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Ingmar Maurer

Coaching – Impulse für die professionelle Praxis. Frankfurter Schriften zur Beratung in der Arbeitswelt, Bd. 1. Marburg: Tectum.

Rezension von Janka Hegemeister

3 Min.

Coaching und Wissenschaft schließen sich schon lange nicht mehr aus, das zeigt u.a. die zunehmende Zahl der Ausbildungsangebote im akademischen Bereich. So existiert der Masterstudiengang "Beratung in der Arbeitswelt" der University of Applied Sciences Frankfurt a. M. seit dem Jahr 2008; Mitgründer und Leiter Prof. Dr. Ingmar Maurer ist Herausgeber der ‚Frankfurter Schriften zu Beratung in der Arbeitswelt‘. 

Eine lesenswerte Veröffentlichung ist der erste Band, erschienen 2012. Er stellt Fachinteressierten aus Wissenschaft und Praxis aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Studiengang vor. Zum Autorenteam gehören Lehrende sowie Absolventen des Masterstudienganges. Der Sammelband umfasst sechs Beiträge zum Thema "Coaching als prozessorientierte Einzelberatung von Personen in Arbeits- und Bildungszusammenhängen". 

Mit Annette Wagners "Unvorhersehbarkeit im Coaching" eröffnet ein sehr theoretischer Text den Sammelband: Wagner untersucht den Begriff und die Bedeutung von "Unvorhersehbarkeit" in verschiedenen fachlichen Disziplinen. Im letzten Drittel geht sie dann auf die Möglichkeiten ein, mit Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit von Ereignissen und Entwicklungen im Coaching umzugehen. Astrid Habermann stellt in ihrem Text "Anforderungen an Coaches aus Unternehmenssicht" den Fragenkatalog und die Ergebnisse ihrer empirischen Befragung unter 33 Personalentscheidern vor. Sie dokumentiert die Kriterien, die Personalentscheider an Coaches stellen, und wie diese Kriterien bei der Coach-Auswahl überprüft werden. Ein weiterführender Text für Coaches, die sich für die Arbeit im Unternehmenskontext interessieren. 

Oliver Grimsehl arbeitet die identifikationsrelevanten Faktoren in Organisationen heraus, um die Frage zu beantworten, welchen Beitrag Coaching zur Steigerung der Mitarbeiteridentifikation in Unternehmen leisten kann. In "Coaching und Mitarbeiteridentifikation" beschreibt er zudem die unterschiedlichen Coaching-Methoden wie Einzel-, Team- oder internes/externes Coaching, die in Unternehmen zum Einsatz kommen. W

endelin Meyer-Mölck stellt in "Outplacementberatung für Führungskräfte" die Kultur und die Methoden des Outplacements in seiner Historie vor. Zudem untersucht er den Einfluss von Coaching-Methoden auf den Outplacementprozess. Anders als in der reinen Outplacementberatung könne es durch die Kombination mit Coaching eher zu einer echten Neuorientierung kommen, die für die Führungskraft durchaus mit einem Wechsel der Tätigkeit und/oder der Branche verbunden sein könne, so Meyer-Mölck. 

Rosemarie Steinhage präsentiert mit "Stress und Burnout bei Führungskräften" ein innovatives Coaching-Konzept, das Führungskräften ermöglicht, Stress frühzeitig zu erkennen und einen konstruktiven Umgang mit gleichbleibend hohen Arbeitsanforderungen zu finden, um nicht (wieder) daran zu erkranken. Vier Fallballspiele verdeutlichen ihren Ansatz. 

Holger Senft setzt sich dezidiert mit den Vor- und Nachteilen der Methode "E-Mail-Coaching" auseinander, erläutert Anforderungen bei der schriftlichen Form an Coach und Klient, klärt Rahmenbedingungen und Voraussetzungen von Seiten des Arbeitgebers bzw. für Privatpersonen. 

Fazit: Bis auf den sehr theoretischen Text von Wagner befassen sich alle Texte mit konkreten Methoden und Fällen aus der gegenwärtigen Praxis im Coaching. Der wissenschaftliche Ansatz führt zu fundierten Aussagen und Erkenntnissen, die über das übliche Maß in der Coaching-Literatur hinausgehen, ein guter Start für eine neue Publikationsreihe. Der zweite Band der Schriftenreihe ist für das Jahr 2014 geplant; er wird sich mit verschiedenen Aspekten zum Thema Organisationsentwicklung befassen.