beraubt sich der Roman selbst seiner Glaubwürdigkeit. Schade!
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