Nach oben
Bettina Schiessler

Coaching als Maßnahme der Personalentwicklung. Aktuelle Praxis, Analyse und wissenschaftlicher Ansatz für eine einheitliche Coachingmethodik. Wiesbaden: VS.

Rezension von Prof. Dr. Frank Strikker

3 Min.

Bettina Schiessler möchte mit ihrem Band, der an der FU Berlin 2009 als Dissertation angenommen worden ist, "eine neue Möglichkeit zur alternativen Betrachtung des Coachings" (S. 8) aufzeigen. Zugleich will sie zu einem besseren einheitlichen Verständnis, zur wissenschaftlichen Evaluation und zu einer konkreten theoriebasierten Weiterentwicklung von Coaching beitragen.

Im ersten Teil erarbeitet die Autorin eine umfassende Bestandsaufnahme der Geschichte, der Anlässe, der Arten und weiterer Rahmenfaktoren des Coachings, die leider, wie anhand der Literaturliste erkennbar ist, im Jahr 2007 endet. In diesem Part wird bereits deutlich, dass die Konzentration der Arbeit auf Coaching liegt, denn eine vergleichbare Betrachtung der Personalentwicklung wird nicht vorgenommen.
Im mittleren Part entwickelt die Autorin eine neue Betrachtung von Coaching auf der Basis der sog. Nicht-klassisch, synergetischen Theorie der Information. Diese Theorie, die ihren Ursprung der Quantentheorie zu verdanken hat, modelliert eine fokussierte Gestalt, in diesem Fall Coaching, zwischen der inneren Struktur und ihren Rahmenbedingungen. Die innere Struktur wiederum wird in die drei Felder Praktiken, Funktion/Sinn und Struktur differenziert. Mit dem zentralen Begriff der Kohärenz wird die wechselseitige Entsprechung der drei Felder beschrieben, während Korrespondenz die Entsprechung von Struktur und Rahmenbedingungen bezeichnet. Je nachdem wie Kohärenz und Korrespondenz sich darstellen, wird von einer stabilen Phase oder einer Krise bzw. einer dynamischen Weiterentwicklung gesprochen. Mit diesem Modell wird Coaching analysiert. Nach Ansicht der Autorin ist Coaching "noch in einer grundlegenden Entwicklungsphase", die aber "deutliche stabilisierende Tendenzen erkennen lässt" (S. 304). Zur Verstärkung dieser Tendenzen fordert B. Schiessler u.a. eine einheitliche, wissenschaftlich fundierte Coachingmethodik (S. 307) und eine wissenschaftlich basierte Coachingqualifikation (S. 309). Der Forderung nach einer einheitlichen Coachingmethodik kommt die Autorin in ihrem letzten Teil nach.

Hier entwickelt sie ausgehend von ihrer Theorie ein zwar abstraktes, aber durchaus diskutables Modell für eine allgemeine Coachingkonzeption. Mit dem Modell soll zum einen auf der allgemeinen Ebene eine notwendige Vereinheitlichung, Transparenz und Qualitätssicherung gewährleistet werden, zum anderen aber auch die flexible, bedarfsorientierte Individualität eines Einzelfalls berücksichtigt werden.
Der gesamte Band ist eine erkenntnisvolle Analyse der aktuellen Entwicklung des Gegenstands Coaching. Darstellung und Schreibweise sind einem wissenschaftlichen Kontext verhaftet. Der Titel des Bandes ist leicht irreführend, da in der gesamten Gliederung weder der Begriff Personalentwicklung auftaucht, noch auf Personalentwicklung genauer Bezug genommen wird. Andererseits kann die Arbeit zu Recht für sich reklamieren, eine anspruchsvolle alternative Betrachtung von Coaching auf einer theoretischen Ebene zu sein.
Fazit: Der Autorin gelingt es, ein für die Sozialwissenschaften ungewöhnliches Theoriemodell auf Coaching zu beziehen und damit den Blick für die Entwicklung von Coaching zu weiten. Der Professionalisierung von Coaching kann diese neue Perspektive nur gut tun.

Prof. Dr. Frank Strikker

Frank.Strikker@Euro-FH.de